16. Dezember 2021
Saudi-Arabien hat viele Wüsten, aber Wüste ist nicht gleich Wüste. Heute nehme ich euch mit auf einen Tagesausflug in die Steinwüste von Khulays, die etwa eine Stunde von der King Abdullah Universität entfernt liegt.
Der Bus wartet auf uns, ungefähr 50 Studierende und Angestellte der King Abdullah Universität, in der glühenden Hitze des Parkplatzes vor unserem Campus-Supermarkt. Für einen kurzen Moment zweifele ich daran, ob es eine gute Idee ist, in die Wüste zu fahren. Ich habe noch nicht einmal einen Sonnenhut, nur ein Tuch, dass ich mir um den Kopf gebunden habe. Aber natürlich will ich etwas sehen von dem Land, in dem ich ein halbes Jahr leben werde und deshalb steig ich ein.
Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und aus dem Fenster kann ich sehen, wie die Berge am Horizont langsam größer werden. Unser Ziel, Khulays, ist keine reine Sandwüste, sondern eine bergige Steinwüste. Durch die Fenster des klimatisierten Busses spüre ich die Kraft der Sonne, ich muss die Vorhänge zuziehen. Der Bus fährt nach einer Dreiviertelstunde von der Straße ab über ein steinige Sandpiste immer weiter in die Wüste hinein. Dann, nach weiteren 20 Minuten holpriger Fahrt, scheinen wir am Ziel angelangt zu sein. Später erzählt mir einer der Saudis, die den Trip organisiert haben, dass wir eigentlich zu einem anderen Teil der Wüste wollten, aber das sei gerade nicht erlaubt. Als ich ihn frage, warum wir genau hier gehalten haben, grinst er und sagt „Ein Saudi hat das im Blut.“ Ich lache und er erklärt verschmitzt, dass es eigentlich egal ist, wo wir sind, es ist die Wüste.
Als ich aus dem Bus steige, stelle ich fest, dass es nicht so heiß ist, wie befürchtet. Es geht sogar eine leichte Brise, die ab und zu etwas Sand gegen die Beine peitscht. Die Landschaft ist fremd und seltsam berührend. Die Farben sind kräftiger, die Konturen schärfer. Felsbrocken und Findlinge liegen wie von Riesenhand verstreut in der Landschaft. Hier und da wachsen ein paar zähe Büsche.
Unsere Wanderung wird geführt von einem Mann mit einer Boom Box, die die neuesten Charts spielt. Die ganze Zeit über versuche ich, mich so weit wie möglich von der Musik zu entfernen, schließlich will ich die stille der Wüste erleben (so habe ich es mir zumindest vorgestellt). Erst als ich plötzlich niemanden mehr sehe, merke ich, dass die Musik dafür da ist, den Weg zurück zur Gruppe zu finden. Tatsächlich wäre ich in die falsche Richtung gelaufen.
Der Sonnenuntergang ist besonders beeindruckend, die Sonne wird erst tieforange und dann fast rot. Die Schatten werden länger und länger und dann ist es plötzlich stockdunkel. Zum Glück haben bis dahin alle zurück zu den Bussen gefunden, wo nun ein Camp aufgebaut wird. Teppiche und Lichterketten bilden ein Lager, rechts daneben baut ein DJ sein Equipment auf und links wird eine Zielscheibe aufgestellt, auf die mit einem Luftgewehr geschossen werden kann.
Außerdem wird ein Grill angefeuert und nachdem Berge an Fleisch und Gemüse gegrillt worden sind, setzen sich alle zusammen auf die Teppiche, um sich das Abendessen zu teilen. Es gibt zu dem Gegrillten noch Reis, Fladenbrot und jede Menge verschiedene Soßen, von denen keiner so genau weiß, was sie eigentlich sind, aber alle haben Spaß daran, sie zu probieren. Jeder plaudert mit jedem, die Kinder rennen zwischen den Leuten hin- und her und im Hintergrund dröhnt die Musik.
Nachdem alle satt sind, wird es Zeit, heimzufahren. Das Lager wird abgebaut und eine letzte Runde arabischer Kaffee wird verteilt (der übrigens weder braun ist, noch nach Kaffee schmeckt. Ich, die eigentlich kein Koffein verträgt, habe munter zwei Becher von der milchig-goldenen Flüssigkeit getrunken, weil ich dachte es sei ein leckerer Kräutertee…). Alles in allem war es ein perfekter Wochenendausflug!