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Einzigartiges Baskenland: Warum es sich wie eine eigene Welt anfühlt

Verfolgt ihr meinen Blog oder meine anderen Kanäle schon länger, habt ihr sicherlich bemerkt, dass es oft nicht nur um Bilbao, sondern auch um das Baskenland geht. Doch warum spielt diese Region hier eine so große Rolle und ist untrennbar mit den Menschen vor Ort verbunden?

Luftangriff auf Guernica

Die Zerbombung von Guernica im Jahr 1937 war ein tragisches Ereignis von enormer Bedeutung für das Baskenland. Während des Spanischen Bürgerkriegs wurde die Stadt Guernica von deutschen und italienischen Luftstreitkräften bombardiert. Diese Tragödie inspirierte den renommierten Künstler Pablo Picasso zu seinem berühmten Gemälde „Guernica“, das die Grausamkeit und Zerstörung des Krieges eindrucksvoll festhält.

Der Baum von Guernica, ein jahrhundertealter Eichenbaum, steht als Zeichen der baskischen Freiheit und Autonomie. Unter diesem Baum versammelten sich traditionell die baskischen Versammlungen, um Gesetze zu verkünden und wichtige Entscheidungen zu treffen. Trotz der Zerstörung von Guernica überlebte der Baum und wurde zu einem Symbol des Widerstands und der Hoffnung für das baskische Volk.

Von Konflikten und Autonomie

Das Baskenland hat eine lange Geschichte, die Jahrhunderte zurückreicht und von vielfältigen Einflüssen geprägt ist. Die Ursprünge der baskischen Kultur sind tief verwurzelt und lassen sich bis in prähistorische Zeiten zurückverfolgen, was das Baskenland zu einer der ältesten Kulturen Europas macht.

Von der Römerzeit bis zur mittelalterlichen Adelszeit, von den Napoleonischen Kriegen bis zur modernen Autonomiebewegung – jede Periode hat das Baskenland geprägt und seine einzigartige Identität geformt. Dabei zieht sich der Wille zur Selbstbestimmung und Selbständigkeit, wie ein roter Faden durch seine Geschichte, obwohl es seit ca. 1.000 Jahren kein geeintes Baskenland mehr gibt.

Während des Spanischen Bürgerkriegs war das Baskenland eine der umkämpftesten Regionen und wurde unter anderem durch deutsche Fliegerpiloten teilweise zerbombt. Unter dem anschließenden Diktator Francisco Franco wurde die baskische Sprache verboten und er ließ Befürworter der Unabhängigkeit verfolgen. In diesem Kontext entstand die separatistische Untergrundorganisation Euskadi ta Askatasuna, kurz ETA, die bis zu einem Waffenstillstand 2011 Morde und Terroranschläge verübte. Erst 2018 löste sich diese Gruppe vollständig auf.

In der Zeit nach Franco kämpfte die baskische Bevölkerung für ihre kulturelle Autonomie und erlangte schließlich in den späten 1970er-Jahren eine begrenzte Selbstverwaltung. Trotz dieser Herausforderungen hat das Baskenland seine einzigartige Sprache, Kultur und Traditionen bewahrt und ist heute ein wichtiger Teil der spanischen und europäischen Geschichte.

Bild von Piccasso im Hintergrund eines Selfies
Nachbildung des Gemäldes „Guernica“(1937) von Pablo Picasso auf Fliesen als Wandbild in Originalgröße in der Stadt Gernika.

Pintxos und Kalimotxo: Baskische Kultur

Die baskische Kultur ist reich an Traditionen, die bis in die Vergangenheit zurückreichen und bis heute eine bedeutende Rolle spielen. Eine der bedeutsamsten Traditionen ist die baskische Sprache, Euskara genannt, die älteste lebende Sprache Europas. Sie wird von vielen Basken gesprochen und ist ein Symbol ihrer kulturellen Identität und ihres Stolzes. Wo genau die Wurzeln der Sprache liegen, ist bis heute unklar. Nach dem Verbot in der Franco Diktatur sank der Anteil der baskisch sprechenden Bevölkerung in der Region deutlich. Seit einigen Jahrzehnten wird die Sprache aber wieder gefördert und heute sprechen schätzungsweise über 60 Prozent der baskischen Bevölkerung Euskara.


Die kulinarische Tradition des Baskenlands ist ebenfalls groß. Die baskische Küche ist für ihre Vielfalt und Qualität bekannt. Von den berühmten Pintxos, kleinen Häppchen, die oft in Bars serviert werden, bis hin zu Getränken wie Kalimotxo (eiskalter Rotwein mit Cola), bietet die baskische Küche eine Fülle von leckeren Gerichten, die die regionale Vielfalt und die Nähe zum Meer und den Bergen widerspiegeln. Nur als Vegetarier kannst du hier auf Probleme stoßen, oft ist die einzige Option ohne Fleisch oder Fisch die klassische Tortilla (ein Omelett aus Eiern, Kartoffeln und Zwiebeln).

Heute lebt die baskische Kultur in einem modernen Kontext weiter, wobei Traditionen und Bräuche oft mit zeitgenössischen Elementen verschmelzen. Musik und Tanz spielen eine wichtige Rolle im kulturellen Leben des Baskenlands, und traditionelle Festivals und Feiern werden mit großem Enthusiasmus gefeiert. Dabei gibt es viele Veranstaltungen, die einen friedlichen Protest für ein autonomeres Baskenland und massentauglichen Events verbinden. Ein Beispiel ist der Korrika, eine Laufveranstaltung, bei der alle zwei Jahre Menschen durch das gesamte Baskenland laufen.

Menschenmasse bei Nacht vor einem Fußballstadion
Oft werden sportliche Veranstaltungen genutzt, um auf die Autonomieforderungen aufmerksam zu machen, wie hier bei einem Spiel der baskischen Fußball-Nationalmannschaft.

Einzigartige Region

Während eines Gesprächs mit Susan, einer studieren-weltweit-Correspondentin aus Valencia, wurde mir deutlich, wie sehr ich mich im Baskenland und nicht einfach nur in Spanien befinde. Hier wehen nicht die Flaggen Spaniens, sondern die baskische Ikurriña. Statt der spanischen Nationalmannschaft werden hier die baskischen Fußballer begeistert angefeuert. Anstelle von Tapas stehen hier Pintxos auf dem Speiseplan, und wer Sangria bestellt, zeigt deutlich, dass er nicht von hier stammt. Selbst in der Universität werden etwa die Hälfte der Vorlesungen auf Baskisch gehalten, und es ist in den Dörfern eher verpönt, Spanisch zu sprechen.

Menschen mit Baskischen Flaggen umhüllt
Auch jüngere Generationen identifizieren sich hier oft mehr mit dem Baskenland als mit Spanien. Die Flagge im Hintergrund zeigt dazu ein Symbol, dass die Ablehnung des spanischen Königshauses darstellt.

Mich fasziniert dieser kulturelle Konflikt innerhalb eines Landes, da er heute zwar friedlich, aber nicht weniger ernst gekämpft wird. Ich hoffe, du kannst jetzt besser verstehen, warum es sich für mich so besonders anfühlt, hier zu leben und zu studieren, und hast die Basken etwas besser kennenlernen können.

Bis bald,

Frederik

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