23. Februar 2024
Die Vorbereitungen für mein Auslandssemester waren für mich das Stressigste: Wohnung suchen, um Versicherungen kümmern, letzte Besorgungen machen. Das zweitstressigste war dann aber schon der Tag der Anreise. Wie der für mich aussah, erzähle ich euch heute.
Mitte Januar. Ich hatte die Neujahrswoche mit einer Grippe im Bett verbracht und die letzten Tage an meiner Heimatuni rasten komplett an mir vorbei. Neben letzten Besorgungen, die ich machen musste, und dem zehnten Check meiner To-Do-Liste nutzte ich die Zeit, um noch einmal meine Freund:innen und meine Familie zu sehen. Am Freitag stand die große Abschiedsfeier mit meinen Freund:innen an, samstags kam die Familie und am Sonntag ging der Flug. Ich kann euch sagen: Geschlafen habe ich an dem Wochenende nicht wirklich.
Endgegner: Koffer packen
Da ich manche Dinge gerne auf den letzten Drücker mache, hatte ich mir das Kofferpacken für den Abend vor der Abreise aufgehoben. Zwar hatte ich schon lange geplant, was mit sollte, aber als ich vor meinen beiden leeren Koffern stand und den Berg an Dingen sah, den ich mitnehmen wollte, wurde mir klar, dass ich das Ganze unterschätzt hatte. Meine letzte Hoffnung: mein Papa. Nach langem Aussortieren und Tetris spielen haben wir – eigentlich nur er – es trotzdem geschafft. Um ein Uhr morgens war endlich alles gepackt und ich bin nur noch ins Bett gefallen. Zum Schlafen war ich aber viel zu aufgeregt.
Tag des Abschieds
Mit zwei Stunden Schlaf ging es am nächsten Morgen zum Flughafen. Dabei waren meine Eltern und meine beste Freundin. Einerseits hat mich das total gefreut, andererseits hat es den Abschied nicht gerade einfacher gemacht. Am Gate angekommen, ging dann gar nichts mehr. Die Tränen schossen nur so aus mir heraus und ich war komplett aufgeschmissen. Vielleicht war es der Schlafmangel, aber ich fühlte mich so verletzlich, wie lange nicht mehr. Irgendwann kam auch mein Freund Artur am Gate an. Ich kenne ihn aus dem Studium in Bochum und er macht sein Auslandssemester ebenfalls in Stockholm. Nach einem kleinen Pep Talk ging es so langsam wieder und wir machten uns auf in Richtung Sicherheitskontrolle.
Mein Flug nach Skandinavien
Erinnert ihr euch daran, dass ich gerade noch meinte, dass ich mich beruhigt hätte? Vergesst das Ganze. Kurz nach dem Start sind wieder die ersten Tränchen geflossen. Den ganzen Flug über habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob das Ganze so eine gute Idee ist und wie ich es in Stockholm finden werde. Werde ich schnell neue Freund:innen kennenlernen? Wie ist mein Zimmer im Wohnheim? Wie ticken die Dozierenden so? Das sind nur ein Bruchteil der Fragen, die mir in dem Moment durch den Kopf gingen. Artur und ich unterhielten uns über unsere Bedenken und dabei habe ich schnell gemerkt, dass es ganz normal ist etwas aufgewühlt zu sein. Ich denke, das tat uns beiden ganz gut. Aufgeregt und voller Vorfreude ging’s dann zum zweiten Flug, auf dem ich sogar etwas schlafen konnte.
Ankunft im Winter Wonderland
Am Flughafen Stockholm Arlanda angekommen wurden wir direkt von einem Empfangskomitee der Uni Stockholm abgefangen. Glücklicherweise gab’s an dem Tag Shuttle Busse der Uni, die uns Studierende vom Flughafen direkt zum Campus gefahren haben. Auf der Fahrt konnte ich ein bisschen runterkommen und ich genoss die mit Schnee bedeckte Landschaft.
Am Campus bekamen wir dann nicht nur die Schlüssel fürs Wohnheim, sondern lernten auch direkt viele andere Studierende kennen. Doch nach der ganzen Aufregung wollte ich einfach nur in mein Zimmer. Gemeinsam mit anderen Studierenden machte ich mich auf den Weg in unser Studi-Dorf und eins kann ich euch sagen: Die Erfahrung, mit zwei Koffern durch gefühlt einen halben Meter hohen Schnee zu laufen, brauche ich nicht nochmal. Als ich endlich in meinem Zimmer war, fiel auch die ganze Anspannung von mir ab. Und danach? Natürlich habe ich nochmal eine Runde geheult und auch beim Auspacken kamen mir die Tränen, bis ich dann irgendwann meine Eltern angerief. Komplett übermüdet und mit den Nerven am Ende bin ich abends einfach nur ins Bett gefallen, nur um dann am nächsten Morgen zu merken: So schlimm ist das Ganze eigentlich nicht.
Mein Fazit
Die Freude hat am Ende doch überwogen und inzwischen, einen Monat später, kann ich mir kaum vorstellen, nicht hier zu sein. Mein Tipp an euch ist also: Es ist total normal, in einem Auslandssemester auch mal an die eigenen Grenzen zu kommen – und die sind bei allen anders. Hört auf euer Bauchgefühl und schlaft über manche Entscheidungen vielleicht nochmal ’ne Nacht. Sprecht mit Freund:innen und eurer Familie über eure Gefühle und Gedanken, vor allem aber mit anderen internationalen Studierenden! Letztendlich sitzen alle im selben Boot und versuchen einfach Freund:innen zu finden und eine gute Zeit zu haben. Wie ich hier Leute kennengelernt habe und was meine ersten Eindrücke waren, darüber schreibe ich ein anderes Mal.
Bis dahin,
Eure Laura