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Die erste Zwischenprüfung, die größte Pyramide der Welt und aktive Vulkane eine Woche in Puebla


Meine Mitbewohnerin Adriana lädt mich zu ihrer Familie nach Hause ein. Es geht nach Puebla, den Staat der vielen Kirchen, und nach Veracruz ans Meer. Zwei Wochen voller mexikanischer Traditionen warten auf mich.

In Monterrey lebe ich mit einem mexikanischen Mädchen in einer WG. Adriana ist so alt wie ich und wir verstehen uns sehr gut, wodurch wir sehr schnell zu Freundinnen geworden sind. Sie kommt aus Veracruz und lebt mittlerweile in Puebla, wenn sie nicht zum Studieren in Monterrey ist. Adri lädt mich zu ihrer Familie nach Hause ein und so verbringe ich zunächst eine Woche in Puebla.

Nach einer guten Stunde Flug komme ich an und werde von der ganzen Familie am Flughafen in Empfang genommen. Es dauert noch eine gute halbe Stunde, bis wir zu Hause ankommen. Da es jedoch schon relativ spät ist, gehen wir gleich  schlafen – wobei mir Adri noch vieles aus der letzten Woche zu erzählen hat. So wird es letztendlich wieder sehr spät, aber das ist typisch für uns beide.

Am nächsten Morgen stehe ich ziemlich früh auf, da ich für meine erste Zwischenprüfung am nächsten Tag lernen muss. Das Thema: Mesoamerika im Fach „Mexikanische Kultur und Identität“. Gegen 12 Uhr gibt es ein typisches Frühstück und zwar: Enchiladas mit frisch gepresstem Saft. Enchiladas sind Quesadillas, also Tortillas gefüllt mit Käse, überdeckt mit einer Chilisoße, die zum Glück nicht pikant ist. Daran habe ich mich bisher nämlich immer noch nicht so richtig gewöhnt.

Am Frühstückstisch mit Mama Adriana, Papa David, Bruder Diego und Adri wird schließlich der Tag geplant und wir stellen fest, dass heute ein guter Tag ist, um die Altstadt zu besuchen. So geht es für Adriana, Diego und mich mit dem Auto in die Stadt.

Puebla ist einer der 31 Staaten Mexikos und gleichzeitig die Hauptstadt des Staates. Ursprünglich hieß die Stadt „Puebla de los Ángeles“ und wurde 1531 von den Spaniern gegründet, um die Handelsstraßen zwischen Mexiko-Stadt und Veracruz zu kontrollieren.

Was mir auf dem Weg in die Stadt sofort auffällt, sind die vielen Kirchen. Man sieht an fast jeder Ecke eine andere. So erzählt mir Diego direkt von dem Mythos, dass es wohl in Puebla mehr als 365 Kirchen geben soll, sodass man also jeden Tag eine andere Kirche besuchen könnte. Es stellt sich jedoch heraus, dass es wohl „nur“ 283 sind. Allein in der historischen Innenstadt Pueblas gibt es 70 Kirchen.

Weiße Kirche mit weinroten Akzenten
Kirchen wie diese findet man in Puebla an fast jeder Ecke.

Wir besuchen die Kathedrale Pueblas. Die 69 Meter hohen Türme der Basílica Catedral de Nuestra Señora de la Purísima Concepción“ sind die höchsten Mexikos. Die Kathedrale gehört außerdem, so wie auch die Altstadt von Puebla, seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mich fasziniert die Tür aus Holz mit ihren vielen Details und die zwei Säulen mit den Akzenten aus Gold (siehe Bild drei).

Weiter geht es in eine kleine Gasse zu einem „mercado“, einem kleinen Markt mit vielen Souvenirs. Dabei kommen wir an einer Kunstatelier-Straße vorbei, an der viele Künstler ihre Gemälde malen und ausstellen. Eine sehr inspirierende Zone der Stadt!

Was in Puebla auf jeden Fall nicht fehlen darf, ist ein Besuch in den verschiedenen Talavera-Läden. Ein Souvenir muss da natürlich auch mit und bei der wunderschönen, großen Auswahl fällt es mir ziemlich schwer, mich nur für etwas Kleines zu entscheiden. Letztendlich fällt meine Wahl auf zwei typische „tequileros“, Schnapsgläser. Jetzt fehlt nur noch ein Besuch in Tequila, um sie auch befüllen zu können.

Weltberühmte Keramikkunst aus Puebla – Talavera

Die Gestaltung von Keramik hatte schon bei den indigen Völkern eine lange Kultur. Mit der Ankunft der Spanier kamen jedoch auch neue Materialien, wie die zinnbasierte Glasur, sowie das Töpferrad nach Lateinamerika. So entstand letztendlich die weltberühmte Talavera. Ursprünglich wurde die handbemalte Keramik in den Farben blau und weiß gestaltet. Im 18. Jahrhundert kamen aber auch neue Farben hinzu.1 Die Keramik kann man nicht nur als Geschirr, Vasen oder Tassen bewundern, sondern auch an Fliesen.

