Ein Auslandsaufenthalt bedeutet für mich vor allem viele neue Erfahrungen zu sammeln. Ich habe ein Auslandssemester  in Island verbracht, meine Bachelorarbeit dort geschrieben und bin aktuell hier Praktikant bei der Firma Össur. Im Folgenden habe ich zusammengefasst, welche Erfahrungen ich zum ersten Mal in Island gemacht habe.

Einen ausbrechenden Vulkan gesehen

Etwa drei Monate nachdem ich in Island angekommen bin, ist unweit von Reykjavik ein Vulkan ausgebrochen. Es handelte sich um einen Ausbruch ohne viel Staubentwicklung und mit flüssiger Lava, sodass ein Besuch recht ungefährlich war. Wie ich den Vulkan besichtigt habe, habe ich in einem eigenen Beitrag beschrieben. Der Anblick, wie Lava aus der Erde strömt, war wohl die prägendste Erfahrung, die ich in Island gemacht habe.

Auf Englisch studiert und gearbeitet

Ich studiere Mechatronik und Informationstechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Wie bei den meisten ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen in Deutschland werden bei mir alle Kurse auf Deutsch unterrichtet. Daher war es für mich in Island das erste Mal, dass ich Kurse, die auf Englisch unterrichtet wurde, belegt habe. Bei einigen Fachbegriffen musste ich anfangs nachschlagen, was sie auf Deutsch bedeuten, insgesamt fiel es mir allerdings recht leicht, den Dozenten zu folgen. Dabei würde ich nicht sagen, dass ich, bevor ich nach Island kam, besonders gut Englisch gesprochen hätte. Während des Aufenthalts konnte ich meine Englischkenntnisse deutlich verbessern.

Mit einem Professor auf einen Wochenendausflug

An der Reykjavik University, an der ich während meines Auslandssemesters und für meine Bachelorarbeit war, ist der Kontakt zu Professor:innen und Dozenten grundsätzlich deutlich enger als am KIT. Unter anderem ist es in dem „Institute of Biomedical and Neural Engineering“, an dem ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe, Tradition, einmal im Jahr auf einen gemeinsamen Wochenendausflug zu fahren. Dabei werden auch alle Praktikanten und Studierenden, die gerade am Institut arbeiten, mitgenommen (insgesamt etwa zehn Leute). Auf dem Ausflug wurden wir vom Institutsleiter bekocht und haben eine kleine Wanderung unternommen.

Mehrtägige Wanderung und Fahrradtour

Island ist ein Paradies für Outdooraktivitäten. Es gibt sehr viel unbewohnte Fläche mit schöner Natur. Daher ist es kein Zufall, dass ich gerade hier meine erste mehrtägige Wanderung und meine erste mehrtägige Fahrradtour gemacht habe. Mit zwei Freunden bin ich im Mai von Reykjavik aus gestartet und wir haben innerhalb von drei Tagen 300 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Im Juli habe ich mit drei anderen Freunden den Laugavegur Wanderweg absolviert. Der 52 Kilometer lange Wanderweg ist der berühmteste des Landes.

Mit Spikes Fahrrad- und Autofahren

In Island schwanken die Temperaturen im Winter oft um den Gefrierpunkt. Kombiniert mit häufigem Schnee, Schneeregen und Regen, ist das eine sehr rutschige Mischung. Um mit dem Glatteis zurechtzukommen, haben die meisten Autos im Winter Spikes. In den Reifen sind kleine Metallnoppen, die sich im Eis festkrallen und Rutschen verhindern. In Mietwagen für Wochenendausflüge bin ich zum ersten Mal mit solchen Reifen gefahren. Abgesehen davon, dass die Reifen lauter sind, habe ich wenig gemerkt. Ich wusste allerdings, dass das Auto an einigen Stellen ohne die Spikes sicherlich gerutscht wäre.
Auch für Fahrräder gibt es Spikereifen. Ich habe mir ein Paar für mein Mountainbike zugelegt. Damit konnte ich sogar ohne Probleme auf einem zugefrorenen See in der Stadt fahren.

Ein kostenloser Haarschnitt in einer Friseurschule

Die meisten Sachen sind in Island teurer als in Deutschland. Für einen Haarschnitt zahle ich in Deutschland zwischen 15 und 20 Euro. In Island sind es normalerweise etwa 40 Euro. Allerdings gibt es auch Alternativen. Von anderen Austauschstudierenden habe ich erfahren, dass die Friseurschule regelmäßig Freiwillige sucht, die als Modell dienen und einen kostenlosen Haarschnitt bekommen können. Teilweise zur Übung der Schüler:innen, teilweise auch für Prüfungen. Als erneut ein Aufruf auf Facebook gepostet wurde, habe ich mich gemeldet und hatte zwei Tage später den gewünschten Haarschnitt.

Bei minus sieben Grad im Freibad

Fast alle Schwimmbäder in Island sind unter freiem Himmel. Neben den Schwimmerbecken haben diese Bäder auch mehrere warme Becken zwischen 36 und 43 °C zum Entspannen. Meist gibt es auch ein Becken mit etwa 10 °C kaltem Wasser. Am liebsten bin ich im Winter in die Schwimmbäder gegangen. Manchmal schneite es, während ich im warmen Wasser saß und mich mit Freunden unterhielt. Wenn es besonders kalt war (das Kälteste, was ich erlebt hatte, waren minus sieben Grad) bildete sich Glatteis zwischen den Becken, sodass die Bademeister Salz gestreut haben. Die Schwimmbäder sind das, was ich mit am meisten an Island vermissen werde.

Draußen Eis essen, während es schneit

Ísbíltúr ein isländisches Wort und beschreibt einen Ausflug mit dem Auto zur nächstgelegenen Eisdiele deiner Wahl. Ein Ísbíltúr ist eine angebrachte Tätigkeit für ein Date, kann aber auch mit Familie oder Freunden gemacht werden, dabei spielt es keine Rolle, ob es gerade Sommer oder Winter ist. Die Isländer lieben Eis. Ich habe meist den Teil mit dem Auto weggelassen und bin einfach mit Freunden zur Eisdiele gegangen, auch im Winter, wenn es geschneit hat.

Polarlichter

Ich habe so viel erlebt, dass ich tatsächlich fast vergessen hätte zu erwähnen, dass ich auch Polarlichter zum ersten Mal in Island gesehen habe.