30. Juli 2022
BC steht für British Columbia, die kanadische Provinz, in der ich für sechs Monate leben darf. Manchmal wird der Abkürzung aber auch die Bedeutung “Bring Cash”, frei übersetzt “Bring Geld mit” zugewiesen. Klar, denn Vancouver ist eine der lebenswertesten Städte der Welt inmitten der Natur und mit vielen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Wie finanziere ich also mein Leben hier?
Meine vergangenen Auslandsaufenthalte waren alle in Europa und ich konnte Erasmusförderung beziehen. Das war in Kanada natürlich nicht möglich. Durch die kurze Vorbereitungzeit war auch die Bewerbungsphase für die meisten Stipendien schon lange vorbei. Für das DAAD-Jahresstipendium hätte ich mich im September 2020 bewerben müssen – für einen Beginn im Mai 2022 also mehr als ein Jahr vorher! Ich wusste erst ab Januar 2022, dass ich in Kanada sein würde. Damit war ich auch für Auslands-BAföG zu spät. Eine weitere Besonderheit beim Diplom ist, dass ich mich erst einige Wochen vor Beginn an der Universität in Freiburg einschreiben konnte. Somit hatte ich auch keinen Zugang zum PROMOS-Stipendium der Universität.
Mit der Studienstiftung ins Ausland
Seit Beginn meines Studiums im Wintersemester 2015 bin ich durch die Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. Diese fördert auch Auslandsaufenthalte, für die eine Reisekostenpauschale und eine Auslandspauschale zusätzlich zum Grundstipendium gezahlt werden. Das heißt, ich bekomme jeden Monat 300 Euro Grundförderung und 250 Euro Auslandspauschale. Zusätzlich bekomme ich 1.375 Euro Reisekostenpauschale, die aber nur voll ausgezahlt wird, wenn der Flug CO2-kompensiert wird. Den Antrag konnte ich flexibel stellen. Ich musste im Antragsmanagementsystem meine Informationen hochladen und meinen Auslandsaufenthalt begründen. Die Zusage hatte ich nach zwei Tagen. Ich werde durch die Förderlinie Forschung im Ausland unterstützt.
Es gibt in Deutschland 13 Begabtenförderungswerke . Bei der Studienstiftung könnt ihr euch, wie bei allen anderen Förderwerken auch, selbst bewerben.
Ein Einkommen von 550 Euro im Monat finanziert leider nicht ganz das Leben in Vancouver. Ich habe über die letzten Jahre viel angespart, unter anderem durch meinen Nebenjob. Außerdem ist Lukas, mein Verlobter, mit mir in Kanada. Dadurch habe ich zusätzliche Sicherheit, weil er über sein Projekt auch ein Einkommen hat.
Was kostet schon die Welt (oder Vancouver)
Anreise
Der Flug nach Vancouver hat mich mit Umbuchungen, Sitzplatzreservierungen, CO2-Kompensation und einen zweiten Koffer 1.381,24 Euro gekostet.
Wohnen
Ich wohne mit Lukas in Green College, einem Residential College auf dem Campus. Mehr zu meiner Wohnsituation findet ihr hier. Für unser Studio Apartment mit Badezimmer zahlen wir etwa 2.170 CAD (= kanadische Dollar). Darin ist auch der Meal Plan enthalten, der pro Person 525 CAD kostet. Dafür bekommen wir Frühstück und Abendessen von Montag bis Freitag.
Für etwa 250 Euro haben wir noch Bettwäsche, Kissen und Decke sowie Deko für unser Zimmer gekauft.
Essen
Ein Großteil unseres Essens wird vom Meal Plan abgedeckt. Zum Beispiel gibt es zum Frühstück und Abendessen Obst dazu, aus dem wir am Wochenende einen Obstsalat machen. Die Portionen sind sehr groß, so dass ich das Abendessen vom Vortag häufig als Mittagessen am Folgetag zur Arbeit mitnehme. Dennoch brauchen wir natürlich am Wochenende manchmal mehr Essen oder wollen etwas Abwechslung. Auf dem Campus gibt es nicht sehr viele Einkaufsmöglichkeiten. Meist gehen wir zu save-on-foods in Wesbrook Village. Auf dem Campus könnt ihr aber zum Beispiel bei No Frills günstiger einkaufen. Pro Woche kosten die zusätzlichen Lebensmittel 20 CAD bis 40 CAD.
