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Geldbeutel verlieren im Ausland? Ach du Schreck


Wer zwischen all den Corona Nachrichten mal etwas Positives lesen möchte, der ist hier genau richtig. Geldbeutel verlieren und ein schönes Ereignis? „Das passt doch gar nicht zusammen“, werdet Ihr jetzt sagen! Doch doch, lasst euch ruhig überraschen. Mein Erlebnis handelt von der freundlichen Mentalität der Toulouser, einer Prise Glück und darüber, wie aus etwas schlechtem etwas gutes werden kann.

Gemütlich einen Kaffee trinken, die Sonne kommt so langsam wieder raus in Toulouse, ein Stück Karottenkuchen essen und mit zwei Freundinnen über die letzten Feminismus Vorlesungen diskutieren. Eigentlich ein wunderbarer Donnerstagnachmittag Ende Januar. Beim Zahlen dann der große Schreck: ich hatte meinen Geldbeutel verloren! Im Ausland. Samt Haustürschlüssel. Mit allen wichtigen Karten und Ausweisen drin. Das ist wohl so eins der Dinge, von denen man sich sehnlichst wünscht, dass sie einem bei seinem Erasmus nicht passieren.

Nach kurzem Nachdenken war dann schnell klar: ich hatte in der Eile meinen Geldbeutel im Fahrradkorb von einem Leihfahrrad vergessen. Als wir dort ankamen, war er natürlich nicht mehr da. Auf Nachfrage in einem Café gleich neben der Fahrradstation kam dann heraus, dass mein Geldbeutel gefunden worden war und dem Finder dazu geraten wurde, ihn im Büro vom Fahrradverleih abzugeben.

Als ich beim Fahrradverleih anrief, wussten die aber leider noch nichts von meinem Geldbeutel. Dann begann das ungeduldige Warten. Würde diese Person ihn wirklich abgeben? Gibt es diese netten Menschen noch, die den Aufwand auf sich nehmen, einen gefundenen Geldbeutel abzugeben, anstatt ihn einfach samt Inhalt zu behalten? Müsste ich alle meine Dokumente von Toulouse aus erneuern lassen? Meiner Vermieterin beichten, dass ich meine Schlüssel verloren habe? Zum Glück wohne ich in einer WG und meine Mitbewohner haben mir dann abends die Tür aufgemacht und mich rein gelassen.

Der nächste Tag

Freitag Früh kam dann die erlösende Nachricht: eine E-Mail vom Fahrradverleih, dass mein Geldbeutel abgegeben wurde und ich ihn jederzeit abholen kann. Ich bin aus dem Bett gesprungen und natürlich sofort hingelaufen (fahren ging ja ohne meine ganzen Karten nicht).

Als ich in der Zentrale des Fahrradverleihs ankam, wurde ich sofort von einer Frau freundlich begrüßt und sie streckte mir schon freudestrahlend meinen Geldbeutel entgegen. Diese Erleichterung! Und alles war noch drin, sogar mein Bargeld! Wunderbare Menschen, diese Südfranzosen!

Ich beschloss, dass ich dem Finder gerne einen Dankesbrief schreiben würde. Die nette Frau gab mir also ein Blatt Papier und einen Stift und ich fing fleißig das Schreiben an. Ein paar Minuten später öffnete sich eine Tür und ein Mann trat heraus, der uns hatte reden hören. Er fragte mich, woher ich komme. Ich erklärte ihm, dass ich Deutsche sei und zurzeit ein Erasmus in Toulouse mache. Er sah mich ganz begeistert an und fragte, ob ich Interesse daran hätte, ein Fotoshooting zu machen. Ich wusste nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte und sah ihn wohl etwas perplex an. Hastig fügte er hinzu, dass sie für die neueste Veröffentlichung der Fahrradwerbung noch Bilder von jemandem auf einem Fahrrad bräuchten und das wäre ja perfekt, wenn das eine Deutsche machen würde. So könnten Sie erzählen, dass sogar die Deutschen Ihre Fahrräder benutzen!

Fahrrad
Ich auf einem Leihfahrrad. Zwar nicht in Toulouse, sondern in Montpellier, aber trotzdem schön.

Ich willigte also ein, und er wollte die Fotos ganz motiviert jetzt gleich machen. Ich dachte daran, dass ich vor einer halben Stunde erst aufgestanden war und vor lauter Sorge um meinen Geldbeutel nicht mal die Zähne geputzt hatte, bevor ich aus dem Haus gestürmt war. Trotzdem ließ ich mich überreden und verbrachte die kommende Stunde damit, auf einem Fahrrad im Innenhof auf und ab zu fahren, was sich sogar als recht spaßig herausstellte.  Anschließend gab es noch ein Interview zu meiner Nutzung der Leihfahrräder.

Tja, und jetzt bin ich wohl bald in den Werbeflyern von Vélo Toulouse zu sehen, und alles was nur im Entferntesten mit Fahrrädern und mir zu tun hat, ist der Running Gag in meiner WG.

Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass es sie doch noch gibt, diese netten Menschen. Und dass man nicht gleich den Kopf hängen lassen sollte, oft finden sich für Probleme doch noch Lösungen, und am Ende kommt eh alles ganz anders als man denkt .

À bientôt et bon courage avec le confinement!

Clara

 

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