28. September 2019
Namaste aus Kathmandu! Vor drei Tagen bin ich hier angekommen, und seitdem ist viel passiert. Alles über meine ersten Erlebnisse in der Hautstadt Nepals erfahrt ihr hier
Nachdem ich es durch die Visumskontrolle geschafft hatte, traf ich meinen Mentor und zwei weitere IAESTE-Praktikantinnen am Flughafen: Agata aus Polen und Tra Giang aus Vietnam. Anschließend machten wir uns auf den Weg zu meinem neuen Zuhause. Dort warteten Meggie, eine Praktikantin aus Indien, und zwei weitere Mitarbeiter aus dem IAESTE-Team. Ich wurde von allen herzlich empfangen, und bei unserem ersten gemeinsamen Abendessen fühlte ich mich schon fast wie zu Hause.
Achterbahnfahren auf den Straßen von Kathmandu
Bereits auf dem Weg vom Flughafen zur Wohnung meines Mentors bekam ich einen ersten Eindruck von den hektischen Straßen der nepalesischen Hauptstadt. Wir haben wir uns zu viert ein Taxi genommen – einer vorne, drei auf der Rückbank. Anschnallen ist hier offensichtlich ein Fremdwort: Als ich nach einem Gurt fragte, wurde ich bloß merkwürdig angeschaut und belächelt. Dabei wäre das bei dem Verkehr bitter nötig…
Ich war schon vielen Großstädten zu Gast, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Zunächst wird auf der linken Straßenseite gefahren, was mir vorher überhaupt nicht bewusst war. Das allein ist eine Umstellung, da ich natürlich automatisch in die falsche Richtung schaue. Viel schlimmer sind aber die Verkehrsregeln – oder besser gesagt: die nicht vorhandenen Verkehrsregeln. Autos und Motorräder fahren querfeldein. Nebeneinander, hintereinander, voreinander, und für meinen Geschmack viel zu nah beieinander. Als einzige Warnung vor dem Überholen wird gehupt, und zwar laut und ausdauernd. Bisher habe ich komischerweise noch keinen Unfall gesehen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man wegen der hohen Verkehrsdichte und der schlechten Straßenqualität sowieso nicht vorankommt – für einen Weg von neun Kilometern braucht man, wenn man Pech hat, eine ganze Stunde. Ein Video vom Verkehrschaos findet ihr in meinem Instagram Story Highlight „Nepal“ .
Unterwegs in Bhaktapur und Kathmandu
An meinem ersten vollständigen Tag in Nepal musste ich noch nicht arbeiten und konnte ausschlafen. Den restlichen Tag habe ich genutzt, um gemeinsam mit den anderen Praktikantinnen die Umgebung zu erkunden. Mein neues Zuhause befindet sich nicht direkt in Kathmandu, sondern in der Nachbarstadt Bhaktapur, die nur wenige Kilometer von Kathmandu entfernt ist. Der Spaziergang war ziemlich überwältigend, denn hier ist einiges anders als in europäischen Städten. Die Straßen sind nicht gepflastert, sodass man eigentlich die ganze Zeit durch Dreck und Matsche läuft. Außerdem streunern viele heimatlose Hunde herum. Sie sehen wirklich elendig aus, und am liebsten würde ich sie alle streicheln. Das sollte man jedoch lassen, damit man sich keine Krankheiten einfängt. Abgesehen von den Streunern sind auch Hühner unterwegs, die zwischen den vielen Obst- und Gemüseständen auf der Jagd nach heruntergefallenem Essen sind. Besonders spannend wird es, wenn man die Hauptstraße überqueren möchte. Die Autos nehmen keine Rücksicht auf Fußgänger und um sicher auf die andere Seite zu kommen, gibt es nach meinem Mentor nur eine Regel: Selbstbewusst laufen, und auf keinem Fall stehen bleiben!
Am Nachmittag sind wir zum Durbar Square in Kathmandu gefahren. Um den Platz betreten zu können, muss man eine Gebühr bezahlen. Diese ist für ausländische Touristen deutlich höher als für die Einheimischen. Da ich länger in Kathmandu bleiben werde, habe ich von der Stadtverwaltung einen Besucherpass bekommen, der so lange gültig ist wie mein Visum. So muss ich bei meinem nächsten Besuch nicht erneut bezahlen.
Viele Gebäude rund um den Durbar Square sind bei dem letzten großen Erdbeben zusammengebrochen und befinden sich noch im Wiederaufbau. Durch die prächtigen Tempel und die bunten Straßenmärkte ist das Stadtbild trotzdem sehr beeindruckend. Während unserer kleinen Tour haben wir unter anderem eine lebendige Kindsgöttin besucht: Die sogenannte Kumari gilt als Inkarnation der hinduistischen Göttin Durga, die in einem Tempel-Palast in Kathmandu lebt. Sie wird im Alter von zwei bis vier Jahren aus einer angesehenen Familie gewählt, muss 32 strenge Kriterien erfüllen, und behält ihre Position bis zu ihrer ersten Blutung. Mehrmals am Tag kommt sie ans Fenster ihrer Residenz und empfängt Pilger. Da ihre Füße verehrt werden, darf sie den Boden nicht berühren. Wenn sie ihren Tempel verlässt und religiöse Feste besucht, wird sie daher auf einer goldenen Sänfte getragen. Ein ungewöhnliches Leben für ein so junges Mädchen, oder? Wir mussten etwa zwanzig Minuten auf die Kumari warten, und ihr Auftritt war schnell vorbei. Sie schaute bloß in ihrem prunkvollen Gewand ein paar Sekunden in die Menge, bevor sie wieder in ihrem Palast verschwand.
Es gibt noch so viel mehr zu erzählen, aber das bewahre ich mir für die nächsten Beiträge auf. Falls euch bestimmte Themen besonders interessieren, schreibt mir gerne oder kommentiert diesen Beitrag!