17. Mai 2017
Viele assoziieren hohe Lebenshaltungskosten mit Skandinavien. Wie teuer ist es wirklich? Was machen die einzelnen Posten aus, wo gibt es Einsparmöglichkeiten und wie finanziere ich mein Leben in Luleå?
Miete in Luleå – günstiger als Berlin
Die Miete in Luleå ist sicher nicht mit der in den anderen Städten in Schweden vergleichbar. Egal ob Malmö, Lund, Göteborg oder Stockholm: Überall ist es teurer als hier. Mein Zimmer in Luleå kostet 300 €. Das ist sogar ein wenig günstiger als in Berlin. Meine Kommilitonen bezahlen zwischen 250 und 420 €.
Kultur – kein Angebot, keine Ausgaben
In meinem Provinzstädtchen gibt es sehr wenig an kulturellem Leben. Ich war hier weder auf Konzerten, Ausstellungen noch im Theater. Ohne interessantes Angebot gibt es auch keine Ausgaben.
Abends weggehen – zu Hause ist es am schönsten
In eine Bar gehe ich nur der Leute wegen und nicht, weil mir die Bar gefällt. Den größtenteils Sportbars fehlt in meinen Augen einfach der Charme. Außerdem ist der Alkohol deutlich teurer als in Deutschland. Hochprozentiges wird nur in staatlichen Einrichtungen, genannt Systembolaget, verkauft. Eine 0,5-Liter-Dose Bier kostet dort zwischen 1,50 und 2,50 €. In einer Bar oder im Klub muss man für eine Flasche Bier zwischen 5 € und 8 € auf den Tresen legen.
Das Beste in Luleå sind aber sowieso die Hausparties. Um Geld zu sparen, lässt man sich den Alkohol vom Besuch aus Deutschland mitbringen oder trinkt einfach nichts.
Lebensmittel, Drogerieartikel, etc.
Dinge für den täglichen Bedarf sind in Schweden teurer. Lebensmittel kosten durchschnittlich ungefähr 30 % mehr. Für Drogerieartikel muss man deutlich mehr bezahlen. Die verbreiteten Supermärkte hier in Schweden sind mit aufsteigendem Preisniveau Willys, ICA und COOP. Auffällig ist, dass es kaum Fachgeschäfte, also Metzger, Bäcker oder Bioläden, gibt.
Reisen in Schweden
Reisen finde ich in Schweden günstig. Sehr gut gefällt mir, dass es für Unter-26-Jährige sowohl bei der schwedischen Bahn SJ als auch bei der Skandinavischen Fluggesellschaft SAS deutlich reduzierte Tickets gibt. Wenn man ein bisschen flexibel ist dann kosten 600 km Bahnfahrt 25 € und ein Flug Berlin – Luleå 80 €. Das ist natürlich trotzdem nicht mit Ryanair und Co vergleichbar. Allerdings nutzt SAS weder EU-Subventionen noch Mittarbeiter aus ;-).
Am billigsten kommt man natürlich trampend von A nach B. Allerdings muss man dafür einige Zeit einplanen und man kommt auf jeden Fall schlechter als in Deutschland voran. Doch wenn ich Zeit habe, fahre ich gerne per Anhalter. Häufig lernt man nette Menschen kennen und es entwickeln sich interessante Gespräche, bei denen man etwas über das Land und die Leute lernt.
Meine Finanzierung – Eltern, Erasmus+ und Nebenjob
Der Betrag, der mir von meinem Eltern für das Studium in Deutschland zur Verfügung gestellt wird, und das Erasmus+-Stipendium reichen für die Lebenshaltungskosten und kleinere Trips.
Größere Reisen, wie beispielsweise meine Skitouren Reise auf die Lofoten , finanziere ich mit Angespartem.
Außerdem schreibe ich noch für ein Freeride/Skitouren-Onlinemagazin. Das erbringt einen kleinen Verdienst und ermöglicht teilweise reduzierte Skipässe.
So bezahlt man in Schweden
In Schweden wird fast alles mit Bankkarten bezahlt. Ob Kredit- oder EC-Karte, beide Varianten werden überall problemlos akzeptiert. Ich bevorzuge Maestro, weil meine Sparkasse im EU Ausland keine Gebühren erhebt, solange ich nur damit bezahle. Abhebungen sind dagegen sündhaft teuer. Einige deutsche Online-Banken bieten auch Kreditkarten an, die weder im In- noch im Ausland Kosten verursachen. Allerdings hatte ich noch nie schwedisches Bargeld in meinem Portemonnaie. Das absurdeste war, als ich mit Schlittschuhen zu einer Insel gefahren bin, auf der in einer kleiner Hütte Waffeln und Kaffee verkauft wurden und ich mit Karte bezahlen konnte. Abgesehen von Geschäften kann man ein paar Dinge auch nur mit Karte bezahlen, beispielsweise Fähren oder Busse. Der Grund dafür ist, dass früher die Busse hin und wieder bei längeren Strecken übers Land ausgeraubt wurden.
Die Schweden haben sogar bereits darüber nachgedacht das Bargeld ganz abzuschaffen.