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Freunde finden leicht(er) gemacht

Habt ihr schon mal eure Pläne für eine Auslandserfahrung über Bord geworfen? Weshalb? Möglicherweise liegt es an euren Sorgen rund um die Finanzierung oder den Berg an Aufwand, den so ein Umzug bedeutet. Total verständlich – wenn vielleicht auch lösbar. Oder ist es die Angst davor, sich ein neues soziales Umfeld aufbauen zu müssen? In meinem Fall war es von allem etwas. Als ich meine zweite Chance für ein Auslandssemester bekam, habe ich aber meine Bedenken hinten angestellt und den Studienplatz zugesagt. Wir Correspondents  schmeißen uns ja für euch ins kalte Wasser, damit ihr die Temperatur schon kennt, wenn ihr nachspringt.

Raus mit euch!

Freund:innen würden mich wahrscheinlich als extrovertierte Person beschreiben. Ich mag es, mich von neuen Perspektiven auf die Welt inspirieren zu lassen und um 03:00 Uhr nachts deepe Gespräche mit neuen Leuten zu führen. Auch in meinem Beruf als Journalistin und Moderatorin muss ich viel sprechen und fremde Menschen treffen, um sie beispielsweise zu interviewen. Denke ich aber an neue Lebensabschnitte, in denen man zwangsläufig auf sich allein gestellt Kontakte knüpfen muss oder an Partys, auf die ich alleine eingeladen werde, würde ich am liebsten zu Hause bleiben. Es gibt eben auch eine ruhige Seite an mir, die manchmal gerne absagt. Einfach mal einen Abend für mich sein. Dazu kommt, dass ich nicht gerne gezwungen werde, neue Freundschaften zu knüpfen. Genau das solltet ihr im Auslandssemester aber tun. Durchs Zuhause bleiben lernt ihr vermutlich nicht die Leute kennen, mit denen ihr zukünftig euren Unialltag bestreitet. Wochenendtrips, Strandtage, Museumsbesuche: all das könnt ihr für euch selbst genießen. Vielleicht wäre es aber auch schön, solche Erinnerungen zu teilen. Dafür werdet ihr aber um Vorstellungsrunden, zähe Small-Talks und die ein oder andere unangenehme Stille nicht herumkommen. Immer daran denken: Am Ende warten mit ziemlicher Sicherheit neue Freunde. Als introvertierte Extrovertierte habe ich versucht, mir die ersten Wochen durch einige Tricks etwas leichter zu machen.

S-O-Woche-S

Ich war mir relativ sicher, dass die ersten Tage und Wochen im Auslandssemester hart werden. Eingewöhnung, Einsamkeit, Überforderung und so weiter. Nachdem mein erster Monat nun fast vorbei ist, kann ich sagen: Danach geht es steil bergauf. Eine große Erleichterung waren in der Anfangszeit die Orientierungswochen. Gerade wenn es euch nicht so leicht fällt, spontan Leute anzuquatschen, wird die O-Phase euer Rettungsring sein. An den gilt es, sich zu klammern! Je nach Universität sind die Orientierungswochen freiwillig oder verpflichtend. Die University of Technology Sydney setzt eine Teilnahme generell voraus. Manchmal müssen wir Studierenden einfach zu unserem Glück gezwungen werden. Zwei Wochen lang werden Erstis, Internationals und allen, die auch nach mehreren Semestern noch neue Leute kennenlernen wollen, verschiedene Aktivitäten angeboten. Gleich bei einer der ersten Orientierungssessions lernte ich zwei Studentinnen kennen, die mich zur Teilnahme an den meisten Aktivitäten überredet haben. Keine Ahnung, ob ich das alleine auch gemacht hätte. Im Nachhinein bin ich aber froh darüber. In den folgenden zwei Wochen habe ich vermutlich mehr unternommen als im ganzen Dezember in Deutschland und dementsprechend auch viele Menschen kennengelernt.

Wollen wir Freunde sein?

