studieren weltweit

Eine Erfahrung fürs Leben

Seit meiner Rückkehr aus Indonesien sind jetzt einige Wochen vergangen und ich finde, es ist an der Zeit für ein kleines Resümee. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie häufig ich nach meiner Rückkehr die Frage „wie war es?“ gestellt bekommen habe. Das absurde ist: In den meisten Fällen hatte ich nicht mal eine passende Antwort auf diese Frage parat. Ich konnte alles, was ich in diesen vier Monaten erlebt habe, gar nicht in ein paar Worten zusammenfassen. Deshalb ist dieser Beitrag eure Antwort auf die Frage: Wie war es in Indonesien?

Den Traum, ins Ausland zu gehen, habe ich schon seit meiner Schulzeit. Damals wollte ich die Welt entdecken, Land und Leute kennenlernen und so viele neue Erfahrungen wie möglich sammeln. Pandemie bedingt haben sich meine Reisepläne geändert und ich habe es erst im Studium im Zuge eines Auslandssemesters ins Ausland geschafft. Durch die veränderte Ausgangssituation haben sich dann auch neue Ziele wie das Erlernen einer neuen Sprache und das Sammeln praktischer und vor allem fachbezogener Erfahrungen entwickelt.

Warum eigentlich Indonesien?

Eigentlich wollte ich mein Auslandsjahr immer in einem englischsprachigen Land wie den Vereinigten Staaten, Australien oder Neuseeland absolvieren. Ich wollte durch einen Auslandsaufenthalt in diesen Ländern meine Englischkenntnisse verbessern und davon hoffentlich später einmal profitieren. Doch pandemiebedingt sind zu dieser Zeit keine Austauschvereinbarungen mit den entsprechenden Partnerhochschulen zustande gekommen, sodass ich die Studiengebühren hätte selbst tragen müssen und das war mir in Verbindung mit den hohen Lebenshaltungskosten in diesen Ländern schlichtweg zu teuer. Indonesien und allgemein Südostasien bieten im Vergleich ein deutlich niedrigeres Preisniveau, niedrigere Studiengebühren und auch Lebenshaltungskosten. Mehr zum Thema Kosten und Finanzierung findet ihr in meinem Beitrag Geld regiert die Welt – Kosten für ein Auslandssemester in Indonesien.

Der asiatische Kontinent

Der asiatische Kontinent lässt sich nur sehr schwer mit dem europäischen vergleichen. Ich war einfach überwältigt von der Vielzahl an neuen Eindrücken, die seit der Landung alle meine Sinne in Anspruch genommen haben. Angefangen hat das mit der hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die mich nach Verlassen des Flugzeuges wie ein kleiner Schlag getroffen haben. Gleich darauf habe ich einen für Bali typischen, aber ganz markanten Duft wahrgenommen. Dieser Duft kommt von Räucherstäbchen, die in Form von Opfergaben der überwiegend hinduistischen Bevölkerung täglich überall verteilt werden. Die balinesische Bevölkerung ist unglaublich spirituell und der Hinduismus spielt eine extrem wichtige Rolle im alltäglichen Leben der Menschen. Nach dem Verlassen des Flughafens hingegen habe ich mich auf einmal inmitten einer südostasiatischen Großstadt wiedergefunden. Tausende von Motorrädern, die sich scheinbar ohne jegliche Verkehrsregeln Spiegel an Spiegel durch die Straßen drängeln, ein ohrenbetäubender Lärm und der Geruch von Abgasen stieg mir in die Nase. Ganz ehrlich, so habe ich mir meine Ankunft auf Bali nicht vorgestellt. In meiner Unterkunft angekommen, begrüßen mich dann auch gleich noch zwei Geckos vor der Haustür. Das war alles andere als „normal“ für mich.

