19. Januar 2020
Nachdem ich jetzt seit fast fünf Monaten in Toulouse bin und das zweite Semester schon begonnen hat, will ich mal eine kleine Zwischenbilanz zur Sprachbarriere und zum sprachlichen Fortschritt ziehen. Verstehe ich immer noch nur Bahnhof?
Im Gespräch mit Franzosen
Mit der Zeit merkt man, wie sehr sich das gesprochene Französisch vom geschriebenen Französisch unterscheidet. Auch wie viel Unterschied besteht zwischen dem Französisch, dass man in der Schule gelernt hat, und dem Französisch, das man dann anwendet.
Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, bei Gesprächen und Diskussionen so viel zu verstehen, dass ich wirklich teilhaben konnte. Das kann einem am Anfang echt auf die Nerven gehen, da es oft Situationen gibt, in denen man gerne was sagen würde. Man weiß aber nicht genau wie, und bis man dann im Kopf ähnliche Worte gefunden hat, ist der passende Augenblick schon wieder vorbei und das Gespräch schon drei Themen weiter. Auch beim Kennenlernen von neuen Leuten ist das anfangs eine Hürde, die man erst überwinden muss. Vom Smalltalk zu einem richtigen Gespräch über zu gehen ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man nur die Hälfte seiner Gedanken mitteilen kann.
Die gute Nachricht: Es wird von Woche zu Woche besser! Da ich glücklicherweise ein Jahr lang bleibe, kann ich nun auch von meinen gewonnenen Sprachkenntnissen profitieren. Inzwischen kann ich mich viel besser ausdrücken, hab mir die gängigsten umgangssprachlichen Wörter angewöhnt und auch mein etwas gehobenerer Wortschatz hat sich durch die Vorlesungen und das Lernen für die Prüfungen verbessert.
Hier ein paar nützliche Wörter der jugendlichen Umgangssprache:
- un mec – ein Typ
- une clope (une cigarette) – eine Zigarette/Kippe
- kiffer (aimer) – lieben/gern haben
- nikel – super
- un pote – ein Kumpel
- un truc – ein Ding
- in jeden Satz ein en fait (=tatsächlich, in der Tat) und du coup (=darum, deshalb) einbauen
Regionale Besonderheiten
Hinzu kommen noch vereinzelte Wörter aus dem Okzitanischen und natürlich allgemein aus dem Dialekt im Süden. Dieser bringt eine besondere Aussprache und eigene Wörter mit sich. Das wohl bekannteste Beispiel ist das pain au chocolat, das im Süden ein chocolatine ist.
Verlan
Und als ob es im französischen nicht schon genug Wörter zum Lernen gäbe, gibt es auch noch die verdrehte Jugendsprache Verlan. Diese wurde ursprünglich im 19. Jahrhundert von Gaunern gesprochen, um die Polizei zu verwirren, wurde dann aber ab 1977 besonders bei Jugendlichen populär. Dabei werden die Silben von Wörtern umgedreht und manchmal noch Buchstaben hinzugefügt. Schwierig ist es zu erkennen, welche Silben inwiefern verdreht wurde, und dass manche Ausgangswörter bereits umgangssprachlich sind. Zudem haben die neuen Wörter manchmal eine leicht andere Bedeutung als ihr Ursprungswort. Um die Verwirrung perfekt zu machen, gibt es inzwischen auch schon neuere Verlan-Wörter. Diese sind manchmal schon die Umkehrungen von den Umkehrungen, was aber leider nicht heißt, dass sie dann dem Ursprungswort wieder mehr ähneln. Leider oft eher das Gegenteil. Aber mit ein bisschen rätseln und Übung lässt sich auch dieses Hindernis meistern.
Hier mal die gängigsten Beispiele, um euer Verlan-Vokabular aufzubessern:
- verlan –> l’envers
- femme –> meuf
- ouf –> fou
- relou –> lourd
- louche –> chelou
- bien joué –> bien ouej
- cimer –> merci
Langweilig wird einem beim Französisch lernen also definitiv nicht, und je mehr Wörter man kennt, desto mehr macht das Französisch-sprechen Spaß.
À bientôt!