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4 Dinge, die mich in Finnland immer noch täglich überraschen


Seit einem halben Jahr nenne ich Rovaniemi nun mein zweites Zuhause. An die Finnen und viele ihrer Eigenheiten habe ich mich mittlerweile ganz gut gewöhnt. Dennoch gibt es immer noch Momente, in denen ich mir jedes Mal aufs Neue denke: „hä? krass, das hätt‘ ich jetzt nicht gedacht.“

Finnen sind nicht pünktlich

Jede Kultur hat mit Vorurteilen zu kämpfen. Gerade südländischen Kulturen wirft man ja gerne vor, dass sie es mit der Pünktlichkeit nicht so ernst nehmen, andersherum sind Deutsche weltweit für ihre (Über-)Pünktlichkeit bekannt. Tja, was soll ich sagen, ich kann mich nicht erinnern, wann eine Vorlesung, die von einer Finnin geleitet wurde, pünktlich begonnen hat.

Es ist nicht selten, dass man – unter Berücksichtigung des akademischen Viertels – um 10 nach die einzige Studierende im Raum ist, dass die Lehrerin um 18 nach den Raum betritt, um dann sechs Minuten später den IT-Support zu rufen, der überraschend schnell kommt, damit die Stunde dann etwa zehn Minuten nach halb anfangen kann. Leider merke ich, wie diese Eigenschaft auf mich abfärbt, was auch irgendwie gut ist. Ich bin einfach etwas entspannter, aber andererseits finde ich nach wie vor, dass Pünktlichkeit ein sehr hilfreiches und logisches Konzept ist.

Eine fensterlose Uni!

Der Winter hier oben ist ja bekanntlich sehr dunkel. Wenn es nicht bewölkt ist, dann sind die wenigen Sonnenstunden an Schönheit kaum zu übertreffen. Um so trauriger ist es da, wenn man immer genau zu der Zeit Uni hat und nichts davon mitbekommt. Sehr geschockt hat mich am Anfang die Tatsache, dass es zahlreiche (nicht nur ein paar, sondern wirklich viele) Seminarräume gibt, die gar keine Fenster haben. Richtige Hörsäle haben nie welche, selbst wenn sie eine Außenwand haben. Und das, obwohl Licht so wertvoll ist, weil es so selten ist. Der offizielle Grund für die Fensterlosigkeit ist, dass das Gebäude so weniger Kälte verliert und man geringere Heizkosten hat.

Seltsam ist auch, wenn es Fenster gibt, alle serienmäßig mit Lamellenjalousien ausgestattet sind, obwohl es wirklich keinen Grund gibt, die schwache Wintersonne nach draußen zu verbannen. Aber naja, andere Länder andere Sitten. Ich erkläre mich gerne bereit, immer diejenige zu sein, die bei Betreten des Raumes erstmal die Jalousien öffnet.

Wintersonne in verschneiter Landschaft
Wer sperrt die denn gerne nach draußen?

Milch macht müde Finnen laktoseintolerant

„Hmmm, lecker ein kaltes Glas Milch.“. Ein Satz, an den ich nicht mehr gedacht habe, seit ich als Kleinkind stolz von Milch auf Apfelsaft umgestiegen bin. Hier bekommt man täglich in der Mensa eine breite Palette an Milch aufgetischt. Allen voran komplett entfettete Milch und Buttermilch (bäh!), natürlich alles laktosefrei, denn ein Großteil der finnischen Bevölkerung verträgt keine Laktose. In größeren Unis gibt es auch große Aluminiumkästen, an denen man sich Milch in rauen Mengen zapfen kann. Für Veganer gibt es Hafermilch, die kostet aber extra.

Hafermilch wird aus Karton in Glas geschüttet.
Nach diesem Fotoshooting sah ich mich gezwungen, ein Glas Hafermilch pur zu trinken. Gar nicht so schlecht eigentlich…

Ist dir nicht kalt/warm?

Wärmeempfinden ist bekanntlich sehr subjektiv. Dennoch könnte man davon ausgehen, dass Menschen, die unter so extremen Bedingungen wie dem Winter in Lappland groß geworden sind, mit der Kälte besser umgehen können als Menschen, die solche Temperaturen nicht gewohnt sind. Wenn man nach der Kleidung geht, scheint das total unterschiedlich zu sein. Manche trauen sich ab unter fünf Grad nicht mehr ohne Schneekleidung von Kopf bis Fuß aus dem Haus. Andere hingegen spazieren bei minus 20 Grad gemütlich ohne Mütze und in Turnschuhen in die Stadt. Das soll man verstehen.

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