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Essay-Writing oder die „schönste“ Beschäftigung der Engländer während der Ferien


Du hast je nach Fach mindestens 2.500 Wörter zu schreiben. Du hast meistens eine Auswahlmöglichkeit von mehreren Themen. Und du hast eine Deadline, die dir anfangs so unheimlich weit weg erscheint und die plötzlich in 10 Tagen abläuft. Du weißt, dass du es irgendwie schaffen kannst, schaffen musst. Und trotzdem macht es dir ein wenig Angst. Das Essay-Writing während der Ferien.

Mit allem, was man so braucht bewaffnet, mache ich mich auf den Weg in die Bibliothek, die so langsam wieder zu meinem zweiten Zuhause mutiert. Eine große Flasche Wasser, Schokoriegel als Nervennahrung, mein neues Netbook, Papier und Stifte und mein Handy, um sich ab und zu von Freunden Trost spenden zu lassen und in Prokrastinationsphasen Nachrichten zu lesen und zu schreiben. So viele Stunden verbinge ich hier, mit der Recherche, dem ersten zögerlichen Formulieren von Ideen und dem Neu- und Umformulieren. Die Ferien sind vorbei und ich schreibe mein erstes Essay. Auf Englisch. Wenn ich zu lange darüber nachdenke, kommt die Panik hoch. Habe ich jedoch erstmal angefangen zu schreiben, geht es fast von allein. Mein erstes Essay schreibe ich im Islamischen Recht, welches ich in Warwick als Wahlpflichtfach belegt habe. Es geht um das Recht von Frauen, ohne die Zustimmung ihres männlichen Vormundes zu heiraten. Das Problem sind hier weniger der Schreibfluss und die Ideen als die Recherche. Zwar ist die University of Warwick hervorragend mit Materialien ausgestattet jedoch sind Informationen zu exotischen Fragen in exotischen Rechtsgebieten nur sehr schwer zu finden. Ich komme nur mühsam voran.

Essays sind eine sehr beliebte Art der Prüfung in England. Wenn man Jura studiert, muss man in jedem Fach zusätzlich zu den im Mai/ Juni anstehenden Klausuren mindestens ein Essay pro Jahr schreiben. In anderen Fakultäten läuft es wohl ähnlich ab. Die Essaythemen werden immer kurz vor der Trimesterferien, also im November bzw. kurz vor Ostern rausgegeben und müssen dann bis nach den Ferien bearbeitet werden. Aufgabe ist es meistens, sich kritisch mit einem der vorgegebenen Themen – vertiefende Fragen zu dem im Unterricht behandelten- auseinanderzusetzen. Teilweise darf man sich sogar selbst sein Thema überlegen. Anders als in Deutschland oder Frankreich, wird in Enngland viel Wert darauf gelegt, dass man seine eigene Meinung deutlich zum Ausdruck bringt. Durch die Weite der Aufgabenstellungen ist man häufig sehr frei; man kann selbst entscheiden, welche Aspekte man besonders beleuchten und welche man eher nur kurz ansprechen möchte.

An sich mag ich diese Art von Aufgaben, allerdings ist es auch ziemlich anstrengend, da ich trotz einiger Essay-Infoveranstaltungen im ersten Term immer noch nicht genau weiß, was genau von uns erwartet wird. In 10 Tagen ist aber die Deadline und ich weiß, dass ich dann unheimlich befreit, glücklich und stolz sein werde. Und allein das ist die ganze Mühe wert! Dann werde ich euch berichten, wie es ausgegangen ist.

 

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