1. August 2016
Ich bin nun schon seit gut einem Monat in Quito und habe mich einigermaßen gut eingelebt. Dennoch gibt es einige Dinge, an die ich mich nur schwer gewöhnen kann.
Verkehr: Wie komme ich bloß über die Straße?
Der Verkehr in Quito ist fürchterlich. An manchen Tagen brauche ich gute fünf Minuten, um die Straße vor meiner Haustür zu überqueren. An jeder größeren Kreuzung müssen Polizisten den Verkehr regeln, da das allein mit Ampeln nicht zu schaffen ist, beziehungsweise diese von den Autofahrern ignoriert werden. Daher ist es auch wahnsinnig laut und stickig in der Stadt. Allerdings verspricht der Bau einer Metro Besserung. Zudem steigen die Quiteños immer häufiger auf das Rad um.
Konservatismus: Wohnen bei Mutti
Ecuador ist ein sehr konservativ geprägtes Land. Es kommt nicht selten vor, dass junge Menschen bis in ihre 30er bei ihren Eltern leben, selbst wenn sie bereits arbeiten. In manchen Familien müssen auch die erwachsenen Kinder um Erlaubnis bitten, ausgehen zu dürfen oder werden manchmal mit Hausarrest bestraft. Ein Grund für diese konservative Haltung ist der Katholizismus, der hier noch sehr aktiv gelebt wird. Sonntags ist die Stadt meist wie ausgestorben. Viele – auch junge Menschen – gehen zur Messe oder verbringen den Tag im Kreis der Familie.
Preise: Haare waschen ist hier Luxus
Wer glaubt, Ecuador sei ein günstiges Land, den muss ich leider enttäuschen. Aufgrund der hohen Zölle und des starken Dollars – Ecuador ist seit 2000 komplett dollarisiert – sind besonders importierte Waren kaum erschwinglich. Eine Flasche Shampoo etwa kostet um die 10 Dollar. Manche Dinge wie Obst und Gemüse, Bus- und Taxifahrten sowie Mittagsmenüs sind hingegen sehr günstig. Wer allerdings auf bestimmte Lebensmittel (z.B. Müsli, Joghurt, Schokolade) nicht verzichten möchte, sollte schon einmal anfangen zu sparen.
Kuriose Namen: Wie heißt du?!
Einige Ecuadorianer haben wirklich gewöhnungsbedürftige Vornamen, die mich jedesmal aufs Neue verwirren. So sind etwa Stalin oder Lenin sehr beliebt, auch Michael Jordans oder Adolfo Hitlers soll es wohl zu Genüge geben. Das muss kein Ausdruck der politischen Gesinnung der Eltern sein, sondern ist vielmehr deren Uninformiertheit geschuldet.
Zuletzt: Gastfreundschaft
In den vier Wochen, die ich in Quito verbrachte habe, habe ich eine nahezu rührende Gastfreundschaft erfahren. Selten in meinem Leben wurde ich so oft zum Essen eingeladen oder auf Ausflüge mitgenommen. Man merkt, dass die Ecuadorianer es genießen, Fremden ihr Land, ihre Kultur und ihr Essen nahezubringen. Für mich, der ich ja aus der Arroganz-Hauptstadt München komme, ist so viel Freundlichkeit ungewöhnlich, wenngleich natürlich sehr erfreulich.