Nach einem erfolgreichen Einkauf und Stadtbummel geht es auch schon wieder nach Hause und ich hätte fast vergessen, dass ich morgen meine Prüfung habe! Wir halten noch kurz an einem typischen Süßigkeiten-Laden, probieren die Leckereien und nehmen einiges mit. Hier gibt es nämlich viele traditionelle Süßigkeiten, die zum Beispiel aus verschiedenen Früchten oder Nüssen hergestellt werden. Seeehr lecker!

Am Abend pauke ich noch für meine Prüfung, die am nächsten Morgen ansteht.

Mein erste Zwischenprüfung über Mesoamerika

Am Tec de Monterrey teilt sich das Semester in zwei „parciales“, Zwischenprüfungen, und eine finale Prüfung auf. Die erste Zwischenprüfung habe ich jetzt im September, die zweite findet dann im Oktober statt und Ende November/Anfang Dezember stehen dann die finalen Prüfungen und Abgaben an. Da ich in den letzten Semestern an meiner Heimathochschule coronabedingt fast ausschließlich Endabgaben hatte, ist es für mich wieder ganz ungewohnt, nur Theorie zu lernen. Da mich die Themen jedoch sehr interessieren, fällt es mir  gar nicht mal so schwer, alles aufzufassen. Das einzig Schwierige sind die vielen Namen, die oft aus der indigenen Sprache „nahuatl“ stammen.

Für die Zwischenprüfung müssen wir ein Programm herunterladen, das es nur zulässt, die Prüfung auf dem Laptop zu öffnen. Zudem müssen wir über unser Handy mit der Kamera im Unterrichtsraum virtuell anwesend sein. Das hat mich anfangs etwas nervös gemacht, aber letztendlich ist alles gut gelaufen und ich bin erleichtert, meine erste Prüfung erfolgreich hinter mich gebracht zu haben.

Nach der Prüfung steht auch noch eine Recherche zu verschiedenen Skulpturen und Figuren Mesoamerikas an. Das Ganze muss natürlich auf Spanisch abgegeben werden und ich bin nach der Abgabe ein kleines bisschen stolz auf mich, dass ich das so gut geschafft habe. Denn eine Sache ist es, in einer fremden Sprache problemlos mit anderen kommunizieren zu können und eine andere, prehispanische Objekte korrekt einzuordnen und schriftlich zu analysieren. Mir macht es jedoch sehr viel Spaß in die Zeit der indigenen Völker einzutauchen und somit mehr über die Kulturen und Bräuche zu erfahren.

Am Nachmittag sitzen wir nach dem Essen noch beisammen und unterhalten uns über den gestrigen Stadtbummel. Papa David erzählt, dass Puebla außerdem für den Sieg über die französischen Truppen Napoleons III. im Jahre 1862 berühmt ist. Napoleon schickte seine Truppen nach Mexiko, um somit die Schulden Mexikos einzutreiben und um Macht über Mexiko zu gewinnen. Obwohl das französische Heer besser bewaffnet und größer war, verloren sie die Schlacht gegen die Mexikaner. Diese waren durch den erfahrenen General Zaragoza und die schlechten, regnerischen Wetterbedingungen im Vorteil. So geht der Sieg gegen die Franzosen und die Schlacht von Puebla als Feiertag „Cinco de Mayo“ in die mexikanische Geschichte ein.

Wir unterhalten uns noch ein bisschen über die Politik und die Situation des Landes. Zudem überlegen wir, was wir noch besichtigen könnten. Auf der Liste steht Cholula ganz oben. Bei Nacht kann man die Lichter der Kirche, die auf einer Pyramide erbaut wurde, sogar von der Wohnung aus sehen. Dazu später mehr.

Die aktiven Vulkane Popocatépetl und Iztaccíhuatl

Vom Balkon der Wohnung hat man außerdem einen guten Blick auf die zwei Vulkane in der Nähe von Puebla, den Popocatépetl und den Iztaccíhuatl. Mit 5400 Metern über dem Meeresspiegel ist der Popocatépetl der zweithöchste Vulkan Mexikos. Er ist aktiv und stößt ab und zu eine sogenannte „fumerola“, also eine Fumarole oder eine vulkanische Gasaushauchung aus. Iztaccíhuatl ist seismisch aktiv und der drittgrößte Vulkan Mexikos. Aufgrund seiner Silhouette ist er auch unter dem Namen „mujer blanca“, weiße Frau, oder „mujer dormida“, schlafende Frau, bekannt.2 Wenn man genau hinschaut, erkennt man tatsächlich das Profil einer liegenden Frau.

Der Vorort Cholula und die Pirámide Tepanapa

Am nächsten Tag steht auch schon der Besuch in Cholula, einem Vorort von Puebla an. Das Besondere: auf der Pyramide von Cholula wurde von den Spaniern eine Kirche errichtet. Die „Pirámide Tepanapa“ oder auch die „Gran Pirámide de Cholula“ ist außerdem nach dem Volumen gemessen die größte Pyramide der Welt. Von der Pyramide ist mittlerweile jedoch nicht mehr viel erkennbar, da sie von der Natur überwuchert ist und nur Teile ausgegraben wurden.

