25. April 2020
Heute geht es um die drei mächtigen Schlagworte, die stets unter meinem Namen auftauchen, bisher aber nie thematisiert wurden: „Erasmus+, Auslands-BAföG, Selbstfinanzierung“. Denn wer redet schon gerne übers Geld?
Gerade uns Studierenden wird oft nachgesagt, unsere Finanzen mehr schlecht als recht im Griff zu haben. Da erscheint ein Auslandsaufenthalt vielen unbezahlbar. Das muss aber nicht so sein! Mit meinem Erasmus+ Stipendium und Auslands-BAföG gelingt es mir sehr gut, mein Semester in Wien zu finanzieren. Und wo das nicht reicht, kommt mein Erspartes ins Spiel.
Selbst finanziert – selbst ist die Studentin
Die Finanzierung eines Auslandssemesters beginnt bestenfalls früh. Ganz früh. Je früher, desto besser! Schon zu Beginn meines Studiums wusste ich: Ich möchte ein – wenn nicht sogar zwei – Semester im Ausland studieren. Um mich nicht auf ein eventuelles Stipendium verlassen zu müssen, aber natürlich auch um mein Studium in Berlin zu finanzieren (die Mieten gingen hier auch damals schon durch die Decke), habe ich mich gleich zu Beginn meines Studiums nach einem Studentenjob umgesehen. Um diesen gut mit dem Studium vereinen zu können, machte ich mich auf die Suche nach einer Stelle als studentische Hilfskraft (SHK) an der HU Berlin, wo ich Psychologie studiere.
Im ersten Semester bewarb ich mich also für so ziemlich jede Stelle am Psychologieinstitut – anfangs ohne Erfolg. Mit Aussagen wie „Auch nicht schlecht, aber noch zu wenig Erfahrung im Studium (1. Semester)“ (ja, wortwörtlich diese – wohl eher für die interne Kommunikation als für mich gedachte Mail bekam ich von einem Professor) erhielt ich viele Absagen. Oft wurde mir gesagt, dass man im ersten Semester noch keine SHK-Stelle bekäme. Dann wurde ich aber doch zu einigen Vorstellungsgesprächen eingeladen. Eins lief sogar so gut, dass schon wenige Minuten danach die Zusage in meine Inbox flatterte. Also lass dir von niemandem erzählen, als „Ersti“ hättest du keine Chance auf eine Stelle an der Uni, sondern bewirb dich für alles, was dich interessiert. Vielleicht klappt’s ja!
In der Professur der Allgemeinen Psychologie arbeitete ich in einem Projekt zur Numerischen Kognition, wo ich Laborexperimente leitete. Abgesehen davon, dass mir die Arbeit im Labor sehr viel Spaß machte, war sie auch super mit der Uni zu vereinen, da Labor und Hörsäle oder Seminarräume sich am selben Campus – oft sogar im selben Gebäude befanden – und mein Weg von der Vorlesung zur Arbeit so meist nicht mehr als zwei Minuten betrug. Um weiterhin in Vollzeit studieren – und noch ein Privatleben haben zu können – war meine Stelle auf 40 Stunden im Monat begrenzt. Was allerdings zur Folge hatte, dass ich mir mit meinem Studentenjob allein mein Studium nicht finanzieren, geschweige denn ausreichend Geld für zwei Auslandssemester zur Seite legen konnte. Außerdem musste ich diesen natürlich schweren Herzens kündigen, als feststand, dass es für mich ins Ausland geht. Aber ein Glück gibts ja (Auslands-) BAföG.
Auslands-BAföG – einen Antrag wert
Wenn du gerne für ein Semester (oder länger) im Ausland studieren (oder ein Praktikum absolvieren) möchtest, in Deutschland aber keinen Anspruch auf BAföG hast, lohnt es sich definitiv, dich trotzdem nach Auslands-BAföG zu erkundigen.
Auf jeden Fall einen Auslands-BAföG-Antrag stellen!
Die höheren Förderungssätze bei einem Studium im Ausland führen dazu, dass auch viele Studierende BAföG-berechtigt sind, die in Deutschland keine Förderung erhalten, weil zum Beispiel das Einkommen der Eltern zu hoch ist. Deinen Antrag stellst du an dem für dein Zielland zuständigen Auslandsamt in Deutschland. Welches das ist, erfährst du hier.
