29. Dezember 2019
Seit ich in Kathmandu lebe, bin ich drei Mal in einem Nachtclub feiern gegangen. Jedes Mal erreichten mich daraufhin per Instagram viele Nachfragen nach dem Motto: In Nepal kann man tanzen gehen? Trinkt man dort überhaupt Alkohol? Die Antworten auf diese Fragen und alles über die nepalesische „Feierkultur“ findet ihr hier!
Freitagabends in einem Club zu feiern oder Freunde auf ein Feierabendbier in der Lieblingskneipe treffen: Das gehört in Deutschland (vor allem unter Studenten) ganz selbstverständlich zum Sozialleben dazu. In Nepal sieht das alles ein bisschen anders aus…
Das Nachtleben in Kathmandu
Wer wie in Deutschland feiern gehen möchte, kommt im Partyviertel Thamel voll auf seine Kosten. Von Restaurants über Bars und Tanzlokale bis hin zu Nachtclubs findet man hier alles. Mich hat es wie gesagt schon drei Mal hierher verschlagen und immer habe ich dabei zwischenzeitlich vergessen, dass ich mich gerade in Nepal befinde. In den Bars gibt es fettige Snacks und leckere Cocktails, und mit ihrer lauten Musik, den vielen flackernde Lichtern und den tanzenden Massen stehen auch die Clubs in Thamel meinen Lieblingszielen in Münster in nichts nach. Alkohol (und dementsprechend betrunkene Menschen) gibt es hier ebenfalls zur Genüge…
Auffällig sind lediglich der Männerüberschuss und die vielen Touristen. Dabei entsteht schnell der Eindruck, dass Nepali – vor allem Nepali Frauen – keine großen Partygänger sind. Das ist so aber nicht ganz richtig: Viele Nepali feiern gerne mal, allerdings zieht es sie dafür nur selten in die Clublandschaft Thamels.
Eine Hausparty zum „Good Friday“
Da Nepali nur am Samstag frei haben, steigen die meisten Partys hier am Freitagabend. Richtige nepalesische Partys finden zu Hause statt: Es gibt gutes Essen, ordentlich Alkohol und häufig auch eine Shisha. Dass Nepali nicht trinken ist übrigens ein Gerücht – ganz im Gegenteil, bei guter Stimmung und gegebenen Anlass wird auf einer Hausparty in Kathmandu ähnlich gebechert wie auf deutschen WG-Partys. Während die Party bei uns häufig nach Mitternacht in die Innenstadt verlegt wird, feiern Nepali bis in die frühen Morgenstunden zu Hause weiter.
Dafür gibt es verschiedene Gründe: Zum einen fahren in Kathmandu ab 21 Uhr kaum noch Busse, sodass sowohl der Hinweg als auch der Rückweg mit dem Taxi zurückgelegt werden müsste – und das ist teuer. Zum anderen kann die Rückkehr ins Haus zum Problem werden. Die meisten Nepali Häuser werden abends von Innen abgeschlossen, sodass man um nachts wieder hinein zu kommen wohl oder übel seine Familie oder die Nachbarn aus dem Bett klingeln muss. Diese Organisation kann nur fortbestehen, weil nächtliches Weggehen hier absolut unüblich ist. Für meine Nepali Freunde hat die Hausparty-Kultur auch viel mit der Gruppengemeinschaft zu tun: Sie erklärten mir, dass sie nun mal lieber mit ihren Freuden und ihrer Familie feiern als mit einer Masse an fremden Menschen.
Tanzen geht immer!
Eine Sache gefällt mir in Nepal besonders gut. Egal ob Abend, Nachmittag, Party oder Picknick: Nepali sind (fast) immer in Tanzlaune. Häufig treffe ich auf meinen Wanderungen oder Spaziergängen durch die Stadt große Gruppen, die aus einer Box oder ihrem Handy Nepali Songs spielen und dazu ganz ohne Hemmungen tanzen. Auch während der Festivals steht Tanzen auf dem Programm, und in meinem Fitnessstudio gibt es jeden Morgen eine Zumbastunde, bei der sich die Teilnehmer (auch die männlichen!) deutlich freier und sorgloser bewegen als bei vergleichbaren Kursen in Deutschland. Ich finde es toll, dass einige Nepali in jeder Umgebung und zu jeder Zeit ganz ohne Alkohol oder andere Aufputschmittel so ausgelassen tanzen: Diese positive Energie würde ich gerne mit nach Deutschland nehmen.