28. August 2024
Mein erster längerer Auslandsaufenthalt stand vor der Tür:vier Monate im Emirat Ajman. Die Vorbereitungen waren eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Heute berichte ich über die Hochs und Tiefs während meiner Vorbereitung.
Mein Auslandssemester in Ajman ist mein erster längerer Auslandsaufenthalt. Das Emirat Ajman oder auch Adschman ist das flächenmäßig kleinsten der sieben Emirate, die zusammen die Vereinigen Arabischen Emirate bilden. Anfangs war ich sehr motiviert, alles so früh wie möglich zu organisieren und zu planen. Nach einer Informationsveranstaltung an meiner Hochschule war ich Feuer und Flamme, ein Auslandssemester in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verbringen. Ursprünglich hatte ich jedoch Schweden oder Norwegen im Sinn, wurde aber schnell enttäuscht, als ich diese Länder nicht auf der Liste der Partnerhochschulen fand.
Wie treffe ich eine Auswahl?
Bevor ihr euch für eine Universität oder ein Land entscheidet, bedenkt eure persönlichen Anforderungen. Bei mir zum Beispiel waren es die Einheitssysteme, die ich zwingend für mein Studium brauche. Bei anderen Studiengängen könnte auch die Sprache oder bestimmte Fächern ein Auswahlkriterium sein. Macht euch darüber als erstes schlau, bevor ihr den Bewerbungsprozess startet.
Da die Unterrichtssprache Englisch und die Verwendung von SI-Einheiten für mich Priorität hatten, blieben nur wenige Optionen übrig. Für mein Maschinenbaustudium ist es wichtig, dass ich mit dem internationalen Einheitssystem SI-Einheiten lerne und arbeite. SI steht dabei für die französische Bezeichnung Système international d’unités. England und Irland erschienen mir zu langweilig, Jordanien zu exotisch. Da ich schon länger mit dem Gedanken spielte, vielleicht irgendwann nach Dubai auszuwandern, fiel meine Entscheidung schnell auf die Vereinigten Arabischen Emirate.
Erste Hürden: Ein langer Weg zur Bewerbung
Nach meiner Entscheidung für Ajman begann ich, mich intensiv auf das Auslandssemester vorzubereiten. Ich recherchierte über die Partnerhochschule, suchte nach passenden Studentenwohnheimen und informierte mich an meiner Heimathochschule über den Bewerbungsprozess. Dabei stellte sich schnell heraus, dass ich als erstes eine Nominierung von der Auslandsbeauftragten meines Fachbereichs benötigte. Für die Nominierung musste ich einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben, meine bisherigen Noten und ein grobes Learning Agreement einreichen.
Doch schon beim Erstellen des vorläufigen Learning Agreements stieß ich auf das erste große Problem: Die Auswahl an Kursen, die mir angerechnet werden konnten, war äußerst begrenzt. Nach intensivem Abwägen und vielen Rücksprachen fand ich schließlich einige passende Kurse, und der erste Stolperstein war überwunden.
Ganz wichtig: Die Kursauswahl
Wenn ihr ein Auslandssemester in Erwägung zieht, beginnt so früh wie möglich mit den Vorbereitungen und schaut euch die Auswahl der Fächer an den jeweiligen Universitäten an. Je mehr Fächer ihr zur Auswahl habt, desto größer ist die Chance, passende Kurse zu finden, die ihr euch auch anrechnen lassen könnt.
Nachdem ich die Nominierung erhalten hatte, ging es in den nächsten Monaten darum, die offizielle Bewerbung abzuschließen. Anfang Februar kam dann die Zusage, und ich wurde auf mögliche Stipendien hingewiesen. Die Vorfreude war wieder geweckt. In diesem Zusammenhang bin ich auch auf Studieren Weltweit aufmerksam geworden. Doch diese Freude wurde schnell durch Kommunikationsprobleme und organisatorische Hürden getrübt. Die Kommunikation mit der Partnerhochschule erwies sich teilweise als besonders frustrierend. Oft bekam ich auf Anfragen, insbesondere bezüglich meines Stundenplans, nur sehr vage oder gar keine Antworten.
Kommunikation und Planungsschwierigkeiten
Zunächst zog sich der Prozess für das finale Learning Agreement endlos hin. Wochen vergingen, ohne dass ich konkrete Informationen erhielt. Jede meiner Anfragen wurde entweder ignoriert oder mit allgemeinen Floskeln abgetan. Dies führte bei mir zu einer zunehmenden Verunsicherung, denn ohne einen klaren Stundenplan wollte ich weder meine Flüge buchen noch konnte ich meine Kurswahl sicher treffen. Im April wollte ich meine Flüge buchen, doch ohne das Startdatum des Semesters blieb mir nichts anderes übrig, als weiter zu warten.
