15. November 2015
Eines habe ich in Málaga schon gelernt: Malagueños – wie die Einwohner genannt werden – sind sehr stolz auf ihre Stadt. Immer wieder gibt es Veranstaltungen und Prozessionen, bei denen sie die Liebe zu „ihrem“ Málaga zeigen.
Eine davon war der „Día de la Victoria“, ein Feiertag speziell für Victoria, die Schutzpatronin der Stadt. Um ihre Schutzpatronin zu huldigen, versammelten sich hunderte Einwohner zu einem feierlichen Gottesdienst. Und der war wirklich feierlich: Fast alle Spanier hatten sich herausgeputzt – die Herren im Anzug, die Damen in schicken Cocktailkleidern mit Hochsteckfrisuren. Während der Messe beobachtete ich gebannt, wie scheinbar alle Malagueños stolz die Predigt zu „ihrer“ Victoria verfolgten.
Auch der Altar wurde extra für den „Día de la Victoria” geschmückt.
Tosender Applaus für die Schutzpatronin
Beim anschließenden „Ofrenda de las flores“ legten die Einwohner zu Ehren der Schutzpatronin Blumen vor der Kathedrale nieder. Der absolute Höhepunkt war jedoch die abendliche Prozession. Die Statue der Victoria wurde unter den Augen tausender Schaulustiger durch die Stadt getragen.
Kaum erschien die Heiligenfigur auf den Stufen der Kathedrale brach tosender Applaus aus. Alle klatschten ihrer Schutzpatronin frenetisch zu und riefen immer wieder im Chor „Viva España! Viva Málaga!“. Es herrschte eine solche Begeisterung, dass ich mich anstecken ließ und mitklatschte. Schließlich war auch ich eine Malagueña – wenn auch nur für sechs Monate.
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Begeistert empfingen die Malagueños “ihre” Victoria.
Schweißtreibender Marsch durch die Straßen
Nur ein paar Tage später standen schon die nächsten Feierlichkeiten auf dem Programm. María Santísima del Rocío, eine weitere „Virgen“ (Jungfrau) der Stadt, wurde vom Bischof persönlich gekrönt. Einen Tag vor der Krönung trugen zig Männer die Figur der María durch die Straßen. Die Schweißperlen an den Stirnen verrieten, wie schwer die Statue wirklich war. Tapfer trugen sie ihre María jedoch – mit mehreren Unterbrechungen – weiter durch die Stadt.
Schweißtreibende Arbeit: Zig Männer trugen die noch ungekrönte Marienfigur durch Málaga.
Am Tag darauf durfte María erneut durch die Altstadt „flanieren“. Diesmal gekrönt. Wie schon beim „Día de la Victoria“ versammelten sich wieder tausende Menschen in den Straßen, um einen Blick auf ihre María erhaschen zu können. Wieder wurde das Erscheinen der Statue mit Applaus und spontanen „Viva Málagas“ begleitet.
Mitten in der Prozession musste der ganze Truppe jedoch plötzlich Halt machen: Der Marienfigur war die Krone ins Gesicht gefallen. Ein Ereignis, das die Menschen neben mir sofort beunruhigt weiterleiteten und auch per Whatsapp an Freunde und Familie schickten. Es benötigte schließlich drei Männer und eine gefühlte Ewigkeit, um die Krone irgendwie wieder auf dem Kopf der Figur zu befestigen. Erst dann konnte die Prozession wieder ihren gewohnten Lauf nehmen.
Begleitet von hunderten Menschen bahnte sich die Marienfigur ihren Weg durch die Straßen Málagas.
Ich bin gespannt, wann die Bewohner das nächste Mal zeigen, wie stolz sie auf ihr Málaga sind.