Es sind nun schon etwas mehr als vier Wochen vergangen, seitdem ich Tel Aviv verlassen habe. Was ich in der Stadt und Israel erlebt habe und ob mir meine Zeit dort gefallen hat, erfahrt ihr hier.
Aufmerksame Leser meines Blogs und Follower auf Instagram dürften wissen, dass ich eher zufällig in Tel Aviv gelandet bin. Am Ende sollte sich dies als Glücksgriff herausstellen. Meine Zeit in Tel Aviv gehört zu den glücklichsten Monaten meines Lebens. Meine anderen Auslandsaufenthalte in Marokko, Tunesien, Ägypten sowie im Iran und Großbritannien haben mir zwar gefallen, als Sprachassistent an der Universität Tel Aviv zu arbeiten, hat all diese Auslandserfahrungen aber getoppt.
Der DAAD
Ih möchte an dieser Stelle dem DAAD danken, dass er mir durch das Stipendium die Sprachassistenz an der Universität Tel Aviv ermöglicht hat. Ich kann jeder angehenden Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache ans Herz legen, eine Sprachassistenz in einer Partnerhochschulen des DAAD zu absolvieren.
Ich habe von meinem Hebräischlehrer während meines Studiums des Nahen und Mittleren Ostens an der Ludwig-Maximilians-Universität in München vorab viel Gutes über Tel Aviv gehört. Er hatte recht.
Die Sprachassistenz
Abgesehen von einem Praktikum an der Durham University im Nordosten Englands habe ich vor meiner Sprachassistenz „lediglich“ an diversen privaten Sprachschulen bzw. am Goethe-Institut Kairo Lehrerfahrung sammeln können. All diese Stationen haben mich beruflich wie menschlich positiv geprägt. An einer Uni zu unterrichten, war mir neu, und es hat mir außerordentlich gut gefallen. Ich freue mich, dass ich meine Sprachassistenz im kommenden akademischen Jahr fortsetzen kann. Ich bin zuversichtlich, dass mir auch an der German University of Technology (GUtech) in der omanischen Hauptstadt Maskat sehr gut gefallen wird.
Meine Begeisterung für das Unterrichten an einer Universität soll aber nicht bedeuten, dass ich kein Interesse mehr am Goethe-Institut oder privaten Sprachschulen hätte, ganz im Gegenteil. Insbesondere das Goethe-Institut ist stets eine überaus reizvolle Institution und ein toller Ort der Begegnung verschiedener Kulturen und Sprachen. Schließlich habe ich während meines Praktikums am Goethe-Institut Tel Aviv eine nicht minder glückliche Zeit verbracht und wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Weltoffene Stadt
Am besten hat mir an Tel Aviv gefallen, dass es eine überaus weltoffene und liberale Stadt ist. Zwar treffen auch in anderen Regionen in Israel Kulturen und Menschen aus aller Welt zusammen. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass insbesondere in Tel Aviv Akzeptanz und Toleranz großgeschrieben werden.
Ich hatte das Gefühl, dass Menschen aus der LGBTQ+-Community hier größtmögliche Vorurteilsfreiheit widerfährt. Deshalb verwundert es auch nicht, dass Tel Aviv jährlich Gastgeber einer der größten Pride Parades ist. Veganer kommen in Tel Aviv ebenfalls auf ihre Kosten, insbesondere im „Hipsterviertel Tel Avivs“, Florentin. Das vegane Angebot der Stadt ist reichhaltig. Anders als in vielen Regionen der Welt hatte ich in Tel Aviv das Gefühl, dass die Stadt jeden Tag ein bisschen veganer wird. Das finde auch ich als Omnivor sehr beeindruckend! Leben und leben lassen – das ist zweifelsohne das Motto Tel Avivs. Selbstverständlich gibt es auch in Tel Aviv gesellschaftliche Probleme. Niemand ist perfekt und daher auch keine Stadt. Allerdings kommt Tel Aviv meinem Ideal einer liberalen, aufgeschlossenen und vor allem aufgeklärten Stadt sehr nahe.
Der Lifestyle
Auch den Lifestyle an sich finde ich in Tel Aviv überwältigend. Lebensgenuss und -freude stehen hier an der Tagesordnung. Anders als im politisch und religiös belasteten Jerusalem erschien es mir, dass die Menschen hier dem schönen Leben frönen und den Strand sowie das reichhaltige Gastronomieangebot genießen. In Tel Aviv gehen die Menschen auch unter der Woche viel aus. Die Tel Aviver lieben es, nach der Arbeit noch eine Bar aufzusuchen oder sich durch die verschiedenen Restaurants der Stadt zu schlemmen. Natürlich hatte ich dank der zentralen Lage meiner Wohnung auch beste Gelegenheit, Tel Aviv in dieser Hinsicht voll auszukosten.
Wem das zu oberflächlich oder zumindest auf Dauer zu eintönig ist, dem kann ich das Kulturangebot Tel Avivs ans Herz legen. Selbstverständlich ist dies nicht mit Jerusalem zu vergleichen. In Jerusalem ist so gut wie jeder Stein eine Rarität und kann auf eine jahrtausendalte Geschichte zurückgreifen. Doch auch in Tel Aviv gibt es interessante Museen und Kunstgalerien. Auch Street Art gibt es hier viel.
Perfekter Ausgangspunkt für Reisen
Aufgrund seiner Lage im Zentrum Israels (trotz der Nähe zum Meer) ist Tel Aviv der perfekte Ausgangspunkt, um zu reisen. Auf die Golanhöhen sind es circa zwei bis zweieinhalb Stunden, nach Jerusalem gerade einmal eine Stunde. Auch Haifa und Nazareth sind vergleichsweise nahe. Lediglich die Stadt am Ufer des Roten Meeres, Eilat, ist mit ca. vier bis fünf Stunden etwas weiter von Tel Aviv entfernt. Ich habe meine Reisen von Tel Aviv aus genossen, habe mich aber ebenso stets auf die Rückkehr nach Tel Aviv gefreut. Immer wenn ich im Bus sitzend im Horizont die langsam auftauchenden Hochhäuser der Stadt gesehen habe, hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen. Trips vor allem nach Jerusalem und abends den Tag schön in Tel Aviv ausklingen lassen – das war für mich ein gelungener Tag.
War immer alles gut?
Wie beschrieben, hatte ich Probleme mit meinem Aufenthaltsrecht. Allerdings ist dies nicht wirklich Tel Aviv anzukreiden. Das einzige Manko an der Stadt sind die vergleichsweise sehr hohen Miet- und Lebenshaltungskosten. Wenn man hier leben will, sollte man vorher klären, ob und wie man sich das Leben hier leisten kann. Und natürlich hatte ich auch in Tel Aviv mal den ein oder anderen schlechten oder traurigen Tag.
Fazit
Insgesamt gibt es viele Gründe, die für Tel Aviv sprechen. Für mich waren das Leben und Arbeiten in Tel Aviv eine bereichernde und wundervolle Erfahrung, die ich niemals missen möchte. Ich hoffe inständig, dass mich das Leben lieber früher als später in die israelische Großstadt am Mittelmeer zurückführen wird.
Wehmütig blicke ich auf den Strand und das Meer. Tel Aviv war definitiv eine überaus wunderbare Erfahrung!