15. September 2019
Finnland sieht sich gerne als ein Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Und in der Tat spielt sich vieles digital ab, es gibt Apps für alles Mögliche und bezahlt wird fast nirgends mehr mit Bargeld. Ob das allerdings immer alles zum Vorteil ist?
Einen Studentenausweis als Karte, so richtig zum in die Hand nehmen, habe ich nicht. Wenn ich meinen Studentenstatus beweisen muss, halte ich meinem Gegenüber einfach Frank unter die Nase. Frank ist eine App. Und mein bester Freund. Mit Frank gehe ich oft einkaufen, denn in der Frank-App finden sich unzählige Geschäfte, Lokale, Fitnessstudios und sogar Reiseanbieter oder Versicherungen, die Rabatte für Studierende anbieten. Mit Frank gehe ich auch essen. Denn wenn ich mein Mittagessen in der Uni kaufe, muss ich an der Kasse immer meinen Studentenausweis zeigen. Nur so bekomme ich mein Essen zum Arme-Studentin-Vorzugspreis von 2,60.
Auch viele Onlineshops bieten Rabatte an, allerdings lungert hier Stolperstein Nummer 1: Kreditkarte ist nicht gleich Kreditkarte. Schon mehrfach wurde meine in finnischen Onlineshops abgelehnt, weil diese nur Karten aus nordischen Ländern vertrauten. Ich dachte ja Globalisierung und so – aber nö. Demnächst sollte ich mich also um ein finnisches Bankkonto kümmern. Denn auch ohne dieses geht es oft nicht.
Pantoffelfilzkurs? Bitte einmal ins Online-Banking einloggen!
Um sich zum Beispiel bei einer Behörde oder der Universität auszuweisen, muss man nicht mehr persönlich vor Ort erscheinen. Die Identifikation geht auch mit einem finnischen Onlinebanking-Account. Klingt im ersten Moment bizarr…und das tut es auch ehrlich gesagt immer noch für mich. Gefühlsmäßig sollten mein Bankkonto und Behördengänge oder die Anmeldung zum einem Volkshochschulkurs nichts miteinander zu tun haben. Hier ist das aber ganz normal.
Neben Frank hängt mein Alltagsunileben vor allem von Tuudo ab. Tuudo sammelt nach Anmeldung alle Deine Kurse in einem Kalender, in dem Du selbst noch Termine hinzufügen kannst. Auf der Startseite werden sofort die Kurse und Prüfungen der kommenden Tage angezeigt. Es reicht also ein kurzer Blick aufs Smartphone und ich weiß, in welchen Raum ich muss. Falls ich den nicht finde, kann ich mir sogar einen Lageplan der Uni anzeigen lassen. Leider hat die App noch ein paar Bugs, sodass immer wieder Dinge nicht geladen werden oder zum Beispiel das Eintragen von regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen nicht funktioniert. Idee: Fünf Sterne. Umsetzung: da geht noch mehr, digitales Finnland!
Jetzt fragt ihr Euch eventuell, was mir da so für Kurse und Prüfungen angezeigt werden in dieser tollen App. Zur Stundenplanerstellung, dem Studienablauf und allgemein der Frage „wie funktioniert Uni in Finnland eigentlich“ hätte ich sehr gerne schon lange einen Blogeintrag geschrieben. Leider bin ich selbst noch etwas auf der Suche, nach den besten Antworten. Also bitte etwas Geduld, glaubt mir, mir brennt die Frage genauso unter den Fingern wie Euch!