31. Mai 2020
Es lohnt sich, in Wien spazieren zu gehen – nicht nur, um die eindrucksvolle Architektur der österreichischen Hauptstadt zu bestaunen. Auch die Wiener Parks und Gärten laden zum Flanieren und Verweilen ein. Wien ist im Ranking „The World’s 10 Greenest Cities 2020” nicht ohne Grund zur „grünsten Stadt der Welt“ gekürt worden. Dahinter folgen München, Berlin und Madrid.
Zu diesem Anlass findest du hier einen kleinen Guide meiner liebsten Wiener Parks. Dazu zählen der Volks- und Burggarten, der Stadtpark und der Augarten. Nicht fehlen dürfen an dieser Stelle natürlich der Schönbrunner Schlosspark und der Belvederegarten. Meine Favoriten aber sind der Türkenschanz- und der Setagayapark. Beide sind von meiner Wohnung aus fußläufig erreichbar – wenn das mal kein Zufall ist.
Schöne Aussicht: der Belvederegarten
Belvedere bedeutet „schöne Aussicht“ und das Barockschloss hält definitiv, was sein Name verspricht. Zusammen mit dem Belvederegarten ist es Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Einst Residenz des Thronfolgers Österreich-Ungarns Franz Ferdinand, dessen Ermordung in Sarajevo 1914 den Ersten Weltkrieg auslöste, beherbergt das zum Museum umfunktionierte Schloss Belvedere heute die weltgrößte Gemäldesammlung des Wiener Künstlers Gustav Klimt – darunter auch „Der Kuss“. Zudem finden sich hier Werke von Egon Schiele, Oskar Kokoschka und vielen mehr. Kein Wunder, dass Schloss Belvedere das meistbesuchte Museum Österreichs ist. Nach einer Kunst-Überdosis bietet der Belvederegarten den perfekten Ort zum Entspannen. Denn nicht nur die Aussicht auf die Stadt, sondern auch der Garten selbst kann sich sehen lassen. Und wenn dir das noch nicht grün genug ist, kannst du gleich noch einen Abstecher in den Botanischen Garten machen.
Zwischen Bambus und Mammutbäumen: der Botanische Garten der Uni Wien
Direkt angrenzend an den Belvederegarten findest du den Botanischen Garten der Uni Wien. Dieser hat von exotischen Blumen über schwarze Kakteen bis hin zu meergrünem Flachrohrbambus mit Blick auf das Schloss Belvedere allerlei zu bieten. Zwei Bergmammutbäume zum Beispiel – eine Pflanzenart, die einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde verdient hätte. An ihrem Naturstandort in Kalifornien werden sie über 3000 Jahre alt. Ursprünglich gab es im Botanischen Garten einmal vier dieser Prachtexemplare. Einer musste allerdings auf eine Höhe von 5 Metern gekappt und der andere sogar ganz gefällt werden, da sie abgestorben waren und so eine Gefahr für Mitarbeiter und Besucher darstellten. Aber auch die Gesundheit der beiden noch stehenden Bergmammutbäume ist gefährdet. Das trockene Wiener Stadtklima macht sie anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Sie vermissen die kühl-feuchte Wetterlage ihrer Heimat Kalifornien, wo der Pazifik für große Mengen an Regen und Luftfeuchtigkeit sorgt.
Was mich außerdem beeindruckte, waren die „Pflanzenklänge“, die überall im Garten zu hören waren. Dabei handelte es sich um eine – leider temporäre – „Ausstellung der Klasse TransArt der Universität für angewandte Kunst Wien – eine akustische Erkundung pflanzlichen Lebens“. Heißt konkret: An einigen Bäumen und Büschen hingen kleine Lautsprecher die Musik und, nun ja, Pflanzenklänge spielten. Darunter kannst du dir wenig vorstellen? Dann höre selbst! An den Pflanzen waren Schilder angebracht, auf denen neben ihrem deutschen und lateinischen Namen auch ein QR-Code abgebildet war. Dieser stellte eine Verknüpfung zum Online-Musikdienst SoundCloud her, wo die entsprechenden Audiodateien zu finden waren. So klingt zum Beispiel der Bergmammutbaum oder die Kannenpflanze.
