13. Mai 2019
Die Europawahl 2019 steht an. Wie sehen die Wahlvorbereitungen in Italien aus? Heute nehme ich euch mit durch Trento.
Zwei Wochen vor der Europawahl merkt man die anstehende Wahl im allgemeinen Stadtbild kaum. Während in Deutschland fleißig Plakate aufgehängt werden, bleiben die Straßenlaternen Trentos nackt. Einzig und allein am Piazza Fiera, einem größeren Platz in Trento, wird fleißig gehämmert und gewerkelt. Hier wird ein großes Zelt aufgebaut. Im Rahmen eines Festivals, das „der europäischen Politik gewidmet ist“, werden drei Tage lang Vorträge und Reden zum Thema „Wir sind Europa“ gehalten. Es geht dabei unter anderem um die Generation Erasmus, die Klima-Krise und die Entstehung der europäischen Idee. In einer Lesung wird die Geschichte der Insel Ventotene in den 1940ern erzählt, wo im Exil lebende „Dissidenten“ ein Manifest zur europäischen Idee entwerfen, das später von hauptsächlich weiblichen Geheimkurieren in ganz Italien verbreitet wird. Diese werden als Flamingos von Ventotene bezeichnet.
Flaggen statt Plakate
Ich fahre mit dem Fahrrad quer durch die Stadt, immer noch keine Plakate in Sicht. Was mir auf der Suche nach etwas Blauem an fast jeder Ecke ins Auge springt, sind europäische Flaggen, die neben der Trentiner und italienischen Flagge an vielen Gebäuden und auch immer mehr an privaten Balkonen hängen. Trento ist ein eher links-geprägter Teil Italiens, hier zieren „Salvini go home“ Graffitis die Wände von Häusern, Banken werden bei den zahlreichen antifaschistischen Demos mit Parolen wie „Verbrecher“ besprüht. Junge Menschen verleihen ihren politischen Gedanken hier gerne mit Flaggen, Liedern oder Symbolen Ausdruck. Die Uni in Trento ist mit vielen komplett englischen Studiengängen international ausgerichtet, die Studierenden als auch die Dozierenden kommen nicht nur aus ganz Italien, sondern häufig aus anderen europäischen Ländern, vermehrt auch weltweit. Insgesamt begegnet man den Menschen hier sehr weltoffen, vor allem im akademischen Umfeld wird Europa-zentriert geforscht und gearbeitet.
Keine Werbung nötig?
Obwohl meine Kommiliton*innen alle von der Wahl sprechen und dafür teilweise in ihre Heimatstädte fahren, muss ich im Alltag aktiv nach Veranstaltungen auf Facebook oder nach Flyern suchen, die die Europawahl in irgendeiner Weise bewerben. Das verwundert mich: entweder, der hier gelebte europäische Gedanke ist hier schon so verinnerlicht, dass es keiner Wahlwerbung mehr bedarf oder aber ich bekomme es auf meinen Wegen zwischen Bibliothek und Zuhause kaum mit. Vielleicht ist es zwei Wochen vor der Wahl auch noch zu früh, um ein Fazit zu ziehen. Im Gespräch mit italienischen Freunden ist die Wahl präsent, im öffentlichen Raum und auf Social Media (wo ich schon seit Monaten italienische Werbung für andere Dinge bekomme) werde ich jedoch kaum damit konfrontiert, solange ich mich nicht aktiv damit beschäftige.
Fakten zur Europawahl im EU-Ausland
Trotz mäßiger Wahlwerbung: ich werde auf jeden Fall wählen gehen. Wie das geht, wenn man im EU-Ausland lebt und weitere interessante Fakten zur Wahl in diesem Video:
Mattia Frizzera
14. Mai 2019
#wirsindeuropa Danke Carina für deinen Beitrag. Weitere Infos über Siamo Europa unter http://www.siamoeuropa.provincia.tn.it und auf soziale Netzwerken unter „Europe Direct Trentino“ und „Siamo Europa“
Carina
15. Mai 2019
Ciao Mattia,
danke für die Bereitstellung der Bilder und für die Informationen.
Liebe Grüße