19. September 2016
Eine Woche in China habe ich nun bereits hinter mir. Dabei kommt es mir eher vor wie ein ganzer Monat, so viel habe ich bereits erlebt. Nach Höhen und Tiefen einer ereignisreichen Woche freue ich mich bereits auf die Erfahrungen der vor mir liegenden Monate.
Vielleicht zuerst der kleine Wermutstropfen der Woche. Gestern wurde von Schülern versucht, erneut bei mir einzubrechen. Und da sie dieses Mal das Türschloss dauerhaft beschädigt haben, bin ich nicht mal mehr in meine Wohnung gekommen. Also hieß es erneut ab Richtung Innenstadt, nun sogar ohne meine Wertsachen, saubere Wäsche oder Zahnbürste. Drei Mal dürft ihr raten, wo ich wieder gelandet bin :-D. Gestern konnte ich das Ganze nicht so ganz mit Humor nehmen, aber heute nach mehreren Krisengesprächen und einer reparierten Tür sieht die Welt schon wieder ein bisschen anders aus. Fazit: Man wird hier überhaupt nicht ernst genommen. Lieber lässt man Schüler anscheinend erneut in eine Lehrerwohnung einbrechen, bevor man versucht, ein Problem nachhaltig zu lösen. Deswegen muss ich mich damit einfach abfinden, dass die Schüler-Lehrer-Beziehung und das ganze Schulsystem hier einfach anders ist als zu Hause. Aufregen bringt sowieso nichts und mein Ärger würde eh nur die arme Hui treffen. An dieser Stelle mal wieder großen Dank an Hui, da sie jederzeit für mich erreichbar ist und leider immer meine Probleme ausbaden muss. Aber nun einfach darauf hoffen, dass es wirklich das letzte Problem mit meiner Wohnung ist. Gleich eine gute Nachricht hinterher: meine Toilette ist zum Beispiel wieder heile :-).
Abgesehen davon hatte ich noch mehrere Unterrichtsstunden mit Hui zusammen und es ist auf jeden Fall schön zu sehen, mit welcher Freude viele Schüler Deutsch lernen wollen. Da alle siebten Klassen nun die deutschen Begrüßungen gelernt haben, werde ich auf dem Campus jetzt immer eifrig mit „Guten Morgen, Frau Kim“ begrüßt. Ansonsten verbringe ich nach wie vor viel Zeit mit Hui. Ob bei einem gemeinsamen Spaziergang zu einem städtischen Park oder bei einem gemeinsamen Besuch der Poststation, ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu. Außerdem hat sich mein Eindruck, dass Chinesen Essen lieben, noch weiter bestätigt. Neben der Schärfe wird leider fast alles in Fett zubereitet. Deshalb gehört ein allabendlicher Lauf auf dem Sportplatz mittlerweile zu meiner Tagesroutine :-D. Da ich immer erst laufen gehe, wenn alle Schüler im Bett sind und schlafen, endet mein Tag damit zumindest mit ein bisschen Privatsphäre auf dem Campus :-).