Diese Phase war extrem frustrierend, da ich es gewohnt war, dass Dinge nach Plan laufen und vor allem, dass es klare Antworten gibt. Doch jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte alle Informationen zusammen, folgte der nächste Rückschlag. Besonders der Stundenplan wurde zu einem wiederkehrenden Problem: Zunächst stellte sich heraus, dass keiner meiner Kurse im Angebot war. Ich wandte mich verzweifelt an mein International Office, das schließlich Kontakt zur Partnerhochschule aufnahm. Plötzlich hieß es, die Kurse würden doch wie geplant stattfinden – eine Nachricht, die mich zwar beruhigte, aber auch skeptisch machte.
Irgendwann habe ich darauf hingewiesen, dass ich es problematisch finde, Nachrichten wochenlang zu ignorieren oder Versprechen nicht einzuhalten. Meine Ansprechpartnerin hatte das im Stress nicht realisiert. Nachdem wir das besprochen hatten, verlief die Kommunikation reibungslos. Wenn euch etwas stört, äußert es – sachliches Feedback wird oft gerne angenommen.
Der Start ins Abenteuer
Der Abflug rückte näher, und die letzten Vorbereitungen zuhause waren von Stress geprägt. Trotzdem schaffte ich es, pünktlich gepackt und voller Vorfreude in mein Abenteuer zu starten. Der Flug verlief ruhig, aber schlaflos, was sehr ärgerlich war, da ich durch die Nacht geflogen bin. Am Flughafen in Dubai wartete schon die nächste Herausforderung: Ich konnte den Fahrer der Partnerhochschule nicht finden und irrte 30 Minuten lang umher, bis er schließlich auftauchte.
Doch die größte Enttäuschung kam, als ich im Studentenwohnheim ankam. Die Zimmer waren in einem schlechten Zustand, und entgegen meiner Erwartungen musste ich die Küche mit anderen Bewohnern teilen. Auch das Bad war weit entfernt von dem, was ich gewohnt war, und ich war nahe daran, alles abzubrechen. Der Schlafmangel vom Flug, hat die Situation noch schlimmer gemacht. Doch nach einer Nacht und etwas Distanz entschied ich mich, das Beste aus der Situation zu machen.
Die ersten Tage in Ajman
Inzwischen fühle ich mich super wohl, auch wenn das Bad immer noch nicht perfekt ist. Aber zum Glück gibt es in der Uni ein Fitnessstudio mit sauberen Duschkabinen. Das ist direkt eine super Motivation täglich Sport zu machen. Am ersten Tag der Einführungswoche war ich bei meiner Ansprechpartnerin und fragte nach meinem Stundenplan. Sie war überrascht, warum ich mir die ganze Zeit so viel Stress machte, und sagte: „Relax, in the end all will be good.“ Vielleicht muss ich etwas von meiner deutschen Genauigkeit ablegen und entspannter werden.
Zunächst gab es eine Einführungswoche an meiner Universität. Am zweiten Tag haben sich die verschiedenen Clubs der Universität vorgestellt und einen kleinen Einblick in die Arabische Kultur gegeben. Mittlerweile hatte ich schon meine ersten drei Tage Vorlesung. Heute habe ich jetzt endlich meinen Stundenplan erhalten und festgestellt, dass sogar ein Kurs mehr als erwartet angeboten wird. Es hat sich also bewahrheitet, am Ende hat alles funktioniert und all die Sorgen und Frust waren umsonst.
Akzeptieren, was nicht zu ändern ist
Schlussendlich habe ich durch diese Erfahrungen gelernt, dass man nicht alles im Leben kontrollieren kann. Trotz aller organisatorischen Hürden und Kommunikationsprobleme hat mich die unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen in Ajman dabei unterstützt, mich anzupassen und die Herausforderungen mit mehr Gelassenheit zu sehen. Besonders das International Office und die Professoren vor Ort halfen mir, mich in dieser neuen Umgebung wohlzufühlen.
Rückblickend war die Vorbereitung für mein Auslandssemester in Ajman eine ständige Abfolge von Höhen und Tiefen, die mich jedoch gelehrt haben, flexibler und spontaner zu sein. Auch wenn der Start holprig war, bin ich gespannt, was die kommenden Monate noch bringen werden. Vielleicht ist diese spontane und entspannte Lebensweise genau das, was ich aus meinem Abenteuer in Ajman mitnehmen werde.