ÖPNV
Eine Fahrt im Bus oder Skytrain kostet 2,50 CAD. Innerhalb von 90 Minuten könnt ihr dann so oft umsteigen wie ihr wollt ohne mehr zu bezahlen. Ich brauche ungefähr 60 CAD im Monat für den ÖPNV.
Telekommunikation
In Kanada sind Handyverträge recht teuer. Durch ein Angebot, das wir in der Mall bei Fido (einem kanadischen Mobilfunknetzbetreiber) bekommen haben, zahlen wir für zwei SIM-Karten mit 10 GB, unbegrenzt Telefonaten und SMS etwa 98 CAD.
Krankenversicherung
Für mein Programm muss ich die iMED Krankenversicherung über die Universität beziehen. Das kostet 75 CAD pro Monat. Zusätzlich habe ich noch eine Auslandskrankenversicherung, die ich für mein IEC Visum brauche. Dafür habe ich als Pharmazeutin eine vom BPhD (Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e.V) unterstützte Versicherung über die Apotheker- und Ärzteversicherung gefunden, die für das gesamte Halbjahr 152 Euro kostet.
Freizeit
Viele Freizeitaktivitäten machen wir auf dem Campus über studentische Clubs. Die Kosten sind dadurch eher gering. Größere Ausgaben waren für mich die Mitgliedschaft im Segelclub, welche 234 CAD gekostet hat und der Campingtrip mit dem Club für etwa 200 CAD. Außerdem haben wir eine Jahreskarte vom Aquarium für 63 CAD und eine Zehnerkarte in der Boulderhalle für 220 CAD.
Durch die vielen Cafes auf dem Campus hole ich mir allerdings auch öfter einen Tee oder ein kühles Getränk, wenn ich unterwegs bin. Im Schnitt habe ich in den letzten drei Monaten etwa 40 CAD pro Woche für Freizeitgestaltung ausgegeben.
Und sonst so?
Wie in diesem Blogbeitrag schon beschrieben, hat Lukas sich ein Auto gekauft. Das habe ich in diesem Beitrag nicht einbezogen, da es sich um eine Ausgabe aus Rücklagen handelt, die auch nicht zu meinen Kosten zählt. Natürlich profitiere ich dennoch davon. Wir können zum Beispiel Reisen, ohne ein Auto zu mieten.
Getrennt oder Zusammen?
Wie in jeder Beziehung mit ungleichen Einkommen stellt sich die Frage, wie die Kosten, etwa für die gemeinsame Wohnung, aufgeteilt werden sollten. Das ist im Ausland bei uns nicht anders. Ich versuche, so gut es geht, für meine eigenen Kosten aufzukommen, jedoch teilen wir die Miete anteilig auf, sodass ich einen geringeren Teil davon bezahle. Außerdem sind die Kosten für das Auto, inklusive Versicherung, komplett durch Lukas übernommen. Unsere Ausgaben geben wir in eine Excel-Tabelle ein, um den Überblick zu behalten.
Lukas wird durch das Schrödinger-Stipendium des FWF (Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung, Österreich) für seinen Aufenthalt in Kanada finanziert. Auch über die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) gibt es ähnliche Programme. Solltet ihr vorhaben, nach dem Studium an der Universität zu bleiben und zu promovieren, könnt ihr also immer noch ins Ausland! Mehr Informationen zu Stipendien für Studierende sowie für Graduierte gibt es zum Beispiel in der Stipendiendatenbank des DAAD.
Ihr plant einen Auslandsaufenthalt? Schaut doch auch mal hier vorbei für mehr Informationen dazu, wie ihr euren Auslandaufenthalt finanzieren könnt.
Cheers,
Ronja