17. September 2016
Das chinesische Mondfest, auch Mitherbstfest genannt, ist in China ein gesetzlicher Feiertag. Das bedeutete für Hui, die Schüler und mich zwei Tage schulfrei. Den Feiertag verbringen viele Chinesen bei einem gemeinsamen Essen und Unmengen an Mondkuchen in der Heimat. Hui war so lieb, mich zu ihrer Familie auf das „Land“ einzuladen.
Bisher habe ich mit Chinesen die Erfahrung gemacht, dass man nie weiß, was auf einen zukommt. Zum Beispiel hat man die Information „Treffen am Obststand um halb 10“ und dann lässt man sich überraschen, was auf einen zukommt. So stand ich nun morgens um halb 10 an besagtem Obststand, bis mich ein Auto lautstark anhupte. Darin saß eine chinesische Familie: Vater, Mutter und Kind, die mich anscheinend mitnehmen sollte. Zwanzig Minuten Fahrt später hatte ich auch schon den ersten Teil meiner Reise hinter mich gebracht und wurde an einer Tankstelle rausgelassen. Zum Glück tauchten ein paar Minuten später Huis Eltern auf, die mich dann zu dem Haus der Oma auf das Land mitnahmen. Es wird sicher noch ein bisschen dauern, bis ich mich an diese Art des chinesischen Planens gewöhnt habe.
Huis Oma wohnt eine knappe Stunde von Zhuzhou entfernt. Auf dem Land kann man es meiner Meinung nach nicht so wirklich nennen, da sich das kleine Anwesen unmittelbar vor der nächsten Großstadt und an einer Autobahn gelegen befindet. Nichtsdestotrotz war es eine schöne Gelegenheit, dem Großstadttrubel zumindest für kurze Zeit zu entfliehen und die Natur der Provinz Hunan zu sehen. Was aber macht man mit 14 Chinesen, mit denen man sich nicht wirklich verständigen kann? Am besten erstmal einen Spaziergang mit dem Cousin und der Cousine von Hui durch die anliegenden Lotusblumenfelder.
Nach dem Spaziergang war es dann auch mal wieder Zeit für Essen (eine der Lieblingsbeschäftigungen der Chinesen). Da die Provinz Hunan für seine scharfe Küche bekannt ist, habe ich in dieser Hinsicht eine besonders schwere Zeit vor mir. Trotz der Schärfe haben die Gemüsesorten aus eigenem Anbau und diverse Fleisch- und Fischgerichte sehr lecker geschmeckt.
Nach dem Essen folgten zwei weitere Lieblingsbeschäftigungen der Chinesen: Mittagsschläfchen und Fernsehen. Während ich mir mit einem Teil der Familie bei Kautabak, Lotusblumenkernen und Tee kitschige chinesische Telenovelas anschauen durfte, schlief der andere Teil der Familie an Ort und Stelle lieber ein.
Nachdem wir abends noch einen Kinofilm in Hui’s Heimatstadt geschaut, erneut gegessen und ein Feuerwerk zum Mondfest bestaunt haben, ging ein sehr ereignisreicher Tag zu Ende.