29. März 2020
In Corona-Zeiten ist niemand gern allein. Und schon zweimal nicht, wenn man weiß, dass der Partner genauso allein zuhause sitzt, wie man selbst. Deshalb habe ich letzte Woche spontan entschieden, Wien vorerst hinter mir zu lassen und zu meinem Freund Kai nach Berlin zu fahren, um die Quarantäne gemeinsam zu bestreiten. Denn geteiltes Leid ist doppeltes Glück.
Eine Fernbeziehung ist nicht immer leicht
Dieser Tatsache waren wir uns schon vor Antritt meines ersten Erasmus-Semesters in Madrid bewusst. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden, zwei Semester ins Ausland zu gehen, da ich mir sicher war, dass unsere Beziehung daran wachsen wird. Und das tut sie tatsächlich. Als ich in Madrid studiert habe, haben wir uns sehr regelmäßig – das heißt etwa alle zwei bis vier Wochen – gesehen. Kai war bei mir in Madrid, ich bei ihm in Berlin und einmal waren wir sogar zusammen in Paris. Das war mein Geburtstagsgeschenk und mindestens so romantisch, wie es klingt. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Von unserem ökologischen Fußabdruck mal ganz abgesehen. Aber was tut man nicht alles, wenn man verliebt ist.
Fernbeziehung auf Zeit
Ich wünschte, Kai jeden Tag sehen zu können. Aber genauso war es mein Wunsch, eine weitere Auslandserfahrung zu machen. Zum Glück habe ich einen Freund, der mir diese von Herzen gönnt. Natürlich war er wenig begeistert davon, dass ich zwei Semester nicht in Berlin sein würde. Wir haben aber sehr ausführlich darüber gesprochen und tun es regelmäßig immer wieder. Denn Kommunikation ist der Schlüssel. Wir haben schließlich entschieden, die Challenge Fernbeziehung auf uns zu nehmen. Unter der Bedingung, dass sie zeitlich klar begrenzt ist. Ohne die Perspektive, in näherer Zukunft wieder zusammen oder zumindest in derselben Stadt zu wohnen, würden wir eine Fernbeziehung nicht in Kauf nehmen.
Das muss jedoch jedes Paar für sich entscheiden. Für manche ist es vielleicht kein Problem, über Jahre auf verschiedenen Kontinenten zu leben. Andere können keine Woche getrennt voneinander sein. Wenn du zu Letzteren gehörst, ist ein Auslandssemester vielleicht tatsächlich nichts für dich. Und das ist auch gar nicht weiter schlimm. Ich kann dir allerdings sagen, die Zeit im Ausland vergeht wie im Flug und ehe man sich versieht, ist man wieder vereint. Man muss ja nicht gleich ans andere Ende der Welt ziehen. Auch Europa hat einiges zu bieten und wenn man wie ich ein Nachbarland von Deutschland wählt, kann man sich auch öfter sehen. Ich bin jedenfalls überzeugt davon: Deine Beziehung sollte dich nicht davon abhalten, eine spannende Auslandserfahrung zu machen.
Du hältst es wirklich keine Minute ohne deinen Partner aus?
Dann nimm ihn oder sie doch einfach mit! Sicher ist das leichter gesagt, als getan. Aber auch hier lohnt es sich, vorausschauend zu planen. Am liebsten hätte ich Kai natürlich mitgenommen nach Madrid und Wien. Da er jedoch in Berlin studiert und arbeitet, war das leider nicht möglich. Nach seinem Bachelorstudium möchte Kai allerdings ein Praktikum in London machen. Und da es ganz danach aussieht, als würden wir zeitgleich unseren Bachelor abschließen, möchte ich gerne mit ihm nach London gehen. Und weil uns Paris so gut gefällt, überlegen wir, dort zusammen unseren Master – Kai in Modemanagement und ich in Psychologie – zu absolvieren. Aber das ist Zukunftsmusik.
Zurück ins Hier und Jetzt
Nachdem wir uns während meines Erasmus-Studiums in Madrid sehr regelmäßig gesehen hatten, haben wir uns bis vor einer Woche fast zwei Monate nicht gesehen. Die längste Zeit, die ich Kai bisher vermissen musste. Aber manchmal ergibt es sich einfach nicht. Erst war Kai im Klausurenstress, dann ich im Umzugsstress. Und dann kam auch noch die Corona-Krise dazu, weshalb Kai nicht – wie ursprünglich geplant – zu mir nach Wien kommen konnte. Kurzerhand habe ich also entschieden, zu ihm nach Berlin zu kommen. Denn so verheerend die aktuelle Situation auch sein mag, hat sie doch wie alles im Leben etwas Gutes. Sie gibt uns die Möglichkeit, nach so vielen Wochen ohne einander, endlich wieder zusammen zu sein. Nur wir beide und auf unbestimmte Zeit. Für viele Paare mag diese Zeit eine Herausforderung sein, wir aber sehen sie als Chance.
Dieses Foto ist letztes Frühjahr in Leipzig entstanden. Jetzt bleiben wir natürlich zuhause. Was wir den lieben langen Tag so machen und warum uns ganz und gar nicht langweilig wird, erfährst du nächste Woche.