In welchem Umfang die Zeit im Ausland gefördert werden kann, hängt vom Zielland (Unterschiede gibt es zum Beispiel bei Auslandsaufenthalten innerhalb vs. außerhalb der EU) und von der Art des Aufenthalts (zum Beispiel Studium vs. Praktikum) ab. Eine gute Übersicht bietet die BAföG-Infoseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Für die BAföG-Auslandsförderung sind – je nach Zielland unterschiedliche zentrale Auslandsämter in Deutschland zuständig. In meinem Fall war es das Studierendenwerk Heidelberg für Spanien und das Amt für Ausbildungsförderung München für Österreich. In der Regel sind das die ganz normalen BAföG-Ämter der entsprechenden Stadt, wo du dann – wie auch beim Inlands-BAföG – online oder per Post deinen Antrag stellen kannst.
Neben den üblichen Formularen zu deinem Einkommen und dem Einkommen deiner Eltern, musst du nur noch ein kurzes „Zusatzblatt für eine Ausbildung im Ausland“ (Formblatt 6) ausfüllen. Je nach Amt werden manchmal zusätzlich eigene Formulare gefordert. Da dies aber je nach Amt und Zielland variiert, würde ich dir empfehlen, dich einfach auf der Website des für dein Zielland zuständigen Auslandsamt zu informieren. Welches das ist, erfährst du hier.
Erasmus+: Warum ich fürs Studieren bezahlt werde!
Kommen wir zum spannenden Teil: Warum werde ich nun fürs Studieren im Ausland bezahlt? Weil ich im Rahmen des Erasmus+ Programms an einer europäischen Partnerhochschule meiner Universität studiere. Neben den Partnerschaftsverträgen mit anderen europäischen Hochschulen, die eine Bewerbung und die Organisation um einiges erleichtern (mehr dazu in meinem Beitrag „Ein Auslandsaufenthalt kommt selten allein“), bietet das Erasmus+ Programm je nach Zielland und Studienjahr einen Mobilitätszuschuss von etwa 330 bis 450 € im Monat, den du – anders als BAföG – nicht zurückzahlen, sondern komplett behalten darfst. Es ist ein Stipendium. Dabei wird unterteilt in drei Länderkategorien: A, B und C. Österreich und Spanien fallen zum Beispiel beide in Kategorie B. Das bedeutet, ich bekomme 390 € für jeden Monat, den ich im Ausland studiere. Außerdem zahlst du als Erasmus-Student keine Studiengebühren an der Partneruniversität, sondern nur die deiner Heimatuni, die ja in der Regel weitaus erschwinglicher sind.
Die Bewerbung für das Erasmus+ Stipendium ist so unkompliziert, dass du dir diese Chance wirklich nicht entgehen lassen solltest. Du musst dich einfach nur, wie immer eben, rechtzeitig darum kümmern. Im Dezember/Januar ist die Bewerbung um einen Erasmus+ Platz im darauffolgenden akademischen Jahr möglich. Egal ob du im Winter- oder Sommersemester ins Ausland gehen möchtest. Das heißt konkret: Ich habe mich im Januar 2019 für das Wintersemester 2019/20 in Madrid und für das Sommersemester 2020 in Wien beworben. Eine gute Übersicht über den Ablauf deines Erasmus+ Studiums im Allgemeinen und die Bewerbung im Speziellen findest du hier am Beispiel des Psychologieinstituts der HU Berlin.
Um mich zu bewerben, musste ich nur ein wirklich kurzes Bewerbungsformular ausfüllen, ein einseitiges Motivationsschreiben (auf Deutsch!) inklusive meiner Studienabsichten (Welche Kurse interessieren mich an der Partneruni?) verfassen. Dazu musste ich nur noch meinen Lebenslauf mit einem Sprachnachweis der an der Gastuni gesprochenen Sprache (für Muttersprachler gilt das natürlich nicht, für Wien fiel dieser also weg) sowie meine Zeugnisse (Abiturzeugnis und Uni-Leistungsübersicht) einreichen.
Finanzierungs-Résumé
Der Bewerbungsprozess variiert sicher von Uni zu Uni und von Jahr zu Jahr. Also informiere dich rechtzeitig über das Erasmus+ Angebot an deiner Universität. Was ich dir an meinem Beispiel lediglich zeigen wollte: Es gibt viele Wege dein Semester im Ausland zu finanzieren und die sind alles andere als kompliziert. Neben den von mir vorgestellten finanziellen Unterstützungen gibt es noch viele weitere wie zum Beispiel ein DAAD- oder PROMOS-Stipendium. Da ich mich darum nicht beworben habe, kann ich dazu leider wenig sagen. Aber schau doch mal bei den anderen Correspondents vorbei. Einige haben sich ihr Auslandsstudium auch mit diesen oder anderen Stipendien finanziert. Falls es dich ins nichteuropäische Ausland zieht, zeigt dir Larissa, dass die Bewerbung für ein PROMOS-Stipendium mindestens so einfach wie für Erasmus+ ist.