21. Juni 2017
Duschanbe möchte eine Hauptstadt der Superlative sein. Es gibt dort den mittlerweile-nur-noch-zweithöchsten Fahnenmast der Welt, das größte Teehaus der Welt und gerade wird noch die größte Moschee Zentralasiens dorthin gebaut. Was ich neben dem DAAD-Deutschlehrertag in Duschanbe erlebt habe, erfahrt ihr in diesem Blog-Beitrag.
Auf Reisen vergleiche ich neue Orte nicht mehr mit Deutschland, sondern mit Kasachstan. Nach einem dreiviertel Jahr in Zentralasien habe ich mich schon an einiges gewöhnt, was in diesem Teil der Welt üblich zu sein scheint. Auf meinen Spaziergängen durch Duschanbe musste ich deshalb oft denken: Ach, das gibt es hier also auch! Seien es Porträts des großartigen Präsidenten an sämtlichen Häuserfassaden oder Werbeplakate für das Land, in dem ich mich gerade befinde. Das alles war mir schon vertraut.
Ein Unterschied zu Almaty ist der öffentliche Nahverkehr. Statt Bussen gibt es hier sogenannte Marschrutkas: Kleinbusse, die gern bis auf den letzten Zentimeter vollgestopft werden und für die es keine festen Abfahrtszeiten gibt. Dank wenig Verkehr und manchmal mehreren Abfahrten einer Linie pro Minute, kann man sich damit sehr schnell und zuverlässig durch die Stadt bewegen. Der Fahrpreis in Duschanbe ist auch sehr erschwinglich: 1 Somoni (10 Cent) pro Fahrt, halb so teuer wie in Almaty. Die einzige Herausforderung ist die richtige Linie zu finden – ohne Fahrpläne und 2GIS, aber dafür habe ich ja Russisch gelernt: zum Nachfragen!
Anfang Mai ist die ideale Zeit Duschanbe zu besuchen: Die Temperaturen sind bereits sommerlich warm und die vielen penibel gepflegten Parks zeigen sich in ihrem schönsten grün, bevor dann im Hochsommer jedes nicht-künstlich-bewässerte Stück Rasen austrocknet und gelb-braun wird. Darüber hinaus gibt es im Zentrum Duschanbes eine Sammlung monumentaler Bauwerke, die sich gegenseitig in den Schatten stellen: ein von überall sichtbarer, 165 Meter hoher Fahnenmast; eine Statue von Ismoil Somoni, die 15-mal größer ist als ich; oder einen Präsidentenpalast, den Palast der Nation, der gern mit dem Weißen Haus in Washington D.C. verglichen wird – um nur eine Auswahl zu nennen. Zwei andere Rekorde passen leider gar nicht zur luxuriösen Hauptstadtarchitektur: Tadschikistan ist auch das kleinste und ärmste Land Zentralasiens.
Direkt außerhalb von Duschanbe gibt es meine Lieblingssehenswürdigkeit: Berge! Gemeinsam mit meinen Kolleginnen, den DAAD-Sprachassistentinnen aus Duschanbe und Bischkek, war ich dort einen Tag unterwegs. Durch das Tal eines rauschenden Bergflusses, über noch schneebedeckte Wege und entlang wilder Tulpen und Frühblüher führte uns unsere Wanderung immer tiefer in die tadschikische Wildnis. Obwohl wir den ganzen Tag unterwegs waren, begegneten wir nur drei anderen Wanderern und ein paar Insekten und Vögeln. Die Stille war nach der Tagung genau das richtige!
Einige Dinge sind vielleicht nicht unter den Top-10 Sehenswürdigkeiten, waren mir aber trotzdem ein Foto wert und sind in meinen Augen typisch tadschikisch: die Häuser und Gewänder der „normalen“ Leute und mein vegetarisches (!) Lieblingsnationalgericht: Qurutub.