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Budapest, ich möchte bleiben. Über die Faszination Ungarns


Jetzt bin ich seit gut vier Wochen hier in Ungarn und will auch eigentlich gar nicht mehr weg. Hier läuft so einiges anders und auch so einiges, wie ich es mir nicht gerade wünsche – aber ich war selten in einer Stadt, die so inspirierend ist wie Budapest.

Blick von oben auf das Parlament. Foto: Lilith Grull
Budapest, Parlament

Budapest scheint in vielen Belangen noch unter seiner kommunistischen Vergangenheit und vor allem der derzeitigen Politik zu leiden, doch hat es sich zu einer internationalen Metropole etabliert. Die vielen internationalen Menschen und die Offenheit der Ungarn macht es einem Neuling einfach, sich willkommen zu fühlen. Die Stadt, die Kultur aber besonders die Menschen strahlen eine Lebensfreude aus, die sonst selten zu finden ist.

Eine Stadt durch ein Praktikum kennen zu lernen, erscheint vielleicht etwas komisch, aber gerade durch die journalistische Perspektive eröffnet es mir sehr tiefe Einblicke. Einblicke in das Denken der Leute über ihr eigenes Land, das, was ihnen wichtig ist und das, was sie ausmacht.

Vieles ist anders und mir unverständlich

Ich muss zugeben, dass ich Ungarn gegenüber schon immer sehr kritisch war und das Land ohne diesen Praktikumsplatz wohl nicht bereist hätte. Hier, wo Orbán herrscht, ein Mann, der meiner Meinung nach Russland und Chinas Politik als Vorbild hat. Der für jedes Schulfach nur ein Lehrbuch herausgibt und im Geschichtsunterricht die alten Nazis lehrt ohne deren Grundsätze zu hinterfragen. Im Krankenhaus ist es kein Muss, dass das Personal Handschuhe trägt und wenn sie es wollen, ist kaum Geld für solch eine Basisausstattung da. Wenn protestiert wird, dann leise und nicht laut und der Großteil der Medien berichtet so darüber, dass die Bevölkerung den Eindruck gewinnt, dass nur eine Handvoll auf der Straße standen. Aber was mich Ungarn bis jetzt gelehrt hat, nicht zu vergessen: Die Bevölkerung eines Landes muss sich nicht mit ihrer Politik identifizieren.

Ungarn sind Überlebenskünstler

Die Menschen leben! Auch wenn nicht alles gut ist, kann man einen Weg finden, zumindest für einige Momente glücklich zu sein. Ungarn schaffen sich eine Auszeit von den Problemen und genießen das Leben. Sie lachen, sie schmausen und sie feiern. Sie sind sympathisch unorganisiert aber kreativ, ideenreich. Alle Achtung dafür – von dieser Lebensenergie könnte sich wohl der ein oder andere etwas abschneiden.

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