21. April 2023
Keine spontanen Besuche, keine gemeinsamen Ausflüge, keine Umarmungen –Wer im Ausland lebt und studiert wird, immer auch seine Liebsten oder sogar den:die Partner:in zurücklassen. Fünf Dinge möchte ich Dir mitgeben die dir helfen könnten, eine Beziehung oder Freundschaft über die Distanz zu pflegen.
Eine einfache Fernbeziehung scheint unmöglich zu sein, wenn einem die Konsequenzen klar werden. Selbst nach jedem Wiedersehen ist der Abschied aufs Neue schmerzhaft. Es ist aber immer ein Abschied auf Zeit. Dazwischen haben wir viele Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben. Aber was ist dabei entscheidend? Nur weil ich theoretisch jeden Tag telefonieren kann, ist damit nicht alles ausgeglichen. Ich glaube, es gibt gewisse Dinge, die jeder Beziehung helfen, trotz der Distanz verbunden zu bleiben.
1. Eine gemeinsame Zukunft sehen
Der Zukunftsblick, dass das Leben wieder einfacher und intensiver geteilt werden kann, hilft, gemeinsame Träume weiter zu bauen und kann das Gemeinsamkeitsgefühl aufrechterhalten. Ich weiß z.B., dass, wenn ich zurück in München bin, ich wieder regelmäßig mit Freund:innen zusammen essen gehen kann. Das würden wir normalerweise tun. Wenn ich wieder in Deutschland bin, dann werde ich auch eine gemeinsame Wohnung mit meinem Freund suchen, was auch ein schöner Ausblick ist. Die Beziehung geht weiter, es gibt zwar eine räumliche und zeitliche Trennung bzw. Pause, aber eine gemeinsame Lebenswelt am selben Ort kommt wieder. Vielleicht wird sie sogar noch besser!
2. Eine gemeinsame Welt teilen
Ähnlich wie die gemeinsame Zukunft ist auch die gemeinsame Welt wichtig. Ich merke dadurch, dass ich in meinem Auslandsleben eine ganz eigene Welt habe mit neuen Freund:innen, einer anderen Umgebung, einem anderen Rhythmus – lebe ich in dieser anderen Welt, die meine Freund:innen und mein Partner zu Hause gar nicht kennen. Das kann auch mal zur Entfremdung führen. Aber sich trotzdem eine gemeinsame Welt zu teilen, macht es einfacher. Vor allem wenn schon eine gemeinsame Welt besteht. Es gibt sicherlich auch gemeinsame Themen, die über die Distanz interessant bleiben wie z.B Rezepte, Mode oder Nachrichten. Mein Freund und ich puzzeln beispielsweise gerne. Manchmal telefonieren wir und jeder puzzelt sein Puzzle vor sich hin oder wir schauen unsere gemeinsame Serie weiter. Und im Alltag tauschen wir uns immer wieder darüber aus, welche Vögel wir beobachtet und gehört haben (Ich weiß, ich weiß, wir sind solche komischen Vögel. Hobby-Ornitholog:innen halt!).
3. Rituale schaffen
Was der gemeinsamen Welt auch gut tut sind gemeinsame Rituale. Es gibt bestimmte Zeiten in meiner Woche, die sind fest eingeplant für bestimmte Freund:innen oder meinen Freund. Das ist wie ein Anker, durch den ich weiß, wenn Sonntagabend ist, dann verbringe ich wieder Zeit mit xy. Das heißt nicht, dass es auch mal Ausnahmen gibt oder das es nicht auch andere Zeiten geben kann, zu denen telefoniert wird. Rituale können aber auch einfache Nachrichten sein, die dem anderen signalisieren „Ich denke an dich und habe dich lieb“. Manchmal entwickeln sich solche Rituale auch von allein und manchmal brauchen sie einen kleinen Schubs an Initiative und Kreativität. 😉
4. Grenzen erkennen und akzeptieren
Bei all den Möglichkeiten eine Fernbeziehung zu pflegen, bleibt ein gewisser Frust nicht aus. Ich glaube die Grenzen einer Fernbeziehung zu sehen und zu akzeptieren, kann helfen, nicht auf den Enttäuschungen sitzen zu bleiben. Es kann schwierig sein, gemeinsame Zeiten zu finden oder alles mitzuteilen, was einem auf dem Herzen liegt. Manchmal kann sich eine Seite nicht freuen für die andere, weil es nicht nachempfunden werden kann. Manchmal gibt es nicht die ersehnte Qualitätszeit, die einem fehlt. Es kann dauern, bis sich alles einpendelt und wie der Kontakt am besten gepflegt wird. Die Distanz schafft nun mal nicht die schönsten Bedingungen, sich zu jeder Zeit nahe und verbunden zu fühlen. Es gibt Tage, da merke ich, dass ich mich auch zerrissen fühle zwischen den verschiedenen Welten. Dann bekomme ich meine Freundschaften in Belfast, meinen Freund:innen zu Hause, meinem Freund und die Beziehung zu mir selbst nicht alle unter einen Hut. Diese schwierigen Phasen kommen und gehen. Letztendlich sind es Herausforderungen, durch die eine Beziehung auch stark wachsen kann, aber es hat seinen Preis.
5. Vorfreude
Zu guter Letzt glaube ich, dass Vorfreude eine wichtige Rolle spielt. Es muss nicht mal die Riesenvorfreude sein auf den nächsten Besuch oder Urlaub (wobei, diewunderschön ist!). Aber allein die Vorfreude auf gemeinsame Zeiten, wenn telefoniert oder über Videochat zusammen gegessen wird, macht eine Beziehung lebendiger. Sich zusammen auf etwas Gemeinsames freuen, fühlt sich für mich sehr gesund an in einer Beziehung. Wenn das auf Gegenseitigkeit beruht, dann spüre ich die Verbundenheit, die mir am wichtigsten ist. Manchmal folgt darauf dann auch eine Traurigkeit so bald aufgelegt wird, aber das Schöne an Vorfreude ist: Sie kommt wieder.
Was sonst noch hilft?
Natürlich gibt es noch viele andere Dinge, die einer Fernbeziehung helfen. Ich habe mich in diesem Beitrag mal auf diese fünf Punkte beschränkt, die sowohl für Paare als auch für Freundschaften oder auch die Familie funktionieren können.
Für Partnerschaften fallen mir auch noch mal andere Dinge ein, die helfen können. Am allermeisten hilft vermutlich, sich regelmäßig wieder zu sehen. Mir hilft, dass mein Freund und ich uns immer nach maximal sieben Wochen wiedersehen. Das kann sich nur nicht jeder leisten und manchmal sind die Umstände auch nicht leicht, um so etwas zu ermöglichen.
Paula hat für euch auch vier Tipps, die einer Fernbeziehung helfen. Carla hatte sogar eine Fernbeziehung von 10.000 km! Auch ihre Tipps sind lesenswert. Vielleicht hast auch du den ein oder anderen Tipp für Fernbeziehungen? Was sind Deine Erfahrungen?
Cheers,
Lane