7. Februar 2016
4 ½ Monate ist es schon her, seit ich das Flugzeug bestiegen habe, um ein neues Abenteuer zu beginnen: 9 Monate England. Ich war voller Vorfreude, ängstlich, nervös, aufgeregt und enthusiastisch auf einmal. Habe geweint vor Abschiedsschmerz und gelacht voll freudiger Erwartung. Konnte es kaum abwarten, dass es endlich losgeht und wollte die Zeit anhalten, damit es nie losgeht.
Jetzt ist Bergfest für mich. Bald heißt es schon wieder Abschied nehmen und eine Heimat verlassen. Ich werde mich freuen auf Zuhause, auf meine Familie und meine Freunde und ich werde extrem traurig sein, dass diese Zeit vorbei sein wird …
Hier eine kleine Zwischenbilanz über das, was ich erlebt und erreicht habe und über das, was mir noch bevorsteht.
1. Mein Studium: erst entspannt, dann Stress
Zwei Klausuren, ein Essay. Die erste Hälfte war entspannt, im Vergleich zu dem, was jetzt auf mich wartet. Vier Essays wollen geschrieben, für sechs Klausuren muss gelernt werden und am Ende steht auch noch meine Masterarbeit, die bis zum Frühsommer eingereicht werden muss. Zum Glück habe ich mich an das viele Lesen auf Englisch gewöhnt und hoffe, dass ich all die Herausforderungen meistern werde!
Mein Ziel für die kommenden Monate: Durchatmen, loslegen, mein Bestes geben und nicht den Kopf verlieren!
2. Mehr reisen, mehr entdecken, noch mehr erleben.
Das wichtigste für mich während eines Auslandsjahres: Land und Leute kennenlernen! Deswegen hatte ich mir zu Beginn vorgenommen, so viel wie möglich herumzureisen: London, Birmingham, Exeter, Bristol, Cambridge, Dublin, Schottland, Wales, Stratford-upon-Avon und Oxford standen bisher auf dem Programm. Meine nächste Reise am Samstag führt nach Liverpool, der Stadt der Beatles!
Mein Ziel für die kommenden Monate: Auch wenn ein großer Teil meiner Zeit durch das Studium beansprucht werden wird, stehen zumindest noch York, Manchester, Bath und Stonehenge, sowie die Harry Potter Studios in London auf meinem Programm! England ist ein tolles Land und es lohnt sich, so viel wie möglich zu erkunden und zu entdecken!
3. Meine Englischkenntnisse
Verbessert habe ich mein Englisch definitiv, das steht fest! Durch den vielen Kontakt mit internationalen und englischen Studenten geht das von ganz allein. Die Hausaufgaben helfen dabei, sich das nötige Fachvokabular zu erarbeiten und durch das Schauen englischer Filme und das Lesen von Romanen in Originalsprache tut sich sein Übriges. Man sollte nur der Verlockung widerstehen, zu viel Zeit mit anderen Deutschen zu verbringen. Es ist zwar unwahrscheinlich toll, jemanden zu haben, der einen in seiner Muttersprache versteht, aber dennoch sollte man sich stehts bemühen, auch Kontakte zu einheimischen zu knüpfen.
Mein Ziel für die kommenden Monate: so gut Englisch können, dass ich einer Konversation zwischen Engländern nicht nur folgen, sondern auch spontan daran teilnehmen kann, ohne zu lange nachzudenken. Denn wenn ich die einzige internationale Studentin bin, fällt mir das manchmal immer noch schwer.
4. Vom Abschied nehmen von neuen Freunden
Wenn man für ein ganzes Jahr ins Ausland geht, stellt sich ein Problem: Nicht alle Freunde bleiben bis zum Ende! Viele andere Erasmusstudenten verlasssen die Uni nach dem ersten oder zweiten Term. Im Dezember habe ich von vielen liebgewonnenen Menschen Abschied genommen, von einigen wahrscheinlich für immer. In sechs Wochen, wenn Term 2 endet, werden wieder einige nach Hause zurückkehren und am Ende steht natürlich auch mein eigener Abschied an. Man lernt Menschen kennen, verabschiedet Menschen und ist gleichzeitig dankbar über so viele neue Gesichter und interessante Geschichten und wünscht sich irgendwann doch nur noch Stabilität und einen festen Freundeskreis, der bleibt. Nur wenige Freunde bleiben das ganze Jahr und von diesen wird der Abschied besonders schwer fallen.
Mein Ziel für die kommenden Monate: Mehr Engländer kennenzulernen! Bisher besteht mein Freundeskreis hauptsächlich aus internationalen Studierenden. Deswegen möchte ich nun versuchen, noch mehr Einheimische zu treffen!
5. Glücklich sein in einer Fernbeziehung
Mein Freund macht ein Auslandsjahr in Exeter. Sind wir zwar auf der gleichen Insel, so trennt uns doch ein Bus- und Bahntrip von mind. sechs bis zu 13 Stunden (Ja, das Pech hatten wir auch schon!). Wir sind aber nie müde geworden, uns gegenseitg zu besuchen und zusammen zu reisen. Es ist unser gemeinsames Jahr in England, aber auch für jeden von uns sein eigenes, persönliches Jahr. Wir haben gezweifelt, ob wir es schaffen, haben Zweifel über Bord geworfen, haben stundenlang telefoniert, Nachrichten geschrieben, uns vermisst, die Distanz verflucht. Haben gelernt, unabhängig und doch füreinander da zu sein. Eine Fernbeziehung ist schwierig, aber machbar, solange man den Glauben daran nicht verliert.
Mein Ziel für die nächsten Monate: Glücklich sein!
Mein Fazit: England ist wunderbar, England ist schwierig.
England ist eine Herausforderung, die mich gestärkt hat und weiter stärkt, die mir manchmal den Boden unter den Füßen wegzuziehen scheint und die mich andererseits so sehr aufbaut, wie kaum eine andere Erfahrung das tun kann. Ich möchte die letzten 4 1/2 Monate nicht missen und freue mich auf das, was kommt. Auf alle Höhen und Tiefen, auf das Gesamtpaket!