20. April 2020
Nach einem Monat in der klinischen Versorgung entschied ich mich für ein Forschungspraktikum in einem experimentellen Labor. Was ich nicht wusste: Der Gruppenleiter war unter Studierenden und Ärzten berühmt für seine Strenge.
Professor K.
Wann immer ich von meinem Forschungspraktikum im Labor von Professor K. erzählte, wurden große Augen gemacht. Er sei einer der größten Wissenschaftler der medizinischen Fakultät. Dessen war mir nicht bewusst. Ich hatte mich damals nur in seinem Labor beworben, weil mich seine Forschungsthemen am meisten interessiert haben.
Ich hörte verschiedene Geschichten von Kommilitonen und Ärzten über Professor K. Alle Geschichten endeten mit derselben Aussage: Professor K. sei superstreng. Meine Lieblingsgeschichte: Er stehe jeden Morgen um Punkt 9:00 Uhr im Labor und checke die Anwesenheitspflicht. Wenn jemand auch nur Sekunden zu spät gekommen war, wurde erst mal geschimpft. Tipp: In diesem Fall könnt ihr einen verspäteten Zug nicht als Ausrede nehmen.
Forschungspraktikum
Im Januar begann dann mein Forschungspraktikum mit einem offiziellen Vorstellungsgespräch beim berüchtigten Professor K. Ich hatte mich so gut wie möglich darauf vorbereitet und las mich in seine letzten Publikationen ein. Schließlich war ich nach all den Geschichten nervöser als notwendig.
Es gab eine Einführung zu den verschiedenen Forschungsschwerpunkten in seinem Team. Danach überreichte er mir meinen täglichen Experimentierplan. Ich war überrascht, denn ich durfte von Anfang an, eigenständig Experimente durchführen. Dabei wurde ich von zwei Betreuern in neue Arbeitstechniken eingearbeitet.
Arbeitszeiten
Einerseits durfte ich die täglichen Versuche in meinem eigenen Tempo durchführen. Ich sollte jeden Morgen um 9 Uhr im Labor anfangen. Anwesenheitskontrollen gab es zum Glück keine mehr. Auf der anderen Seite wurde von mir erwartet, bis mindestens um 17 Uhr im Labor zu bleiben. Diese Regel galt unabhängig davon, ob ich mit meinen Versuchen bereits fertig war. Mir wurde ausdrücklich gesagt, dass ich nur in Ausnahmesituation, mit Vorankündigung und Erlaubnis das Labor früher verlassen durfte. Dabei konnte ich in der freien Wartezeit tun, was ich wollte: ob Nickerchen, Japanisch lernen oder Buch lesen.
Als ich dann um 17 Uhr endlich nach Hause gehen konnte, waren die meisten jedoch noch am Arbeiten. Ich verspürte zwar einen Druck, länger zu blieben. In den meisten Fällen entschied ich mich, dennoch zu gehen. Schließlich war meine Arbeit getan.
Nach der ersten Woche habe ich meine Betreuer deshalb um mehr Experimente gebeten. Ich wollte meine Praktikumszeit sinnvoll nutzen. Diese Entscheidung führte jedoch dazu, dass ich oft erst um 21-22 Uhr nach Hause gekommen bin. Das war dann doch zu viel des Guten.
Viel gelernt!
Nach Abschluss des Forschungspraktikums wurde mir vonseiten des Professors eine Verlängerung angeboten. Wegen meiner Doktorarbeit an der Heimatuniversität konnte ich sie aber nicht annehmen.
Insgesamt wurde ich in der Arbeitsgruppe bestens betreut – vom Professor, Betreuern und Doktoranden. Zudem habe sogar Arbeitsmethoden kennengelernt, die nicht im Lehrplan vorgesehen waren.