30. November 2022
Ich kann es kaum glauben, aber so kurz vor Weihnachten wird es auch hier in Texas kühler. Das Semester ist nun mehr als fortgeschritten, doch der November hielt noch ein Highlight der besonderen Art bereit! Das Truthahnfest oder besser bekannt als Thanksgiving fand in Amerika statt. Ich möchte euch diese Tradition näher bringen und zeigen, wie ich die vergangen Tage erlebt und verbracht habe.
Bereits zu Beginn des Semesters war jedem Studenten an der Texas A&M klar, dass in der Woche von Thanksgiving keine Unterrichtsveranstaltungen stattfinden. Der Anlass für diese Auszeit ist das vielleicht amerikanischste Traditionsfest namens Thanksgiving. Doch was genau ist Thanksgiving und warum wird dieses Fest gefeiert?
Thanksgiving:
Jedes Jahr am vierten Donnerstag im Oktober findet das amerikanische Erntedankfest „Thanksgiving“ statt. Diese Tradition geht auf das Erntemahl der kolonialen Pilger im Jahre 1621 zurück. Neben den USA wird dieses Fest seit jeher auch noch in Kanada gefeiert. Gefeiert werden die Gaben des vergangenen Jahres, für die, die Menschen dankbar sind.
Ein Fest, wie ich es bisher nur aus Filmen und dem Fernsehen kannte. Was ich also erwarte oder damit verbinde – vor allem ein üppiges Truthahn-Essen und Football im Fernsehen zu schauen. Daher war ich das ganze Semester lang sehr gespannt auf diesen einen Tag. Und ich kann euch schon mal verraten, meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt.
Driving home for Thanksgiving!
Wenn man die amerikanischen Mitstudierenden nach ihren Plänen für Thanksgiving gefragt hat, so war die Antwort stets einheitlich: Dieses Fest wird zu Hause mit Familie und Freunden gefeiert. Eine Option, die ich als Austauschstudent von vornherein ausschließen konnte, so gern ich mittlerweile auch meine Liebsten in den Arm nehmen wollen würde.
Eine Alternative war das von anderen Studierenden organisierte Friendsgiving.
Friendsgiving:
Im Fokus von Thanksgiving steht das Zusammenkommen mit seinen Angehörigen. Sämtliche Studierende, die nicht mal eben nach Hause konnten, durften oder vielleicht auch nicht wollten, waren hier gern gesehen. Ganz im Sinne der amerikanischen Tradition wurde gemeinsam gekocht und gegessen.
Eine, wie ich finde großartige Initiative von meinen Mitstudierenden. Meine Pläne für Thanksgiving sahen aber etwas anders aus.
Mehr als nur texanische Gastfreundschaft
Glücklicherweise habe ich mich zu Beginn des Semesters dazu entschlossen dem Deutsch Club der Texas A&M beizutreten. Einmal pro Woche findet die sogenannte Kaffeestunde statt in der sich die Mitglieder des Deutsch Clubs treffen und sich gemeinsam bei Kaffee und Kuchen austauschen. Sinn und Zweck dieses Clubs ist es Menschen von der deutschen Sprache zu begeistern, neue Kontakte aufzubauen und interessierte Studenten bei Erlernen unserer Sprache zu unterstützen.
Bei einem sogenannten Club handelt es sich um studentische Organisationen, die das Leben rund um und auf dem Campus gestalten. Es sind so gesehen Freizeitaktivitäten für uns Studierenden. Von sportlichen Aktivitäten wie einem Ruderclub bis hin zu Sprachclubs wie der Deutsch Club ist alles dabei. Insgesamt gibt es über 1.000 verschiedene Studentische Organisationen.
Warum ich euch diese Herleitung gebe? Im Rahmen dieses Clubs habe ich meinen texanischen Freund John kennengelernt, der mich eingeladen hat, das Fest mit seiner Familie zu verbringen. Als ich daraufhin erwiderte, dass zu dieser Zeit ein Freund aus Deutschland zu Besuch kommt, zögerte John nicht und meinte, dass wir beide mehr als gern gesehene Gäste bei ihm zu Hause wären. Mehr Gastfreundschaft geht nicht. Stellt euch mal vor, ihr kennt eine Person schätzungsweise drei Wochen, würdet ihr sie direkt zu einem Fest mit der ganzen Familie einladen? Geschweige denn einen weiteren euch unbekannten Freund? Sowas nennen die Texaner Gastfreundschaft!
Funkelnde Häuser, Football und ganz viel Essen
Am Mittwochabend angekommen in Georgetown, einer kleinen Vorstadt von Austin der Hauptstadt von Texas fielen uns direkt die zahlreich geschmückten Häuser auf. Eine Stadt, die für die mit Lichterketten verzierten Vorstadthäuser bekannt ist. Eine Nachbarschaft, in der man quasi spazieren gehen muss! Ganz wie für Texaner üblich wurden wir herzlich von der Gastfamilie empfangen. Ich habe mich von der ersten Sekunde an sehr aufgenommen und wohl gefühlt.
Nun war es endlich soweit – der von mir lang ersehnte Thanksgiving-Donnerstag ist gekommen. Ganz üblich in Amerika sind die Footballspiele, die von früh bis in Abend hinein stattfinden. Getreu der Tradition haben wir den Tag also förmlich mit Football schauen angefangen. Bis dann das große Thanksgiving Essen begann. Im Fokus stand der Truthahn, der bereits drei Tage zuvor zubereitet worden ist. Was Thanksgiving für mich besonders gemacht hat? Die familiäre Atmosphäre!
Großeltern, Verwandte und auch wir Freunde von John waren alle gemeinsam über den gesamten Tag zusammen und haben viel gegessen und umso mehr gelacht! Es war einfach nur toll und ich bin froh, dass ich dabei sein durfte. Ich fände es schön, wenn auch wir in Europa dieses Fest feiern würden – ganz im Sinne der gemeinsamen Zeit.