22. Februar 2025
Mein Erasmussemester ist mit einer Menge neuer Eindrücke und Erlebnisse gestartet. Was strenge Kontrolleure und schöne Häuserfassaden damit zu tun haben, erfahrt ihr im Text.
Um elf Uhr Abends bin ich Ende Januar nach 14 Stunden Zugfahrt endlich in Budapest angekommen. Abgesehen vom schön beleuchteten Bahnhof und den lauten Hauptstraßen konnte ich da noch nicht viel von der Stadt erkennen. Nach ein wenig Schlaf ging es dann am nächsten Morgen direkt raus. In der ersten Zeit bin ich viel herumgelaufen, meistens mit offenem Mund, weil hier wirklich einfach alles schön aussieht. Außer die Supermärkte vielleicht.
Vom Ruhrpott in das Herz Europas
Ob das Paris des Ostens oder halt das Herz Europas – für Budapest gibt es viele verschiedene Synonyme und fast alle von ihnen spielen auf die Architektur in der Hauptstadt an. Oft wird sie als eine der schönsten Städte Europas betitelt, und das nicht ohne Grund. Selbst in einer beliebigen Seitenstraße reihen sich die alten Häuserfassaden aneinander. Während meine Freund*innen in Dortmund von einer Altbauwohnung träumen, kommt man hier kaum in ein Gebäude ohne hohe Decken und Stuck an den Wänden.
Dazu kommt das Leben in einer Stadt am Fluss: die Möglichkeit für einen Spaziergang an der Donau und auf einer der kleinen Inseln machen jeden stressigen Tag etwas besser. Außerdem bietet Budapest unendliche Möglichkeiten zum Essen und Ausgehen, ob in „Ruinbars“, Büchercafés oder Clubs. Und bevor das jetzt noch weiter wie ein Reiseführer klingt, möchte ich eigentlich nur sagen: Ich lebe jetzt zum ersten Mal in einer richtig schönen Stadt. So sehr ich den Ruhrpott und Dortmund auch liebe, die vielen grauen Betonklötze können da einfach nicht mithalten.
In den ersten Wochen hier ist mir wieder bewusst geworden, wie sehr eine schöne Umgebung und vielfältige Freizeitmöglichkeiten, selbst in den Wintermonaten, die eigene Stimmung verbessern können. Aktuell bin ich zwar noch vom Überangebot in der Stadt überfordert und die Freizeit To-do-Liste wird eher länger als kürzer, aber ich freue mich schon darauf, immer mehr zu entdecken (gerade dann, wenn der Frühling kommt).
Kulturschock in der U-Bahn?
So schön Budapest auch ist, die Sprachbarriere bleibt bestehen. Auf dem Weg zu meinem ersten Event der Orientierungswoche wurde ich in der U-Bahn kontrolliert. Danach hatte ich meinen ersten Strafzettel in der Hand.
Für wenig Geld durch die Stadt
Von den strengen Kontrolleuren abgesehen, ist der ÖPNV als Student in Budapest wirklich günstig. Für Studierende aus ganz Europa, auch wenn man nur zu Besuch ist, gibt es ein Budapest Monatsticket für umgerechnet 8,60 Euro. Und noch besser: mit ungarischem Studentennachweis kostet ein Monatsticket für ganz Ungarn umgerechnet nur 4,60 Euro.
Für die Ticketkontrolle stehen hier ab und an zwei Personen am Ein- oder Ausgang der U-Bahn-Stationen. In meinen ersten Tagen hatte ich mir ein Monatsticket für Studierende gekauft. Das gilt grundsätzlich für alle Studierenden in Europa, aber, laut dem Kleingedruckten des Verkehrsbetriebs, nur zusammen mit einem analogen Ausweis. Dieses kleine Detail hatte ich überlesen – mein digitaler Ausweis aus Dortmund hat den beiden Kontrolleuren nicht ausgereicht, mein analoger Ausweis war abgelaufen. Auch der Versuch, meine Situation zu erklären, hat nicht wirklich geholfen. Also ging es samt Strafzettel und Nachweis meiner Partner-Universität in ein Kundencenter, wieder keine Chance. Am Ende war ich 30 Euro ärmer, dafür aber um ein paar Erkenntnisse reicher.
Es kommt sicher immer auf die Personen an, aber in Budapest muss man bei der Ticketkontrolle eher mit Strenge als einem zugedrückten Auge rechnen. Und es macht immer Sinn, sich in solchen Situationen Hilfe von jemanden, der Ungarisch spricht, zu holen. Am besten wartet man ab, bis man einen Studierendennachweis von der ungarischen Uni hat, dann kann sicher nichts schiefgehen.
Teil der international Community
Budapest hat eine unglaublich große, internationale Community. Während meiner Orientierungswoche war ich immer wieder überrascht, wie viele Studierende von allen möglichen Orten der Erde hier zusammenkommen. Alleine am ersten Abend saß ich zusammen mit Personen aus Finnland, Irland, den Niederlanden und USA. Jeden Tag gibt es hier verschiedenste Veranstaltungen für die internationalen Studierenden. Das Gute daran: es gibt eigentlich keine Chance, alleine zu bleiben. Egal bei welchem Event, die Menschen sind immer offen zum Reden. Auch wenn man nicht selbst angesprochen wird, kann man sich ganz einfach zu Gruppen stellen und sich kennenlernen.
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Die ersten Schritte sind dabei sicherlich immer etwas ungewohnt – kommt man aber erst einmal über den Smalltalk hinweg, kann man echt super viel lernen, erfahren und im Idealfall auch noch neue Freundschaften knüpfen. Ich habe in den ersten Wochen schon total viel über die Eigenheiten und Kulturen verschiedener Länder erfahren. Oft kommen selbst zu kleineren Themen wie Supermärkten oder dem Familienbild total spannende Gespräche auf. Die persönlichen Eindrücke der Menschen helfen dabei, neue Perspektiven auf die Länder und Kulturen zu gewinnen. Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass ich in meiner Zeit hier mindestens genauso viel über andere Länder wie über Ungarn erfahren werde, und ich freue mich sehr darauf!
(Das erste Mal) Teil einer internationalen Community zu sein, ist aber nicht nur lehrreich, sondern in erster Linie hilfreich. Viele Menschen mit den gleichen Erfahrungen, Ängsten und Fragen um mich zu haben und mit ihnen darüber zu sprechen, gibt mir immer wieder Sicherheit. Und die kann ich bei all den neuen Eindrücken und Erlebnissen hier gut gebrauchen!