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Drunter und drüber ins Corona-Semester


Es liegt hoffentlich an den Irren und Wirren, die die Corona-Pandemie mit sich bringt. Und vielleicht hatte ich auch einfach nur Pech. Aber in diesem ganz konkreten Semester, und ganz konkret bei mir, war die Organisation an meiner Gastuni etwas irreführend. Eine Einführung für Erasmus-Studierende gab es vor dem „Corona-Semester“ nicht. Über geschlossene Banken, 6,82 Euro und falsche Geburtsländer.

Zwei Wochen vor Uni-Start stürze ich mich ins Gefecht. Weil ich nicht so wirklich weiß, wo ich mich melden soll, mache ich einfach mal einen Termin beim Internacional Office aus. Niemand da, außer einer Mitarbeiterin am Empfangsfenster, sie lächelt bestimmt hinter ihrer Maske. Ich spreche sie auf Spanisch an, sie macht auf Spanisch weiter. An den andalusischen Dialekt habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Aber ihr andalusische Dialekt muss erst durch den Mund-Nasen-Schutz und dann durch eine Plexiglaswand, und auf der anderen Seite stehe ich und muss doch ab und an nachfragen: „Äh? Bitte was?“

Denn obwohl wir hier im Internacional Office sind, möchte ich ungerne aufs Englische ausweichen. Ich beherrsche das Spanische mindestens genauso gut wie das Englische … aber am liebsten habe ich es dann doch ohne Maske und Plexiglas.

Man gibt mir einen Zettel, „Zertifikat des Aufenthalts“ steht drauf, das Datum wird vermerkt, wenn ich meinen Sevilla-Aufenthalt beende, soll ich nochmal herkommen – so weit, so unkompliziert.

Außerdem sagt man mir, dass demnächst eine Zahlungsaufforderung per Mail kommen würde. Die kommt dann auch. 6,82 Euro, der kleine Bodensatz der Studiengebühren, der nicht vom Erasmus-Programm gedeckt wird. Zu zahlen in einer Filiale einer bestimmten spanischen Bank.

Diese Filiale ist vorübergehend geschlossen … diese auch … diese auch … diese auch …

Die Automaten akzeptieren meine Karte nicht. Geld abheben geht. Überweisen kann ich nur, indem ich Bargeld in den Automaten gebe. Eine Bankmitarbeiterin erklärt mir schließlich, wie das funktioniert. Und es bestätigt meinen Eindruck, den ich in den letzten Wochen schon von Spanien gewonnen habe: Wenn man einmal einen (richtigen!) Ansprechpartner erreicht, ist er (meistens!) sehr hilfsbereit. Die Adresse der Filiale speichere ich in mein Handy ein, denn es ist die fünfte, die ich aufsuche und möglicherweise die einzige im sevillanischen Norden, die nicht „vorübergehend geschlossen“ ist.

Auf der so genannten Carta de Pago (die Zahlungsaufforderung mit den 6,82 Euro) sind meine Kurse vermerkt, und man hat mich auch schon Gruppen zugeteilt. Ich bin froh, dass mir die Gruppenauswahl erspart bleibt und ich bin froh darüber, dass meine Kurse frühestens um 12:30 Uhr beginnen (jup, bin Langschläfer). Ich bin froh, bis ich feststelle, dass sich zwei Kurse überschneiden.

Im Angesicht der Immatrikulation

Um mich einschreiben zu lassen, sagt man mir am International Office, soll ich einen Termin an meiner Fakultät ausmachen. Leichter gesagt als getan, denn die Online-Plattform zur Terminvergabe funktioniert über mehrere Tage nicht. Zwei E-Mails später werde ich von der Fakultät erneut zum International Office geschickt.

Dem Mitarbeiter am Empfangsfenster bitte ich darum, dass er sich nicht von meinem spanischen Namen täuschen lassen soll. „Ich bin Erasmus-Student aus dem Ausland, und habe keine Ahnung, wie das alles läuft!“

Ich sei bereits immatrikuliert, sagt er. Dufte! Aber damit wird er mich nicht los.
„Wo ich schon mal hier bin“, sage ich, „in dem Zahlungsbescheid habt ihr mich in Gruppen eingeteilt. Zwei davon überschneiden sich, aber ich kenne die sehr umfangreiche Homepage der Uni mittlerweile auswendig und habe herausgefunden, dass das mit einem einfachen Gruppenwechsel erledigt wäre – könntet ihr das machen?“

„Eigentlich machen wir das hier nicht. Dafür müsstest du zu deiner Fakul- …“

„Was heißt ‚eigentlich‘?“

„Na wenn du schon mal hier bist …“

Ich schreibe ihm den gewünschten Gruppenwechsel auf einen Zettel. Er geht damit die wenigen Schritte herüber zu seinem Rechner, macht ein paar Mausklicks, steht keine zehn Sekunden wieder vor mir und sagt: „Erledigt!“

Mir fällt die Kinnlade runter, aber hinter der Maske sieht er es nicht. Ich bin so angefixt von dem schnellen und unkomplizierten Erfolg, dass ich jetzt aufs Ganze gehe. „Eine Sache noch: auf der Online-Plattform gibt es ein Feld mit ‚persönlichen Angaben‘, die ich von zu Hause aus nicht ändern kann. Demnach bin ich in Spanien geboren – das stimmt aber nicht …“

„Ist doch eigentlich egal …“, murmelt er, ist da aber auch schon unterwegs zu seinem Rechner. Diesmal geht es noch schneller und er sagt wieder: „Erledigt!“

Zu Hause stelle ich fest: Es ist nicht erledigt. Weder der Gruppenwechsel, noch die Änderung meines Geburtslandes. Ich schreibe dem International Office noch eine Mail (acht Tage später habe ich noch immer keine Antwort) und belasse es dann dabei. Es ist Donnerstagnachmittag. Montag geht die Uni los. Dann schauen wir weiter.

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