30. Juni 2021
Der Juni neigt sich dem Ende zu und somit auch mein Semester an der Uni Kopenhagen. Es wird langsam Zeit, Abschied zu nehmen und zurückzublicken.
Ich sitze gerade in der Bibliothek, in der ich viel Zeit dieses Semester verbracht habe. Draußen ist es grau und es regnet – richtige Abschiedsstimmung. Ich erinnere mich an hektisches Arbeiten an meinem Paper, an Hausaufgaben für meinen Dänisch-Kurs, an Kaffeepausen mit Melanie, die ich dort fast immer getroffen habe und an sehr stressige Tage vor meiner letzten Abgabe. Nun sitze ich hier aber vermutlich zum letzten Mal und schreibe meinen zweiundzwanzigsten und letzten Blogbeitrag. Ich könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch über meine Erlebnisse und Eindrücke in Kopenhagen schreiben. Ich habe eine ganze Menge erlebt und gelernt und es stimmt mich ziemlich traurig, nun diesen Beitrag zu schreiben.
Wie lief es denn mit dem Studium?
Ich habe bereits über meine Kurse an der Uni Kopenhagen berichtet. Auch wenn ein Kurs mich nicht zu hundert Prozent überzeugt hat, waren die anderen dafür umso bereichernder. Ich habe eine neue Art der Lehre kennengelernt und noch nie so interaktiv gearbeitet in einem Seminar. Das hätte ich vorher nicht gedacht, vor allem nicht während eines Online-Semesters.
Ich habe bereits alle Prüfungsergebnisse erhalten und die Noten sind gut bis sehr gut ausgefallen. Meine Arbeit hat sich also ausgezahlt. Das gibt mir ein gutes Gefühl für die kommende Zeit in Berlin, denn ich fange ab Oktober mit der Vorbereitung auf mein Staatsexamen an und da kann ein kleiner Motivations-Boost durch gute Noten nicht schaden.
Mein Leben in Kopenhagen
Aber natürlich habe ich nicht nur den ganzen Tag studiert und in Bibliotheken verbracht. Ich habe eine ganze Menge erlebt. Ich bin mal meine Fotogalerie auf dem Handy durchgegangen und habe gemerkt, wie viele schöne Momente ich doch hatte in Dänemark.
Ich habe einen wunderschönen und besonderen Winter in Kopenhagen erlebt. Wir hatten Eis und Schnee und konnten auf zugefrorenen Seen spazieren gehen, was hier selten passiert. Spazierengehen ist auch ein gutes Stichwort. Ich glaube, ich war in den Wintermonaten hier so oft spazieren, wie noch nie in meinem Leben. Aufgrund von Corona war es das Einzige was man in den ersten Wochen unternehmen konnte. Irgendwann hat sich die Situation aber auch wieder entspannt und ich erinnere mich an viele Kochabende mit Freunden und lange Gespräche am Abend oder Spielabende. Als dann irgendwann die Bars, Cafés und Restaurants wieder öffnen durften, habe ich erlebt, warum Kopenhagen so bekannt ist für seine guten Restaurants. Ich habe auch direkt miterlebt, wie Kopenhagen in den letzten Monaten so langsam aus seinem Corona-Schlaf erwacht ist. Mittlerweile gibt es hier nur noch ganz wenige Einschränkungen.
Ich habe auch so einiges gesehen von Dänemark. Ich war in Gilleleje, in Aarhus (dort sogar zweimal), in Odense und in Møn. Gut, dass ich noch ein paar Wochen Urlaub habe in Dänemark und noch ganz viele andere Orte erkunden kann. Eine meiner Lieblingserinnerungen ist das Wochenende in Møn mit meinen Freunden. Wir waren eine bunt gemischte Gruppe und kannten uns vorher eigentlich fast nur durch Online-Vorlesungen, hatten aber eine sehr schöne Zeit in den zwei Tagen. Darüber habe ich auch in meinem letzten Beitrag berichtet.
So viele neue Freunde
Diesem Thema möchte ich gerne einen eigenen Abschnitt widmen. Ich habe in Kopenhagen in sehr kurzer Zeit sehr viele, tolle Leute kennengelernt. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und waren daher sehr schnell, sehr eng verbunden. Man hatte eine gemeinsame Herausforderung, und zwar ein Auslandssemester unter Pandemie-Bedingungen. Daher haben wir, statt auf Partys zu gehen, zusammen gesessen und gemütliche Abende im Wohnzimmer oder am Hafen verbracht. Das schweißt zusammen.
Allerdings kommt nun die Zeit, wo viele meiner Freunde wieder nach Hause reisen. Natürlich verspricht man sich, in Kontakt zu bleiben und zu Besuch zu kommen. Tatsächlich klappen wird das aber sicher bei den wenigsten. Ich habe mich manchmal etwas schwer damit getan, in Kopenhagen nur Freunde auf Zeit zu haben. Ich liebe es, neue Menschen kennenzulernen, vor allem wenn daraus eine enge Freundschaft entsteht. Hier in Kopenhagen habe ich aber das Gefühl, dass die Freundschaften auf ein halbes Jahr begrenzt sind. Diese Situation ist für mich nicht so einfach. Aber ich bleibe einfach optimistisch, dass mir ein paar Freunde auch noch nach dem Semester erhalten bleiben.
Mission accomplished?
Fleißige Leser*innen meines Blogs wissen, dass ich mir am Anfang meines Erasmus-Semesters fest vorgenommen habe, mehr Hygge in meinen Alltag zu integrieren.
Nun ist die Frage, hat es funktioniert? Habe ich meine Mission erfüllt? Ich kann keine klare Antwort auf die Frage geben. Ich hatte in den letzten sechs Monaten so einige Hygge-Momente. Ich habe viele neue Freunde kennengelernt und hatte gemütliche Abende vor dem Kamin. Ich habe viele Bücher gelesen und bin häufig durch das Land gereist. Ich habe mir auch bewusst Auszeiten von meinem Handy genommen und viel Zeit für die Menschen in meinem Umfeld gehabt. Das lag sicher auch daran, dass ich ein etwas entspannteres Studium in Kopenhagen hatte, als ich es in Berlin habe. Ich habe Hygge nicht komplett in meinen Alltag integriert und lebe nicht jeden Tag bewusst nach der dänischen Gemütlichkeit. Allerdings habe ich es geschafft, schöne Momente wertzuschätzen und dankbar zu sein. Und das ist schon viel wert. Und ob Hygge tatsächlich glücklich macht weiß ich nicht. Ich bin es aber definitiv nach meinem Erasmus-Semester.
Ich blicke auf ein unglaublich bereicherndes Semester zurück mit Höhen und auch kleinen Herausforderungen. Ich komme zurück mit einem riesigen Haufen an Erinnerungen, Fotos, Erfahrungen und sogar einer neuen Sprache. Ich nehme außerdem eine neue Freundin mit, die ich hier kennengelernt habe und die auch in Berlin wohnt. Und wenn ich mal Fernweh habe setze ich mich einfach in den Zug Richtung Hygge-Land. Ich gehe zwar mit einigen Tränen in den Augen. Das Tolle ist aber, dass ich alles was ich gelernt und erfahren habe in Dänemark einfach mit nach Berlin nehmen kann.
Aber jetzt heißt es erstmal, Sommer in Dänemark!
Macht‘s gut.