29. März 2020
Was haben Ada Colau, Sant Eulàlia und Carmen Karr gemeinsam? Alle sind sie starke weibliche Persönlichkeiten die Barcelona und Spanien nachhaltig geprägt haben und immer noch prägen. Am 08. März, anlässlich des Internationalen Frauentages durfte ich im Rahmen einer Free Walking Tour Barcelona noch einmal aus einem anderen Blickwinkel entdecken.
Begonnen hat unsere Stadtführung im Barri Gòtic (gothischen Viertel) in Barcelona am Plaça de Sant Jaume. Dort befindet sich auch das Palau de la Generalitat de Catalunya, das auch heute immer noch als Regierungssitz für die katalonische Regierung dient. Gegenüber davon befindet sich das Rathaus von Barcelona, womit ich auch schon zu der ersten Frau in Barcelona komme, die die Stadt vor allem heute sehr prägt. Ada Colau.
Ein paar Fakten zu Ada Colau:
- Seit 2015 ist sie die Bürgermeisterin von Barcelona.
- Sie vertritt eine links-alternative Politik.
- Gründung von der Bürgerplattform Barcelona en Comú, die verschiedene zivil-gesellschaftliche Gruppen in sich vereint.
- Ziele ihrer Politik für Barcelona: Schaffung von Arbeitsplätzen, Reduzierung der Ungleichheit zwischen Armut und Reichtum innerhalb der Stadt, Entwicklung weg vom Massentourismus, multinationaler Konzerne und der Verwahrlosung vieler Stadtviertel.
Die Co-Schutzheilige von Barcelona
Vom Plaça de Sant Jaume, ging es weiter zu der La Catedral de la Santa Creu i de la Santa Eulàlia, die bereits in ihrem Namen die nächste prägende Frau Barcelonas versteckt hält. Santa Eulàlia wird oft als „Co-„Schutzheilige von Barcelona betitelt.
Das Ganze klingt erst einmal nach einer normalen alten Legende, die es in vielen Städten gibt, doch wie unser Tourguide das ganz gut auf den Punkt gebracht hat: „Wie cool ist es eigentlich, das Barcelona so eine mutige und willensstarke Frau als Schutzpatronin hat?!“
Allein unter Männern
Als letzten Ort meiner kleinen Stadtführung würde ich euch gerne das Els Quatre Gats Café, ebenfalls im Barri Gòtic vorstellen.
Zwischen 1897 und 1903 war es ein Café und Kabarett in Barcelona, das vor allem durch Besuche von bekannten spanischen Künstlern, wie z. B., Pablo Picasso bekannt wurde. Im Jahr 1978 wurde das Restaurant neu eröffnet, als Folge der Demokratisierung Spaniens.
An diesem Ort durfte ich Carmen Karr und Lluisa Vidal kennenlernen.
Lluisa Vidal war eine spanische Malerin, die von 1876 bis 1918 in Barcelona lebte. Nach ihrem Kunststudium in Frankreich kehrte sie nach Barcelona zurück und schloss sich einer katalanischen feministischen Gruppe an, die von Carmen Karr geleitet wurde.
Die Verbindung zu dem Els Quatre Gats ist deswegen so besonders, da sie die einzige Frau war, die dort ihre Bilder ausstellen durfte. Viele dieser Bilder waren Porträtaufnahmen anderer Frauen, die sich ebenfalls für Frauenrechte engagierten.
Das Café sieht nicht nur von außen wunderschön aus, sondern ist auch von innen etwas ganz Besonderes. Wenn man sich für Geschichte interessiert ist es auf jeden Fall einen Besuch wert, auch wenn es nur für einen Kaffee ist, da es leider nicht zu den billigsten Orten in Barcelona gehört 😉
Gemeinsam für die Rechte der Frauen
Nach der Führung durch das Barri Gòtic ging es in Richtung Plaça de la Universitat, von dem aus die Demonstration zum Internationalen Frauentag losging. Schon den ganzen Tag über sah man Menschen in der gesamten Stadt, die lila trugen und Plakate und Schilder dabei hatten.
Die überwiegenden Forderungen dabei waren: die gleiche Bezahlung für Männer und Frauen, gegenseitige Unterstützung unter Frauen und die Legalisierung von Abtreibungen in Argentinien (Barcelona hat eine große argentinische Community).
Ein Thema, das ich aus Deutschland noch nie so mitbekommen hatte, war die Problematik, wie viele Frauen heutzutage immer noch ermordet werden und wie wenig Aufmerksamkeit das Thema in den Medien bekommt. Bei den Demonstrationen, bei denen ich bisher war, habe ich dieses Thema noch nie so deutlich wahrgenommen, wie in Barcelona.
Ein absolutes Highlight
Es war definitiv ein besonderes Erlebnis einmal eine Demonstration in einem anderen Land mitzuerleben. Insbesondere hat es mich berührt zu sehen und zu spüren was für ein Zusammenhalt an diesem Tag geherrscht hat. Jeder bei der Demonstration stand zu 100 % hinter den geforderten Veränderungen und lebte Gemeinschaft in einer ganz besonderen Art und Weise.
Für mich war dieser Tag ein absolutes Highlight. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon einen Monat in Barcelona und hatte das Gefühl mich bereits relativ gut auszukennen. Trotzdem konnte ich durch die Free Walking Tour viele neue Orte entdecken, da diese Führungen nicht nur auf die typischen Sehenswürdigkeiten innerhalb einer Stadt ausgelegt sind, sondern auch auf kleinere versteckte Schätze.