Ihr lebt zu Beginn (und irgendwie auch das ganze Semester lang) in einer Ausnahmesituation. Vermutlich werdet ihr euch nie wieder in einer Situation wiederfinden, in der so viele Menschen gleichzeitig neue Freundschaften knüpfen wollen. Das macht vieles einfacher und oft müsst ihr gar nicht selbst die Person sein, die auf andere zugeht. Das bringt aber auch eine neue Herausforderung mit sich. Denn klar – nicht jede Person, die ihr treffen werdet, ist gemacht für eine gemeinsame Freundschaft. Aus gutem Grund kann ich meine echten Freundschaften auf einen kleinen Personenkreis eingrenzen. Diese Ausgangssituation trifft in Australien auf eure enorme Dankbarkeit über jeden Kontakt, den ihr so knüpft. Gleichzeitig ist es aber auch total okay, zu merken, dass nicht mehr drin ist als eine nette Bekanntschaft. Es hilft nicht, einen neuen Freundeskreis so schnell wie möglich zu erzwingen. Vermutlich holt euch das irgendwann ein und es kommt zu Unstimmigkeiten.

Gemeinsame Hobbies

Keine Zeit, bei der Orientierungswoche dabei zu sein? Auch außerhalb dieser Phase gibt es ganz viele Möglichkeiten, neue Leute zu treffen. Neben euren Kursen könnt ihr beispielsweise Teil einer Society werden oder euch für Aktivitäten außerhalb eurer Kurse anmelden. Dort trefft ihr nicht nur Internationals, sondern auch deutlich mehr heimische Studierende als in der Orientierungswoche. Eine der besten Veranstaltungen, an der ich teilgenommen habe, war zum Beispiel der Welcome Abend des Surf Clubs an der University of Technology Sydney. Dabei kann ich nicht mal surfen! Es war einfach eine gute Gelegenheit, coole Leute kennenzulernen. Manchmal müsst ihr eben taktisch handeln ;).

Societies und Clubs an der University of Technology Sydney
Angebotene Aktivitäten an der University of Technology Sydney.

Digitale Helfer

Leute zu finden, mit denen sich verbunden fühlt, braucht einfach Zeit. Bei mir waren es fast drei Wochen an der Uni, bis ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, auch aus sozialer Sicht angekommen zu sein. Das geht nicht nur mir so: Auch Teja, aktuell Correspondent in Jordanien, erlebt gerade ihre ersten holprigen Tage in Amman. Wie sie hatte auch ich die Hoffnung, dass sich alles von selbst findet. So ganz los wurde ich die Zweifel aber nicht. Ohne Freunde ist vieles eben doppelt so schwer. Deshalb habe ich auch eine App ausprobiert, um neue Leute abseits der Uni kennenzulernen. Solche Plattformen sind definitiv einen Versuch wert, wenn ihr direkt Anschluss finden möchtet. Denn oft trefft ihr die tollsten Menschen eben erst viel später oder durch Zufall. Ich kann total verstehen, wenn ihr diese Geduld nicht habt. Eine meiner engsten Freundinnen in Sydney habe ich beispielsweise über solch eine App kennengelernt.

Apps zum Freunde finden
Mein Profil auf einer App, über die man neue Freunde(!) kennenlernen kann.

Gebt euch die Chance neue Leute kennenzulernen

Pure Erleichterung: Ihr habt einen oder mehrere Menschen getroffen und es hat einfach Klick gemacht. Ihr versteht euch super und die Wochenenden sind schnell verplant. Aber Achtung! Gebt euch trotzdem weiterhin die Chance, neue Leute kennenzulernen. Es ist vielleicht nicht die beste Idee, sich allzu schnell als Gruppe in der Uni von allen anderen zu isolieren. Oft verändern sich Freundeskreise im Laufe des Semesters nochmal total und die Karten werden neu gemischt. So oder so, es ist nie zu spät, jemanden random auf dem Uniflur anzuquatschen. Vielleicht wird ja eine Freundschaft fürs Leben draus?!

Liebe Grüße und bis bald, Linda

Hast du noch Fragen?

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