In den ersten Tagen bin ich deshalb kaum noch aus dem Staunen herausgekommen. An jeder Ecke gab es etwas Neues oder für mich persönlich Ungewöhnliches zu entdecken oder zu erkunden. Es hat einfach unfassbar viel Spaß gemacht sich mit dem gerade gemieteten Motorroller ins Getümmel zu stürzen und ohne richtigen Plan im Linksverkehr die Insel zu erkunden. Denn die eigentliche Schönheit der Insel liegt für mich mit kilometerlangen Reisfeldern, Tausenden von Wasserfällen, Abertausenden von Tempelanlagen und Gebirgslandschaften definitiv im Landesinneren abseits des Großstadtrubels. Zugegeben wirklich unberührte Natur findet ihr in diesem Teil Indonesiens wahrscheinlich eher selten, denn gefühlt wurde jeder Aussichtspunkt und jeder Wasserfall schon mal auf Instagram gepostet. Doch der Tourismus bringt auch Vorteile mit sich. So befinden sich beispielsweise die besten Krankenhäuser Indonesiens auf Bali und durch den gut ausgebauten internationalen Flughafen eignet sich die Insel auch wunderbar als Ausgangspunkt für weitere Reisen. Innerhalb weniger Flugstunden könnt ihr auf diese Weise die größte Echse der Welt, den Komodowaran, im Komodo National Park beim Sonnenbaden beobachten oder ihr unternehmt eine mehrtägige Wanderung durch den tiefsten Regenwald zu den letzten frei lebenden Orang-Utans.

Meine Kommilitonen und ich bei unseren ersten Erkundungstouren mit dem Motorroller.

Die Udayana University

Doch so viel Spaß mir das Erkunden und Entdecken auch gemacht hat, stand irgendwann auch der Start des Semesters an der Udayana University auf dem Programm. Die Udayana University ist eine 1962 gegründete staatliche Universität mit ungefähr 18.000 Studentinnen und Studenten, die sich auf drei Standorten in der Inselhauptstadt Denpasar verteilen. Sie gehört zu den besten 10 Universitäten in Indonesien, einem Land mit immerhin über 270 Millionen Einwohnern. Für mich war im Vorfeld meiner Reise nicht ersichtlich, ob ich am Hauptstandort, in der Nähe der Sportanlagen oder an der medizinischen Fakultät im Stadtzentrum unterrichtet werden würde. Die Suche nach einer passenden Unterkunft konnte ich somit erst vor Ort abschließen, denn für 10 Kilometer braucht ihr selbst mit dem Motorroller schnell 30 Minuten und mehr. Die Tatsache, dass ich bis zu meiner Ankunft meine Ahnung hatte, wo genau ich unterrichtet werden würde, lässt aber ganz gut erahnen, wie mein Studienalltag vor Ort ausgesehen hat. Spontanität und Flexibilität sind zwei Eigenschaften, die ihr auf jeden Fall mitbringen solltet. Planungssicherheit habt ihr so gut wie nie, nicht selten wurden wenige Stunden vor Vorlesungsbeginn die Zeiten geändert, Kurse getauscht und auch die Abschlussprüfungen am Ende des Semesters blieben von diesem Hin und Her nicht verschont. Ich persönlich habe mich aber ziemlich schnell an diese balinesische Lebensart gewöhnt und irgendwann auch einfach drüber lachen müssen.

Orientation Day zu Beginn des Semesters an der Udayana University.

Insgesamt habe ich fünf verschiedene Kurse an der Udayana University belegt, die in Form von Vorlesungen, praktischen Übungen oder Exkursionen an vier Wochentagen abgehalten wurden. Der fünfte Tag, der Freitag war in der Regel frei und zum nachbereiten der Vorlesungen gedacht. Der Kurs „Bahasa Indonesia, History & Culture“ (übersetzt: Indonesische Sprache, Geschichte & Kultur) ist der einzige meiner fünf Kurse, der thematisch nicht unbedingt zu meinem Studium in Deutschland passt. Das Erlernen der landestypischen Sprache beziehungsweise ein Sprachkurs gehört meiner Meinung nach aber zu jedem Auslandsstudium dazu. Darüber hinaus habe ich noch die folgenden Kurse besucht:

  • „Physical Health & Fitness“ (übersetzt: Körperliche Gesundheit & Fitness)
  • „Sport Science & Physiotherapy“ (übersetzt: Sportwissenschaft & Physiotherapie)
  • „Sports of the Tropics“ (übersetzt: Tropische Sportarten)
  • „Watersports“ (übersetzt: Wassersportarten)
Einblicke in die praktische Trainingseinheit im Kurs Physical Health & Fitness.

Da ich in Deutschland an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (Fachhochschule) studiere, war der Besuch einer Universität für mich erst mal ungewohnt. Doch Universität ist nicht gleich Universität. In Indonesien bedeutet diese Bezeichnung nicht, dass das Wissen überwiegend theoretisch angeeignet wird. An der Udayana University wird sehr praxisorientiert gearbeitet und das gefällt mir sehr gut. Ich bin ein physischer Lerntyp. Ich kann mir Dinge viel einfacher merken und verinnerlichen, wenn ich sie selbst anwenden, anfassen oder ausprobieren kann. Das ist gerade im Bereich der Sportwissenschaften etwas, dass ich zu Hause sehr vermisst habe und damit eine perfekte Ergänzung zu meinem Bachelorstudium in Deutschland. Mehr zu meinem Studienalltag und den Kursen, die ich besucht habe, findet ihr in meinem Beitrag Studieren im Urlaubsparadies.

