13. September 2016
Zwei Wochen Einführungsprogramm – da stutzt man erstmal. An den meisten Unis ist das vielleicht eine Woche mit einigen Vorlesungen zum Thema Land, Leute, Sprache. Die TU Delft hat das anders gelöst und ein einmaliges Programm erschaffen. Damit wurden sogar Auszeichnungen gewonnen.
Orientierungswoche online organisiert
Ein Einführungsprogramm für mehr als 2000 internationale Studierende organisiert die TU Delft vor allem über Onlineportale. Auf der Website Delftulip findet man alle Informationen, angefangen mit den nötigen Vorbereitungen für das Leben in Delft bis zum zeitlichen Rahmen der Einführungsphase und das Programm. Auf der Website gibt es außerdem einen Chat, in dem man alle aufkommenden Fragen stellen kann. Er wird vom International Office betrieben. Das ist zwar sehr unpersönlich, da ich von der TU Berlin anderes gewohnt bin, aber es erfüllt seinen Zweck und macht es für alle Seiten deutlich einfacher.
Das zweite Standbein des Einführungsprogramms ist die „My Introduction Program„-App. Sie kann sowohl für Android als auch für IOS kostenlos installiert werden. Anmelden kann man sich dann mit den Daten von Delftulip. Die App zeigt das personalisierte Programm mit allen allgemeinen und fakultätsspezifischen Veranstaltungen an.
„Welcome to Holland“ – Die erste Woche
Die erste Woche soll den Studierenden helfen, sich in Delft zurecht zu finden. Dazu gibt es in der App sogenannte „Welcome Activities“ (dt. Willkommensaktivitäten), für die man sich anmelden kann. So kann man gemeinsam mit anderen die Sehenswürdigkeiten von Delft besichtigen, Vorträge über das Leben in Holland besuchen oder gemeinsam Essen oder etwas trinken gehen. Ich hatte bei jeder Aktivität sehr viel Spaß und kann jedem nur empfehlen daran teilzunehmen. Es werden auch Campustouren angeboten, die man auf jeden Fall mitmachen sollte.
Bürokratiekram: An der TU Delft wird es einem leicht gemacht
In der ersten Woche haben alle Studierenden außerdem den Termin zur Registrierung in der Gemeinde Delft. Das ist in den Niederlanden Pflicht. Aber keine Angst vor zu viel Bürokratie. Die TU Delft hat das so einfach wie möglich gestaltet: Der Termin findet in der Uni statt und man wird auf dem ganzen Weg von den Mitarbeitern des International Office unterstützt. Wenn man aus einem EU-Mitgliedsstaat kommt, braucht man auch nur eine Kopie vom Pass und eine Kopie des Mietvertrags. Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, mit Hilfe der TU Delft ein Bankkonto zu eröffnen. Ich habe es leider verpasst, mich rechtzeitig dafür anzumelden und habe mich selbst darum gekümmert. Auch das war einfach. Ohne ein niederländisches Konto zahlt man vor allem bei den öffentlichen Verkehrsmitteln wesentlich mehr.
Meine Einführungswoche in Bildern
„Welcome to TU Delft“ – Die zweite Woche
Ungefähr 2 Wochen vor Abreise bekommt man eine E-Mail vom International Office. Sie enthält noch einmal alle Informationen und Links zum Einführungsprogramm. Auch enthalten ist der Gruppenname bestehend aus einer niederländischen Stadt und entweder „1“ oder „2“. In meinem Fall stand zu Beginn der E-Mail „Kampen 2“. Das Geheimnis um diese Gruppen wird in der zweiten Woche gelüftet: Es gibt eine gemeinsame Projektarbeit. In einer einführenden Vorlesung („Project Kick-Off“) wird alles erklärt. Mit dem Projekt sollen die neuen Studierenden lernen, sich im akademischen System der TU Delft zurecht zu finden. Das bedeutet vor allem zu lernen, in internationalen Gruppen effizient zu arbeiten. Aber bevor das eigentliche Projekt losging, haben alle Gruppen an einer Stadtrallye durch Delft teilgenommen.
Also arbeiten, bevor die Uni überhaupt losgeht? Ist das nicht blöd?
Nein, überhaupt nicht! Keine Angst, es ist auch kein akademisches Projekt. Es geht auch noch einmal darum, die Niederlande besser kennen zu lernen. In unserem Fall war das Thema Karneval. Der wird auch hier groß gefeiert. Jede Gruppe sollte zu ihrer Stadt ein Maskottchen und eine Fahne entwerfen und ein Fahrrad passend dekorieren (ein Bikefloat bauen). Material dafür musste auch selbst zusammengesucht werden. Das Projekt war auf drei Tage verteilt: An Tag eins haben die Gruppen mit der Nummer 1 die Fahne und das Maskottchen für die Stadt entworfen. An Tag zwei war ich dann auch dran (Gruppennummer 2), und wir haben die Bikefloats gebaut. Am letzten Tag wurden dann die Ergebnisse der Projektarbeit einer Jury präsentiert und das Ganze mit einer Karnevalsparade über den Campus abgeschlossen. Falls ihr genauer wissen möchtet, wie das Introduction Program in Delft abläuft, solltet ihr unbedingt auf dem Youtube-Kanal von Tulip TV vorbeischauen. Dort findet ihr Videos mit den Highlights beider Wochen.
Alles hat ein Ende
Die zwei Wochen enden mit einer „Closing-Ceremony„, in der die Gewinner-Teams bekannt gegeben werden. Mein Team, Kampen, hat tatsächlich die Stadtrallye gewonnen. Nach der Closing-Ceremony wurde dann ausgiebig, zuerst in der Uni und später in der Stadt, gefeiert. All das war bestimmt ein guter Abschluss für die ersten zwei Wochen in Delft und gleichzeitig ein guter Startschuss für den Unibeginn.
Nach 2 Wochen – Gut gerüstet für den Alltag?
Viele Leute haben mich gefragt, ob ich mich denn jetzt gut hier in Delft eingelebt habe. Das habe ich noch nicht. Für mich hat sich nach zwei Wochen noch kein Zuhause-Sein-Gefühl eingestellt. Dafür ist zu vieles immer noch neu und aufregend. Aber so soll es ja auch sein! Die ersten zwei Wochen haben allerdings sehr geholfen hier anzukommen, die ersten Hürden zu meistern und sich in Delft und an der Uni zurecht zu finden. Das Introduction Program der TU Delft ist mit Recht ausgezeichnet worden. Nach der Einführungsphase startet man hier in Delft gut gerüstet in den Unialltag – bereit sich neuen Herausforderungen zu stellen.