studieren weltweit

Ein Lebensgefühl, das auch in Deutschland bleiben wird


Genau sechs Monate war ich in Barcelona. Heute geht es für mich zurück nach Deutschland, zurück in meinen gewohnten Alltag und in meinen geregelten Ablauf an der Universität. Doch kann ich das Leben und die Angewohnheiten, die ich im Ausland entdeckt habe auch in Deutschland beibehalten?

Wenn ich an die nächsten Wochen denk, bin ich hin- und hergerissen. Einerseits freue ich mich auf Zuhause und vor allem darauf, meine Freund*innen wiederzusehen. Gleichzeitig kommt schon fast eine Art von Trauer auf, wenn ich daran denke, Barcelona und das Lebensgefühl, das die Stadt ausstrahlt, hinter mir lassen zu müssen…. Doch muss ich das wirklich?

Ich setze mir hiermit drei kleine Challenges, um Barcelona und das damit verbundene Lebensgefühl so gut es geht auch in Deutschland in meinen Alltag zu integrieren.

1. Persönlichere Beziehungen in alltäglichen Situationen aufbauen

Die Mitarbeiter meines kleinen Supermarkt des Vertrauens in Spanien sind mittlerweile Freunde geworden. Man kennt sich, redet alle zwei Tage über aktuelle Dinge und vor allem während des Lockdowns war jeder glücklich über einen zwischenmenschlichen Kontakt,  außerhalb seiner Wohnung und des Bildschirms. Aber nicht nur im Supermarkt, in Restaurants, Kleidungsgeschäften, Tattoo Studios…. Überall wird man mit einer ganz anderen Offenheit empfangen und ich verlasse hier Geschäfte immer positiver und glücklicher als zuvor.

2. Bewusst (kleine) Highlights im Alltag zu finden

Ich habe in den letzten Monaten gelernt, mir im Alltag bewusst Highlights zu setzen. Ob das wirklich etwas ist, das typisch für  Spanien und die Kultur hier ist… Da bin ich mir nicht ganz sicher. Auch hier habe ich das Gefühl, dass sich viele in den Strom des Alltags ziehen lassen. Das passiert, glaube ich so gut wie jedem, egal, wo man sich befindet. Wahrscheinlich kam das Setzen von Highlights für mich durch die Kombination der Zustände. Der Lockdown, die spanische Kultur und der Fakt, dass es mein Erasmus-Semester war. Kleine Glücksmomente im Alltag zu haben, ist für mich zur Normalität geworden. Einige Beispiele sind: Sonnenaufgänge am Strand, Spaziergänge durch mein geliebtes Gràcia, Essen und Kaffee holen bei den schon unendlich oft erwähnten Chok, Syra Coffee, Brotzeit (sie sind aber auch einfach zu gut, um sie nicht noch einmal zu erwähnen), bewusst Zeit für meine Freund*innen zu finden und gute Gespräche zu führen, mich mit meinen Nachbar*innen über meinen Balkon zu unterhalten und noch so viel mehr.

3. Mein Zeitverständnis

Zugegeben, wenn es um das Thema Pünktlichkeit und überall vorsichtshalber fünf Minuten davor da zu sein geht, werde ich mich wahrscheinlich nie ändern. Dafür ist das deutsche Zeit- und vor allem Pünktlichkeitsverständnis in mir einfach zu verankert.

Zeitverständnis bedeutet für mich aber auch, den Tag entspannter zu beginnen. Man kann genau so produktiv (oder sogar produktiver?) sein, wenn man seinen Arbeits- oder Unitag erst um 10 Uhr beginnt. Die Stunden davor kann man entspannt zum Lesen, Sport machen, aufräumen und egal was nutzen und anders als in Deutschland geht das sogar ohne unter chronischem Schlafmangel zu leiden, weil man nicht um 5 Uhr aufstehen muss, um vor der Arbeit noch etwas zu schaffen. Mir kommt es so vor, als würde die Arbeit hier in den eigenen Alltag integriert. In Deutschland ist es oft eher so, das man versuchen muss, den eigenen Alltag irgendwie um die Arbeit herumzulegen. Dabei vernachlässigt man häufig Dinge, die einen glücklich machen.  Definitiv etwas, das wir uns von den Spanier*innen abschauen können!

Und sollte das alles nicht helfen, das Gefühl, das ich hier hatte, wieder hervorzuholen, dann schaue ich mir einfach die unzähligen Bilder von Barcelona an. Vor allem die von den ganz normalen alltäglichen Situationen.

Denn besonders vermissen werde ich….

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