Meine Tätigkeit als Correspondent

Vor dem Beginn meines Auslandssemesters bin ich durch das International Office der Hochschule Hamm-Lippstadt auf die Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) aufmerksam gemacht worden. Ziel diese Kampagne ist es, junge Menschen über die verschiedensten Möglichkeiten eines Auslandsaufenthalts zu informieren und dazu zu motivieren, selbst den Schritt ins Ausland zu wagen. Als Teil dieser Initiative habe ich gemeinsam mit vielen anderen Correspondents von meinen Erlebnissen und Erfahrungen im Ausland berichtet. Hierzu habe ich mehrmals die Woche kleine Beiträge auf den sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok und Twitter veröffentlicht und zudem Blogbeiträge zu Themen verfasst, die mir besonders am Herzen lagen. Einige dieser Beiträge habe ich euch bereits weiter oben im Text mehrfach verlinkt.

Zwischenstopp am Internationalen Flughafen von Singapur.

Ich hatte schon immer sehr viel Spaß beim Fotografieren und Filmen und habe in meiner Tätigkeit als Correspondent eine Chance gesehen, meine Interessen in diesem Bereich mit professioneller Unterschätzung durch den DAAD für die Kampagne zu nutzen. Eine Entscheidung, die sich für mich definitiv gelohnt hat. Ich habe viele Erfahrungen im Social-Media-Bereich sammeln können und nebenbei meine Familie und Freunde zu Hause immer ganz automatisch auf dem Laufenden gehalten.

Eine Erfahrung fürs Leben

Für mich war mein Auslandssemester in erster Linie ein einziges langes Abenteuer. Dabei ist nicht immer alles so einfach, wie es auf den ersten Moment vielleicht erscheint. Die Entscheidung für ein Auslandssemester hat mich zu Beginn erst einmal vor immense organisatorische und finanzielle Herausforderungen gestellt. Ich habe sowohl in den Semesterferien als auch parallel zum laufenden Semester gearbeitet und mich gleichzeitig bei verschiedenen Förderprogrammen beworben. Wie ihr in meinem Beitrag Vorbereitung ist alles! nachlesen könnt, habe ich sehr viel Zeit, Mühe und auch Geld in die Vorbereitung gesteckt und trotzdem habe ich erst im Flieger wirklich realisiert, dass es jetzt losgeht. Vier Monate weg von zu Hause, in einem fremden Land, mit einer fremden Sprache und Kultur, ohne meine Familie und Freunde am anderen Ende der Welt. Meine Komfortzone zu verlassen und mich dieser neuen Lebenssituation zu stellen, war für mich eine große, aber auch sehr schöne Herausforderung. Über meine Erlebnisse und ersten Eindrücke nach meiner Ankunft auf Bali habe ich bereits weiter oben schon berichtet. Mich in dieser neuen Umgebung zurechtzufinden, hat mich einiges an Zeit und auch Kraft gekostet. Doch wie mit so vielen Dingen im Leben wurden auch das Verkehrschaos und die mangelnden Hygienebedingungen irgendwann zur Normalität für mich.

Eins meiner Highlights war der Besuch im Komodo National Park.

Ein Auslandssemester soll ja in erster Linie Spaß machen und den hatte ich auf jeden Fall. Mal abgesehen von der atemberaubenden Natur, haben vor allem die Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun hatte, meinen Auslandsaufenthalt für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht. Durch die Vorlesungen in Klassengröße ist es mir unfassbar leicht gefallen, Kontakte zu knüpfen und neue Freundschaften zu schließen. Mit vielen meiner neuen Kommilitoninnen und Kommilitonen habe ich mir später auch eine Unterkunft geteilt. Wir haben also nicht nur gemeinsam die Vorlesung besucht, sondern auch zusammen gewohnt, gekocht und jede freie Minute dazu genutzt, um Land und Leute kennenzulernen. Ich bin einfach nur unglaublich dankbar für diese Chance und die Erfahrung, die ich während meiner Zeit im Ausland machen durfte.

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