11. Oktober 2020
Das Motto von Erasmus Life Lisboa lautet „no regrets“, aber nach diesem Trip bereue ich so einiges. Meine erste Erasmus-Veranstaltung endete damit, dass ich mit einem Boot auf einer Sandbank im Mitten im Tejo strandete.
In Lissabon gibt es zwei große Anbieter, die Veranstaltungen für Erasmus-Studenten anbieten. Aufgrund einer Empfehlung von Zuhause habe ich mich für Erasmus Life Lisboa entschieden. Die Erasmus-Card kostet, wenn man früh genug dran ist, 15 Euro, vor Ort sind es dann rund 20 Euro. Mit der Karte kann man an allen Erasmus Life Lisboa Veranstaltungen teilnehmen, die je nach Veranstaltung zwischen 10 Euro und 90 Euro kosten. Von Surf- und Yogastunden, über Rooftop-Events zu Wochenend-Trips ist alles dabei.
Meine erste Veranstaltung war ein Sunset-Boot-Cruise. Nachdem was dabei alles schief gelaufen ist, war das dann auch für dieses Jahr die letzte Bootsfahrt, die von Erasmus Life Lisboa veranstaltet wurde.
Die Verspätung zu Beginn
Ich traf mich mit zwei Freundinnen aus der Uni, um vor unserer Bootstour noch gemeinsam zu Mittag zu essen. Um 16 Uhr wollten wir in See stechen. Aufgrund einer Verspätung wurde daraus leider nichts und so wurden die Segel, beziehungsweise der Motor, erst anderthalb Stunden später gehisst beziehungsweise in Gang gesetzt. Wir mussten glücklicherweise nicht am Pier warten, sondern konnten in einer Rooftop-Bar für 1 Euro das Cerveja (Bier), die Zeit überbrücken.
Covid-19 Maßnahmen an Board
Bevor wir auf Deck durften, wurde bei jedem Fieber gemessen. An Bord herrschte Maskenpflicht und alle wurden angewiesen, sich einen Tisch zu suchen. Nur auf seinem Sitzplatz durften der Mund-Nasen-Schutz abgenommen werden und das auch erst, nachdem wir den Hafen verlassen hatten. Wir teilten uns den Tisch mit Studenten aus Polen und Kroatien. Das Kennenlernen an Bord war trotz Infektionsschutzmaßnahmen kein Problem.
Gestrandet auf der Sandbank
Die Bootstour war als Sonnenuntergangs-Trip gedacht, jedoch wurde daraus eher eine mitternächtliche Veranstaltung. Pünktlich zum Sonnenuntergang gegen 19 Uhr, zu dem Zeitpunkt war der Meeresspiegel am niedrigsten, strandete das riesige Schiff auf einer Sandbank. Der Kapitän hatte für drei Minuten seiner Crew das Ruder überlassen und die haben die Sache dann wortwörtlich in den Sand gesetzt.
Uns kam es schon seltsam vor, dass wir nicht mehr weiterfuhren und dass die Crew plötzlich die ganze Zeit über die Reling geschaut hat. Dass wir gestrandet sind, wurde uns erst nach einer Stunde mitgeteilt, als die Sonne schon fast weg war und es zunehmend kälter und windiger wurde.
Zwar wurde die Küstenwache informiert, jedoch besteht anscheinend die Regel, dass sie erst nach sechs Stunden eingreifen dürfen. Deshalb musste die Mannschaft erst versuchen, sich alleine aus der Lage zu befreien. Wir mussten abwarten bis die Tide hoch genug war, damit sich das Schiff aus dem Sand lösen konnte. Niemand konnte eine genaue Zeitangabe machen und die Stimmung an Bord wurde zunehmend schlechter. Zwar versuchte das Team von Erasmus Life Lisboa mit Gute-Laune-Musik die Anspannung zu lösen, dies gelang jedoch nur bedingt. Zu Essen gab es nur Hamburger, keine vegetarische Option, und auch die Burger gingen bald aus.
Nach vier Stunden wieder festen Boden unter den Füßen
Mit vier Stunden Verspätung legten wir gegen Mitternacht endlich am Hafen an. Die Mannschaft hatte es geschafft, das Schiff selbst zu lösen. Durchgefroren und hungrig stiegen wir von Bord. Die Restaurants hatten mittlerweile schon geschlossen und das Team von Erasmus Life Lisboa hatte als Entschuldigung nur noch kleine, wabbelige Muffins auftreiben können.
Das Fazit: Sonnenuntergang Top, das Boot aber ein absoluter Flop
Der Sonnenuntergang vom Schiff aus war wunderschön. Das Wasser glitzerte und der Himmel über Lissabon verfärbte sich rosa-orange. Jedoch würde ich nicht mehr für einen Sonnenuntergang auf ein Boot steigen. Ich habe glücklicherweise kein Problem mit dem Schiffsschaukeln, jedoch kamen viele an Deck nicht mit dem Wellengang klar.
Bei Seekrankheit hilft:
- Auf den Horizont schauen
- Kaugummi kauen
- Wasser trinken
- Ingwer
- Augen zu
Die Bootstour kann ich aus meiner Erfahrung heraus definitiv nicht weiter empfehlen. Jedoch war es hoffentlich eine Ausnahmesituation, die wir erlebt haben. Da es bis jetzt auch die einzige Erasmus-Life-Veranstaltung war, die ich besucht habe, kann ich zu anderen Trips noch keine Empfehlung geben.