Und das Beste: Im Gegensatz zu vielen anderen Botanischen Gärten ist der Eintritt hier kostenlos.
Der Kaiser unter den Wiener Parks: Schlosspark Schönbrunn
Wer sich einen Tag lang wie Kaiserin Sisi (nur in den Spielfilmen heißt sie „Sissi“ mit doppeltem „s“ – wieder was gelernt) oder Kaiser Franz Joseph fühlen möchte, muss nach Schloss Schönbrunn fahren! Ursprünglich wurde das Schloss im 17. Jahrhundert von Kaiser Leopold I. als barockes Jagdschloss beauftragt. Im 18. Jahrhundert wuchs es dann zu einer kaiserlichen Residenz heran und wurde unter der Herrschaft von Kaiserin Maria Theresia zur Sommerresidenz der Habsburger.
Während die Tickets für die original ausgestatteten Privatgemächer des Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth (Sisi) recht kostspielig sind, ist ein Spaziergang durch den Schönbrunner Schlosspark kostenlos. Der ursprünglich als Jagdgebiet genutzte Garten war nicht nur für die Haltung einheimischen Jagdwildes und Geflügels bestimmt, sondern beherbergte auch exotische Pfaue und Truthähne, die in fürstlichen Gärten nicht fehlen durften. Bei einem seiner Jagdausflüge soll Kaiser Matthias der Legende zufolge 1612 jene Quelle entdeckt haben, die später als „Schöner Brunnen“ dem Anwesen seinen Namen gab. Während Maria Theresia im 18. Jahrhundert für den Umbau des Schlosses sorgte, widmete sich ihr Gemahl, Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen mit seinem Künstlerkreis der Ausgestaltung des barocken Gartens. Dieser sollte als Fortsetzung der prunkvollen Innenräume nach außen und damit der herrschaftlichen Repräsentation dienen.
Der Schlosspark Schönbrunn gilt heute als einer der beliebtesten Parks der Wiener und bietet beeindruckende Brunnen, Statuen und Denkmäler. Seit 1996 ist er gemeinsam mit dem Schloss Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Der Schlosspark ist zu allen vier Jahreszeiten ab 6:30 Uhr täglich geöffnet. Eine Gloriette krönt den Schönbrunner Hügel. Für den kleinen Anstieg wirst du mit einer fantastischen Aussicht über die Stadt sowie einem erfrischenden Getränk oder heißen Café und Kuchen zur Stärkung belohnt. In der Gloriette befindet sich nämlich ein süßes Café mit Terrasse.
Zudem gibt es ein paar kostenpflichtige Sonderattraktionen: den Kronprinzengarten, den Orangeriegarten, den Irrgarten sowie das Wüstenhaus, in dem eine Sukkulentensammlung präsentiert wird und das Palmenhaus. Dieses besteht aus drei Pavillons, die wiederum drei verschiedene Klimazonen bilden ein Kalthaus, ein „temperiertes“ sowie ein Tropenhaus. So können Pflanzen aus aller Welt gezeigt werden. Außerdem befindet sich auf dem Gelände der Tiergarten Schönbrunn. Er wurde 1752 von den Habsburgern gegründet und ist der älteste noch bestehende Zoo der Welt.
Sisis Rosengarten: der Volksgarten
Allen Blumenliebhabern kann ich den romantischen Volksgarten in Wien Mitte nur wärmstens empfehlen. Er lädt ein, zwischen Rosenblüten und Sisi-Denkmal zu verweilen und im Volksgarten-Pavillon einen Kaffee zu genießen. An besonders schönen Tagen erklingt nicht selten die beruhigende Musik eines Harfen- oder Violinen-Spielers.
