21. Dezember 2019
Über Weihnachten war ich nach vier Monaten Toulouse für zwei Wochen zu Hause. Anfangs ist es sehr seltsam, es sind zwei verschiedene Leben, zwei verschiedene Welten, die aufeinanderprallen. Als ich dann auch noch für ein Wochenende in meine Studienstadt Passau und mit meiner Familie über Weihnachten nach Österreich zum Skifahren fuhr, war es eine ganz schöne kulturelle Umstellung.
Abschied
Ich habe Toulouse mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Die Vorfreude auf Freunde und Familie war groß. Auf Vollkornbrot, Breze, Weihnachtsstimmung, Plätzchen backen und Schnee.
Dennoch war der Abschied schwer, vor allem von den Erasmusstudenten, die nur ein Semester machen und im Januar nicht wiederkommen. Ich bin sehr froh, dass ich mich von Anfang an dazu entschieden habe, ein Jahr wegzugehen. Es ist wunderbar zu wissen, nochmal einen ganzen Frühling und Sommer in Toulouse vor sich zu haben. Außerdem habe ich seit ein paar Wochen das Gefühl, richtig angekommen zu sein und mich eingelebt zu haben. Mein Französisch wird immer besser, Gespräche und Diskussionen laufen immer flüssiger. Wenn es jetzt schon vorbei wäre, wäre das viel zu schade. Ich kann definitiv jedem empfehlen, ein Jahr anstatt nur ein Semester in Betracht zu ziehen.
Ankunft
Als ich in München ankomme, ist die Aufregung groß, und ich freue mich unglaublich, von meinen Eltern abgeholt zu werden.
Es ist seltsam zu sehen, dass daheim das Leben auch ohne einen weitergeht. Reisen ist wunderbar, genauso wie die Welt zu entdecken und „mehrere Leben“ zu haben. Gleichzeitig ist es auch schwer, weil einem bewusst wird, dass man immer nur in einem Leben sein kann und die anderen Leben eben auch ohne einen weitergehen. Nicht nur bei mir in Toulouse, sondern auch daheim ist eine Menge passiert. Es ist ungewohnt, wieder seine eigene Sprache auf der Straße zu hören, alles ist so vertraut. Plötzlich fällt einem auf, wie deutsch wir Deutschen doch sind. Zudem ist es anstrengend, so viele Abschiede und Begrüßungen und wieder Abschiede in so kurzer Zeit zu haben, aber gleichzeitig auch sehr schön, alle Freunde und die Familie zu sehen (ich habe meine Schwester vermisst, trotz des Kommentars, wieso ich denn nicht braun geworden sei in meinen vier Monaten Südfrankreich). Auf jeden Fall war es eine gute Idee, über Weihnachten nach Hause zu kommen, und die zwei Wochen sind eine sehr intensive und alles andere als langweilige Zeit.
Was ich auch sehr genieße, ist die weihnachtliche Stimmung, den Adventskalender, den Adventskranz, den Schnee und den Weihnachtsbaum. In Toulouse hat Weihnachten einen deutlich geringeren Stellenwert, und weihnachtliche Stimmung kam nicht so wirklich auf.
Bei der ganzen Aufregung auch noch lernen?
Motivation zum Lernen zu finden ist nicht ganz so einfach, wenn Toulouse und die Prüfungen so weit weg erscheinen. Und dann auch noch auf Französisch? Eigentlich will man doch viel lieber Zeit mit Freunden und Familie verbringen, die man jetzt so lange nicht gesehen hat und von denen man sich auch bald schon wieder verabschieden muss. Leider beginnt aber in zwei Wochen schon die Prüfungswoche in Toulouse, und ich kann mich nicht länger vor dem Lernen drücken.
Ein paar praktische Tipps, um die französische Sprache während den Ferien nicht komplett zu vergessen:
- Lesen: Reclam-Bücher! In der Schule weniger beliebt, aber eigentlich ziemlich praktisch und preisgünstig
- Musik und Podcasts anhören: Bei Spotify gibt es zahlreiche Playlisten mit französischer Musik und informative Podcasts zu allen möglichen Themen. Auch französische Radiosender lassen sich übers Internet finden
- Mit Freunden aus Toulouse auf Französisch über WhatsApp schreiben (anstatt der bequemeren Variante Englisch oder Deutsch)
- Ab und an mal ins Vokabelheft reinschauen und sich die neu gelernten Wörter wieder ins Gedächtnis rufen
À bientôt, Joyeux Noël et Bonne année!