26. April 2020
In Seoul haben aufgrund von Corona immer noch alle Museen geschlossen. Doch es gibt Alternativen: Im Anyang Art Park lassen sich in einem weitläufigen Waldstück, nur etwa eine Stunde von Seoul entfernt, mehr als 50 Outdoor-Kunst-Installationen entdecken.
Ich bin unglaublich dankbar dafür, gerade hier in Südkorea zu sein. Die Situation ist aktuell eine der besten weltweit und die Zahlen sehen sehr vielversprechend aus. So gab es in der gesamten letzten Woche pro Tag stets weniger als 20 neue Corona-Fälle im ganzen Land. Das Leben hier in Seoul ist wesentlich uneingeschränkter als in den meisten anderen Ländern und auf den Straßen ist schon seit mehreren Wochen wieder das alltägliche Leben eingekehrt. Man bekommt den Eindruck, das Schlimmste sei überstanden. Nichtsdestotrotz werden weiterhin Vorsichtsmaßnahmen eingehalten und kulturelle Einrichtungen wie Museen bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Entsprechend fällt auch der „Culture Day“ – der letzte Mittwoch jedes Monats, an dem in zahlreichen Museen der Eintritt frei ist – weiterhin aus. Bei meiner Recherche nach möglichen Alternativen bin ich dann auf den Anyang Art Park gestoßen. Dadurch, dass der Park ein weitläufiges Outdoor-Gelände ist, hat er im Gegensatz zu den kleinflächigeren Indoor-Museen geöffnet. Da war sofort klar: nichts wie hin!
Kunst-Paradies mitten in der Natur
„Anyang“ bedeutet laut Park-Guidebook „pures Land“. Tatsächlich hat der Ort eine sehr reine, beinahe magische Ausstrahlung… perfekt, um sich dem hinzugeben und einfach drauf los zu entdecken.
Let’s go get lost!
Kaum angekommen haben wir uns im Convenience-Store am Bahnhof mit etwas Proviant eingedeckt. Die Verkäuferin hat uns dabei auch direkt ein Guidebook inklusive Karte für den Park in die Hand gedrückt. Wir haben uns allerdings dazu entschlossen, erst einmal ohne einen Blick auf die Karte loszulaufen. Und das war die beste Entscheidung. So sind wir nämlich eine Weggabelung „zu früh“ abgebogen und standen dadurch auf einmal vor dem Anyangsa Temple inkl. seiner riesigen Buddha-Statue. Gefolgt von dieser unerwarteten Entdeckung haben wir den 142 Meter hohen Anyang Peak erklommen. In direkter Nähe zum Tempel hat man von dort aus eine herrliche Aussicht über die bergige Region.
Mirror Maze
Im Anschluss an den Anyang Peak haben wir dann nach und nach die einzelnen Kunst-Installationen abgegrast. Mein Favorit: das „Dimensional Mirror Labyrinth“ des dänischen Künstlers Jeppe Hein. Die kreisförmig angeordneten Spiegelsäulen ziehen einen mit ihren Reflektionen und optischen Täuschungen immer weiter in die Mitte der Installation hinein. Insgesamt sind es 108 Säulen, die stellvertretend für die 108 Sehnsüchte des Buddhismus stehen und damit einen Bezug zum Ort Anyang herstellen.
Hintergrund: Kunst zur Aufwertung der Region
Hinter dem Park steckt das Anyang Public Art Project (kurz: APAP), das 2005 ins Leben gerufen wurde, um die zuvor durch willkürliche Bauprojekte betroffene Region wieder aufzubauen. Bis dato haben mehr als 50 koreanische sowie internationale Künstler mit ihren Werken zu dem Park beigetragen.
Wie kommt man hin?
Der Trip zum Anyang Art Park fühlt sich so an, als sei man lediglich innerhalb von Seoul unterwegs. Denn ab der Yongsan Subway Station dauert die Fahrt mit der Line 1 zur Anyang Station nur eine halbe Stunde. Von dort aus nimmt man entweder den Bus und gelangt so innerhalb von weiteren 15 Minuten zum Park. Weil das Wetter so schön war, haben wir uns allerdings entschieden, von der Station aus zu Fuß zu laufen – was auch nur ungefähr 25 Minuten gedauert hat.
Mein Fazit
Wenn du dich für Kunst und Natur begeisterst, dann kommst du im Anyang Art Park definitiv auf deine Kosten. Und das auch noch ganz umsonst. Außerdem ist der Besuch eine schöne Abwechslung zum Großstadt-Trubel in Seoul.