7. Februar 2021
Vom Europäischen Parlament bekomme ich monatlich ein Praktikumsgehalt ausgezahlt. Um genau zu sein 1.372,00 Euro pro Monat. Wie teuer das Leben hier in Brüssel ist und ob mein Gehalt dafür ausreicht, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Die Pandemie hat das öffentliche Leben natürlich stark eingeschränkt. Viele Freizeitaktivitäten wie Bars oder Kinos fallen daher aktuell weg, wo ich sonst Ausgaben gehabt hätte. Das gibt mir aber auch die Möglichkeit, meine Finanzen genau unter die Lupe zu nehmen, um euch eine ungefähre Vorstellung davon zu geben, wie viel ihr „zum Überleben“ hier in Brüssel braucht. Und wie viel ihr theoretisch für Freizeitaktivitäten noch zur Verfügung hättet. Aber erst mal möchte ich euch eine allgemeine Übersicht über die Preise hier in Brüssel geben:
Lebensmittel
Da die Ausgaben für Lebensmittel abhängig von den eigenen Präferenzen sind, habe ich euch einfach mal ein paar Produkte mit Preisen abfotografiert, damit ihr euch selber einen Eindruck machen könnt. Ich persönlich habe den Eindruck, dass die Preise für Obst und Gemüse mit denen in Deutschland vergleichbar sind, dagegen verarbeitete Lebensmittel, wie zum Beispiel Käse, etwas teurer sind.
Wohnen und Unterkunft
In meinem Beitrag „Von der Zimmersuche bis zum Einzug“ bin ich schon ausführlich auf meine Unterkunft eingegangen. Die meisten Zimmer in Brüssel kosten zwischen 400 – 600 Euro pro Monat. In den schöneren Stadtteilen kann es auch schon mal hoch auf 700 Euro gehen. Ich zahle im Stadtteil Etterbeek (schon ein schönerer Stadtteil) aktuell 600 Euro für mein Zimmer.
Bus und Bahn
Ein Einzelticket in der Straßenbahn oder im Bus kostet in Brüssel 2,40 Euro. Hier lohnt es sich, eine 10er Karte für 14 Euro zu kaufen. Somit zahlt ihr nur noch 1,40 Euro pro Fahrt. Da ich jedoch nur 25 Minuten zu Fuß vom Parlament entfernt wohne und 95 Prozent der Zeit im Homeoffice sitze, nutze ich den öffentlichen Verkehr höchstens mal am Wochenende.
Mit dem Zug durch das Land zu reisen, ist in Belgien besonders praktisch – vor allem am Wochenende. Dann könnt ihr euch nämlich das Wochenendticket kaufen, mit dem ihr für die Hin- und Rückfahrt nur noch knapp den halben Preis zahlen müsst. Hier einfach mal ein Beispiel: Statt am Mittwoch für die Hin- und Rückfahrt zwischen Brüssel und Gent aktuell 18,40 Euro zu zahlen, kostet es euch am Wochenende nur 10,40 Euro. Das lohnt sich doch! Nachlesen könnte ihr das alles auch noch mal auf der offiziellen Seite vom SNCB, die auch auf Deutsch übersetzt ist.
Café, Restaurants, Bars
Zu dieser Kategorie kann ich leider nicht so viel sagen, da zwei Wochen nach meiner Ankunft der Lockdown über Brüssel verhängt wurde. Somit wurden alle Bars geschlossen und in Cafés und Restaurants kann man sich aktuell nur noch Sachen zum Mitnehmen bestellen. Ich gebe euch einfach mal ein paar Beispiele, wo ich mir manchmal was hole und wie viel ich zahle. Dabei stammen die einzelnen Beispiele aus meinem Stadtteil Etterbeek.
- Le Pain Quotidien: kleiner Cappuccino: 2,65 Euro; Käsekuchen: 4,65 Euro
- Manhattn’s Burgers: Burger zwischen 9,50 bis 12,60 Euro (hochwertige Burger)
- Snack Libanais: Vegetarische Wrap: 5 Euro
- Hanoi Station: kleine Snacks ab 4 Euro; normale Gerichte bis hoch auf 14 Euro
- Maison Antoine: belgische Pommes Frites: circa 3 Euro
Museen, Freizeit
Neben spazieren gehen ist mein zweites großes Hobby im Corona-Lockdown Museen zu besichtigen. Wenn man nämlich unter 26 Jahre alt ist, kann man von einem ordentlichen Preisnachlass profitieren. Statt 5 Euro zahlt man zum Beispiel nur 1 Euro Eintritt in einem kleineren Museum in Mechelen. Oder möchtet ihr auf den Belfried in Gent hoch, so zahlt ihr statt 8 Euro nur 2,60 Euro. Jung sein in Belgien lohnt sich also!
Meine Ausgaben im Januar 2021
Also: Wie viel Geld habe ich im Monat Januar ausgegeben? Zuerst noch ein paar Infos zu meinem Lebensstil. Durch Corona koche ich inzwischen jeden Tag oder koche schon für mehrere Tage vor. Da ich wenig Fleisch esse, schätze ich meine Ausgaben für Lebensmittel auf ungefähr 300 Euro pro Monat.
Ungefähr einmal die Woche bestelle ich mir abends etwas von außerhalb und am Wochenende spaziere ich viel durch die Stadt, besuche ein Museum und gönne mir dabei ein Stück Kuchen mit einem Cappuccino. Zusätzlich habe ich im Januar einen Ausflug nach Mechelen (nur 20 Kilometer von Brüssel entfernt) gemacht und mir ein weiteres Museum mit meiner Mitbewohnerin angesehen. Somit würde ich meine zusätzlichen Ausgaben für diesen Monat auf ungefähr 120 Euro schätzen.
Zusammengerechnet mit meiner Miete und 10 Euro pro Monate für die Waschmaschine belaufen sich meine Ausgaben für Januar somit auf ungefähr 1,030 Euro. Während der Pandemie reicht mein Praktikumsgehalt also locker aus. Meine Ausgaben für Reise- und Freizeitaktivitäten sind in anderen Monaten höher gewesen, aber das graue und verregnete Januarwetter lädt einfach nicht dazu ein, mehr zu unternehmen. Daher war der Januar sicherlich einer meiner sparsamsten Monate. Zusätzlich müsst ihr noch bedenken, dass ich die ganze Woche über im Homeoffice sitze und mir somit nicht jeden Mittag etwas zu Essen holen muss. Ansonsten hätte ich hier auch höhere Ausgaben.
Fazit: Meine 1.375,00 Euro pro Monat reichen für das Leben in Brüssel aus, auch wenn die Pandemie mal vorbei sein sollte. Und kommt ihr nach Brüssel für ein Auslandssemester, so könnt ihr sicherlich ein Zimmer im Studentenwohnheim ergattern, wo ihr keine 600 Euro pro Monat auf den Tisch legen müsst.