Schon seit 1519 wurde die Pyramide nicht mehr genutzt und war völlig zugewachsen. Damals lebten jedoch rund 100 000 Menschen in Cholula. Hier sollte der Konquistador Cortés in eine Falle geraten, da der Aztekenherrscher Moctezuma ihn nach Cholula einlud, während er mit anderen Aztekenkriegern einen Hinterhalt errichtete. Da sich Cortés jedoch mit einem benachbarten Volk angefreundet hatte, warnten sie den Konquistador vor dem Angriff der Azteken. So griffen die Spanier zuerst Cholula an, es kamen 6000 Einwohner ums Leben und das benachbarte Volk plünderte die Stadt. So heißt es, dass Cortés einen Schwur ablegte, in Cholula für jeden Tag eine Kirche zu bauen. Heutzutage gibt es in Cholula 39 Kirchen, was für einen kleinen Vorort doch relativ viel ist. Die Spanier erweiterten Puebla, um das alte heidnische Cholula in den Schatten zu stellen. So erhielt Cholula nie wieder die Bedeutung, die es einmal hatte.3

Das „Museo Regional de Cholula“

Leider habe ich wieder Pech und der Zugang zu der archäologischen Zone der Pyramide sowie der Aufgang zur Kirche sind aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Wir können lediglich ein Stück des Weges gehen und einen Teil der Ausgrabungen sowie die Kirche von Weitem sehen.

Dafür hat sich der Besuch im regionalen Museum von Cholula aber wirklich sehr gelohnt. Hier erfährt man nicht nur viel über die indigenen Bevölkerungen der prehispanischen Zeit und deren Skulpturen und Handwerk, sondern auch über den Vorort Cholula, die Pyramide und die darauf errichtete Kirche.

Alebrijes – die Fantasiewesen Mexikos

Eine Ausstellung, über die ich mich im Museum besonders gefreut habe, ist die der sogenannten „alebrijes“.  Es handelt sich um buntbemalte, handgefertigte Fantasiewesen, die ein fester Bestandteil des Kunsthandwerks Mexikos sind.

Interessant ist vor allem auch die Entstehungsgeschichte der Figuren:

Der Schöpfer der „alebrijes“ ist Pedro Linares López. Als er mit 30 Jahren plötzlich sehr stark erkrankte, träumte er eines Tages von einem merkwürdigen Ort, der wie ein Wald erschien.

Plötzlich verwandelten sich Steine, Wolken und Tiere in außergewöhnliche und unbekannte Wesen. Er sah einen Esel mit Schmetterlingsflügeln, einen Hahn mit Hörnern eines Stieres und einen Löwen mit dem Kopf eines Adlers. Alle schrieen nur ein Wort: „¡Alebrijes, alebrijes!“ 

Die Geräusche waren so laut, dass er starke Kopfschmerzen bekam. Er lief weiter und als er einen Mann sah, bat er ihn um Hilfe. Der Mann antwortete ihm, dass es noch zu früh für ihn sei, an diesem Ort zu sein. Er solle den Weg weiter gehen, bis er den Ausgang fände.

Das tat er auch, bis er ein großes Fenster sah, sodass er aus seinem Traum erwachte.

Als es ihm gesundheitlich besser ging, erinnerte er sich an den Traum und wünschte sich, dass alle Menschen die Fantasiewesen kennenlernen könnten.
So fing er an, die Wesen zu zeichnen, und es entstanden die berühmten Alebrijes.

Besuch im Museo Internacional del Barroco – Códices Prehispánicos

Neben der Erkundungstour in der Altstadt, dem Besuch in Cholula und dem regionalen Museum besuchen wir auch noch das internationale Museum des Barock. Hier gibt es zur Zeit eine besonders interessante Ausstellung zu den „Códices prehispánicos“. Es sind Dokumente, die wichtige Informationen über die indigenen Völker und deren Kultur enthalten. Viele der „Códices“ wurden jedoch von den Konquistadoren verbrannt. Es gibt daher nur noch sehr wenige Codices, die erhalten werden konnten. Die „Códices“ bestehen vor allem aus Zeichnungen.

Typische Gerichte in Puebla

In den Wochen, die ich bei der Familie verbringe, darf ich auch sehr lecker essen und das ein oder andere typische Gericht probieren. Dazu gehören das „Mole poblano“, eine Soße mit sehr vielen Zutaten, unter anderem Schokolade, und ein typisches Sandwich, auch genannt „Cemita“. Sehr typisch für die Saison ist außerdem das Gericht „Chiles en Nogada“ in den Nationalfarben Mexikos. Die Farbe Grün erfüllt eine gefüllte Paprika, Weiß ist die Wallnusssoße und Rot das Topping der Granatäpfel.

 

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