Mozarts Garten: der Burggarten
Nur durch den Heldenplatz und die österreichische Nationalbibliothek getrennt, befindet sich fast neben dem Volksgarten der berühmte Burggarten. Und was macht ihn so berühmt? Nicht zuletzt sicher das Mozart-Denkmal, das über einem Notenschlüssel aus Blumen thront. Sehenswert ist auch das tropische Schmetterlinghaus, ein prächtiges Jugendstilhaus, das zarte und farbenfrohe Schmetterlinge beherbergt. Der ermäßigte Eintritt für Studierende beträgt 5,50 €. Angrenzend findest du auch hier ein schönes Café das Palmenhaus. In dem ehemaligen Gewächshaus kannst du unter Palmen einen Tee oder Café sowie die Aussicht über den Garten genießen.
Begegnung mit Johann Strauss: der Stadtpark
Mitten durch den Stadtpark zieht sich der Wienfluss, auch „die Wien“ genannt, der in die Donau mündet. Du kannst entlang der Promenade spazieren gehen oder es dir auf einer der großen Wiesen gemütlich machen. Von allen Wiener Parks hat der Stadtpark übrigens die meisten Denkmäler und Skulpturen. Das berühmteste ist sicher das Johann-Strauss-Denkmal. Auf dem Gelände befindet sich außerdem der Kursalon Wien: eine exklusive Location für klassische Konzerte und private Events.
Grün so weit das Auge reicht: der Augarten
Der historische Augarten aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist die älteste erhaltene barocke Gartenanlage Wiens und bietet heute mit 52,2 Hektar eine riesige Grünfläche in Mitten der Stadt. Auf dem Gelände befinden sich unter anderem die Porzellanmanufaktur Augarten sowie zwei Flaktürme aus dem Jahre 1940 und ein Palmenhaus.
Fernöstlicher Zauber mitten in Wien: der Setagayapark
Setagaya – so heißt ein Stadtteil in Tokio und Schwesterbezirk des 19. Wiener Bezirks Döbling. Aus diesem Freundschaftsabkommen entstand die Idee, in Döbling einen Japanischen Garten zu errichten. Der Setagayapark wurde 1992 vom Japanischen Landschaftsgärtner Ken Nakajima entworfen und gibt dem Besucher das Gefühl, um die halbe Welt gereist und plötzlich in Japan angekommen zu sein. Am Eingang ist in japanischen Buchstaben das Wort „Furomon“ in ein Steinmonument eingraviert, das dem Besucher signalisiert, dass er nun ins „Paradies“ eintritt. Typische Elemente der japanischen Gartengestaltung wie ein Teehaus, eine Steinlaterne und ein Wasserlauf, der über Kaskaden in einen Teich mündet, vermitteln ein Gefühl von Harmonie und Ruhe. Und natürlich gibt es rosafarbene Kirschblüten, die in einem typischen japanischen Garten keineswegs fehlen dürfen (und bei meinem Besuch leider schon nicht mehr geblüht haben). Der perfekte Ort also, um den Alltag zu vergessen und den Frühling zu genießen. Aber Achtung: Der Park ist nur von April bis Oktober geöffnet.
Ruhe und Natur pur: der Türkenschanzpark
Diesen Park hätte ich wohl nie entdeckt, wäre ich beim Spazieren nicht zufällig darauf gestoßen. Und das wäre zu schade gewesen, denn von all den schönen Wiener Parks ist er mein Liebling. Er taucht in keinem Wiener Lifestyle Magazin oder Sehenswürdigkeiten-Ranking auf und wenn doch, dann vielleicht nur ganz unten. Dafür ist er wohl einfach zu abgelegen vom Stadtkern. Ein guter Grund, sich genau hier mit einem Buch in die Sonne zu legen. Man hat seine Ruhe. Touristen? Fehlanzeige.