18. Dezember 2016
Italiener sind immer unpünktlich, oder? NEIN! Italiener sind durchaus in der Lage pünktlich zu sein, nur empfinden sie es nicht zu jedem Anlass als eine Notwendigkeit.
Ein Termin in der Bank oder der abfahrende Zug fallen z.B. in die Kategorie Pünktlichkeit, bei Schulunterricht oder privaten Verabredungen ist der Zeitpunkt eher eine flexible Zeitspanne. Hinzu kommt, dass immer Unvorhersehbares dazwischenkommen kann: Ein Streik, ein kleiner Moped-Unfall oder eine Autopanne an zentraler Stelle kann schnell den Verkehr in der Innenstadt lahmlegen. Wo wir Deutschen uns aufregen und hektisch nach einer Lösung suchen würden, bleibt der Italiener ruhig und schmuggelt sich mit seinem Motorrad einfach an der Straßensperre vorbei.
Italiener kennen außerdem das Vorurteil des allgemeinen Zuspätkommens und sind bemüht, dagegen anzukämpfen, indem sie sich nicht (zu sehr) verspäten. Auch die Züge sind (meist) pünktlich, obwohl die Italiener oft über die Unpünktlichkeit des trenitalia meckern – allerdings ist das vermutlich überall auf der Welt der Fall.
Auch Schulzeiten werden oft als flexibel wahrgenommen, aus diesem Grund wurde an der Scuola Germanica ein System eingeführt, dass die Schüler zur Pünktlichkeit erziehen soll. Da die Schüler nicht nur zur ersten Unterrichtsstunde zu spät kamen, sondern auch die Pausen ungefragt verlängerten, musste eine Lösung her. Wer jetzt zu spät kommt, muss bei Herr Motschmann, dem Schulleiter, vorsprechen, dieser entscheidet dann, ob die Verspätung noch akzeptabel ist, oder nicht. Sollte das nicht der Fall sein, verbringt der Schüler den Rest der Stunde auf dem Gang, allerdings ohne einen Zeitvertreib. Bei dreimaliger Verspätung gilt dann die Höchststrafe: eine Woche lang um halb 8 in der Schule erscheinen, unabhängig von Stundenplan – die erste Stunde beginnt übrigens um 8:00.
Der Ort, der mich während meiner Zeit hier allerdings die meiste Zeit gekostet hat, ist die Postfiliale: Egal ob ihr nur ein paar Briefmarken braucht (die es hier nicht immer zu kaufen gibt), oder ein Paket aufgeben wollt, es dauert.
Hier also ein paar Tipps: Wenn möglich geht nicht am 01. eines Monats dorthin, denn die Post ist, wie in Deutschland auch, betreibt neben dem Versandgeschäft noch eine Bank. Diese ist besonders unter Rentnern beliebt, die am Anfang des Monats ihre hart verdiente Pension abholen wollen. Außerdem arbeiten um die Mittagszeit weniger Mitarbeiter, kleinere Postfilialen schließen für die Mittagspause oder sind ohnehin nur vormittags geöffnet. Also: Meidet die Mittagspause – wie auch immer ihr das Projekt „Postfiliale“ angeht, nehmt euch in jedem Fall etwas zum Lesen mit!
Louise
5. Juni 2018
Beim Besuch meiner Tante ist mir im letzten Jahr ein Malheur passiert. Auf der Anreise ist mir in den Alpen der Reifen entflohen. War ganz froh, dass nichts passiert ist und der Abschlepp- und Pannendienst schnell reagierte. In solchen Situationen bin ich froh, dass der italienische Familienteil Verspätungen gelassener gegenübersteht.