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5 Klischees über China, die gar nicht wahr sind


In einem meiner letzten Beiträge ging es um die wahren Klischees über China. Ich wäre ja kein guter „interkulturelle Kompetenzen“- Student, wenn ich jetzt nicht auch ein paar dekonstruieren würde. So viele wahre Klischees es über China gibt, umso mehr gibt es, die mal so gar nicht stimmen.

Chinesen sehen alle gleich aus und sind klein.

Auch wenn fast alle Chinesen dieselbe Haarfarbe teilen, kann man sie in der Regel sehr gut auseinanderhalten. Mir ist aufgefallen, dass sich eher die ethnischen Minderheiten untereinander stark ähneln und sich von anderen durch Aussehen abgrenzen. Dass Europäer oft finden, alle Chinesen sehen gleich aus, liegt eher daran, dass es auch eine bestimmte und begrenzte Bevölkerungsgrupe ist, die in der Welt reist. Die Menschen in meiner Region sind in der Tat ziemlich klein, im Norden ist das aber wieder ganz anders. Chinesen denken lustigerweise „alle Europäer sehen gleich aus“.

Chinesen essen nur Reis und Hunde und Katzen.

Auch dieses Klischee ist halb wahr. Nach meiner Erfahrung essen Chinesen tatsächlich unglaublich viel Reis. Egal ob Morgens, Mittags oder Abends, es gehört als Beilage fast immer dazu. Hunde und Katzen gelten allerdings eher als Delikatesse, sind eher im Süden als Gericht verbreitet und stehen nicht auf der täglichen Speisekarte des Bruttonormalverbrauchers. Das Ganze läuft meistens so ab:

Gastgeber: „Wir haben heute etwas ganz Besonderes für dich bestellt.“

Ich: „Okay, dankeschön. Was ist es?“

Gastgeber: „Ich habe das englische Wort vergessen.“

(Ich esse)

Gastgeber: „Mir ist es wieder eingefallen, es heißt Hund.“

(Ich esse nicht mehr..)

bild-79
Hund

In China herrscht die 1-Kind-Politik.

Es stimmt, dass die 1-Kind-Politik 1979/1980 eingeführt wurde, um das starke Bevölkerungswachstum in der Nachkriegszeit einzudämmen. Allerdings gab es schon bei Einführung der Geburtenkontrolle zahlreiche Ausnahmen. Im Prinzip konnte das Gesetz nur in den Städten umgesetzt werden, auf dem Land waren weiterhin zwei Kinder erlaubt, wenn das erste ein Mädchen war, Einzelkinder selbst dürfen später zwei Kinder bekommen, usw. Wo die 1-Kind-Politik umgesetzt wurde, hörte man von den erschreckenden Folgen: Tötung von Mädchen, dadurch später ein Single-Männer-Überschuss und das Heranzüchten der kleinen, verwöhnten Kaiser (Xiao Huangdi). Heute sieht das Familienbild aber wieder ganz anders aus, in Zhuzhou zumindest sehe ich tagtäglich unzählige werdende oder Mütter mit zwei Kindern und viele wünschen sich sogar ein Mädchen.

Kinder spielen gemeinsam auf dem Boden
Kinder in Zhuzhou

Alle Chinesen sind Mitglieder der KPCh.

Was die Mitgliedschaft selbst in der Kommunistischen Partei angeht, ist die Aufnahme garnicht so einfach. Eine Parteimitgliedschaft geht einher mit jahrelangen Ausleseverfahren, bei denen die Befähigung des Bewerbers getestet wird. So sehr die ganzen Veranstaltungen für die kommunistische Partei den Anschein erwecken, dass das Volk die KPCh noch immer befürwortet, sagen manche die Endphase des Kommunismus voraus. Der Legitimitationsverlust der KPCh nimmt von Jahr durch stagnierendes Wirtschaftswachstum, zunehmende Umweltverschmutzung, Korruption und vielem mehr zu. Darüber hinaus wird sogar behauptet, dass aus dem kommunistischem China mittlerweile ein kapitalistisches geworden ist. Der Kommunismus spiegelt sich hauptsächlich noch politisch in der Einparteienherrschaft wider, ansonsten hat sich die Gesellschaft auf die marktwirtschaftliche Notwendigkeit eingestellt. Nichtsdestotrotz würde ich niemals behaupten, dass ich in der Lage bin, China politisch fest einzuordnen. Wie so vieles hier ist es weder schwarz noch weiß, weder kommunistisch, noch kapitalistisch.

Parteimitglieder in blauen Uniformen
Eine Parteimitgliedschaft geht einher mit jahrelangen Ausleseverfahren

Chinesen können kein „r“ aussprechen

Wer dieses Klischee erfunden hat, hat noch nie meine Schüler im Unterricht das „r“ rollen hören. An dem Aberglauben, dass sie statt einem „r“ ein „l“ aussprechen ist bei mir in der Provinz rein gar nichts dran. Gerade versuche ich ihnen sogar das rollende „r“ beziehungsweise den englischen Akzent ein bisschen abzugewöhnen. Ironischerweise ist „r“ sogar der Buchstabe, den sie nach Lust und Laune an Wörter ranhängen. Beispielsweise kann Hui das Wort „Ei“ nicht sagen und nennt es zu meiner Belustigung immer „Rei“ und scheint den Unterschied auch nicht zu hören.

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