31. Januar 2025
Als ich mich für mein Auslandssemester entschieden habe, waren meine Hauptargumente, dass es gut in meinem Lebenslauf aussieht und dass ich ein neues Land kennenlernen möchte. Mir war aber gar nicht bewusst, wie sehr ich als Person davon profitieren und mich weiterentwickeln kann, wenn ich einige Monate in einem anderen Land lebe, studiere und wohne.
Am Ende meines Auslandssemesters habe ich mich gefragt, was ich eigentlich gelernt habe und wie ich als Person an dieser Erfahrung gewachsen bin und dachte mir, ich teile das hier mit euch.
Katastrophe bedeutet Lernen
Während meiner Zeit in den Niederlanden lief natürlich nicht immer alles nach Plan und ich würde sogar sagen, dass einige Dinge richtig schief gelaufen sind. Zum Beispiel habe ich mir nach ein paar Wochen im Ausland den Zeh gebrochen. Im ersten Moment hat mich das sehr überfordert und vor einige Herausforderungen gestellt, aber im Nachhinein kann ich sagen, dass es mir vor allem gezeigt hat, dass ich für jede Situation eine Lösung finde. Nach ein wenig Recherche hatte ich einen englischsprachigen Arzt gefunden, alles Nötige mit der Versicherung geklärt und kurze Zeit später einen Termin. Sollte mir also in Zukunft im Ausland noch einmal etwas passieren, weiß ich, dass ich eine Lösung finden werde und kann entspannter reisen. Das und all die anderen Kleinigkeiten, wie z.B. eine schwierige Gruppenarbeit, haben mir gezeigt, dass diese zunächst negativ erscheinenden Ereignisse wichtig für mich und meine Entwicklung sind, denn nur durch das Finden von Lösungen und das Akzeptieren von unveränderlichen Umständen kann ich wachsen.
Mein Leben ist MEIN Leben
Fomo, also „fear of missing out“, hat bis vor einem Jahr eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Ich hatte immer Angst, etwas zu verpassen, dachte, dass ich langweilig bin, weil ich nicht auf Partys gehe (obwohl ich die Musik und die Leute dort sowieso nicht mag), dachte, dass ich im Auslandssemester viel feiern muss, weil man das halt so macht und vielleicht wäre ein Land weiter weg als die Niederlande doch besser und herausfordernder gewesen.
Aber ein Auslandssemester ist (wie das ganze Leben) für jeden komplett individuell. Nur weil ich vielleicht nicht so oft feiern war wie meine Mitbewohner oder Nachmittage alleine im Café verbracht habe, war es kein schlechtes Auslandssemester. Am Anfang habe ich mich oft in die Kneipe geschleppt, mit Leuten geredet, die ich nicht mochte und gedacht, das ist halt ein Auslandssemester.
Falsch gedacht! Ich habe mir für mein Auslandssemester vorgenommen, mein Englisch zu verbessern und herauszufinden, ob mir das Campusleben gefällt. Und genau aus diesem Grund haben meine Gespräche und Matcha-Verabredungen mit Freunden, die Filmabende mit der WG oder die Zeitung alleine in der Stadt mein Auslandssemester perfekt gemacht. Ich habe gemerkt, dass ich mein Leben wirklich nach dem ausrichten sollte, was mir Spaß macht und mir hilft, meine Ziele zu erreichen, und nicht nach dem, was andere von mir erwarten.
Reflexion und Abstand
Eigentlich habe ich mir nie Zeit genommen, über mein Verhalten oder vergangene Situationen nachzudenken. Natürlich habe ich gemerkt, wenn ich mich in einer Streitsituation blöd verhalten habe oder wenn ich eine Sportübung vielleicht falsch gemacht habe und danach Rückenschmerzen hatte. Aber Gruppenarbeiten, Stresssituationen oder meinen allgemeinen Umgang mit meinen Mitmenschen habe ich selten aktiv reflektiert. Durch die verschiedenen Aufgaben während des Auslandssemesters musste ich oft Reflexionen schreiben und beschreiben, was in bestimmten Situationen passiert ist, wie ich mich gefühlt habe und wie ich in Zukunft vermeiden oder unterstützen kann, dass ich mich so fühle. Diese Auseinandersetzung mit den Details von unscheinbaren Situationen hat mir oft gezeigt, welche kleinen Handlungen mich gestresst oder unglücklich gemacht haben und ich konnte sie beim nächsten Mal ändern.
Meine Arbeitsweise hat sich dadurch im Laufe der Zeit auch sehr verändert, denn anfangs wollte ich immer direkt mit meinen kreativen Ideen loslegen und alle meine Ideen so schnell wie möglich umsetzen. Durch meine Reflexionen habe ich aber gemerkt, dass eine kurze Visualisierung meiner Ideen am Anfang und eine detaillierte Vorbereitung und Planung danach meine Arbeit viel effizienter und strukturierter macht.
Was bedeutet das für mich, wenn ich wieder in Deutschland bin?
Nach meinem Aufenthalt in den Niederlanden bin ich viel entspannter, wenn es um Reisen und unbekannte Situationen geht, die ich nicht unbedingt bis ins kleinste Detail planen muss, ich gehe strukturierter und viel weniger ängstlich an meine Bachelorarbeit in diesem Jahr heran und habe das Tagebuch und die Reflexion fest in meinen Alltag integriert.
Wie meine ersten Tage zu Hause aussehen, zeige ich euch übrigens auf Instagram und TikTok, also schaut doch mal vorbei.