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Fünf Monate im Paradies!?


Wenn ich jetzt im Februar an meinem Schreibtisch in Bonn sitze und aus dem Fenster in das graue Februarwetter schaue, denke ich zur Ablenkung häufig an meine Zeit in Costa Rica. Das zaubert mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht. Ich denke daran, wie unglaublich wertvoll diese Zeit für mich war und möchte am liebsten jedem zurufen, der*die ein Auslandssemester plant: „Geh nach Costa Rica! Unbedingt! Ja, du!“

Aber wieso eigentlich? Als letzten Rückblick auf meine Zeit in San Jose habe ich mir überlegt, dass ich gerne noch mal zusammenfassen möchte, weshalb diese Erfahrung so schön war und aus welchen Gründen sich ein Auslandssemester in Costa Rica auf jeden Fall lohnt.

Vulkane, Regenwald, zwei Ozeane: die Natur!

Wer mich kennt, weiß: Ich bin ein absolutes Naturkind. Wald, Meer, Pflanzen, Tiere, das alles begeistert mich und daher war Costa Rica für mich absolut die richtige Wahl. Nicht nur, um sich die unglaubliche Vielfalt als Touristin anzuschauen, sondern auch, um in der Uni in den Kursen „Tropical Botany“ und „Tropical Ecology“ viel über die Ökosysteme des Landes zu lernen. Aber auch ohne ein fachliches Interesse ist die Natur einfach faszinierend und definitiv einen Besuch wert.

Eine meiner liebsten Erfahrungenvwar in dem Zusammenhang sicherlich meine Exkursion in die Regenwald-Forschungsstation Veragua. Bei der hatten wir nicht nur tagsüber beim Frösche zählen, Pflanzen bestimmen, Ziplining und Im-Wasserfall-Baden viel Spaß, sondern konnten auch bei einer Nachtwanderung eine ganz andere Seite des Ökosystems kennenlernen. Das hätte ich „nur“ als Touristin vermutlich so nicht machen können, und an der Seite von Forschern durch die Bäume zu streifen, war wirklich cool.

Was außerdem praktisch ist: Viel von der Natur ist recht schnell erreichbar, denn Costa Rica ist nur ungefähr so groß wie Niedersachsen. Auch wenn aufgrund von den Straßenverhältnissen trotzdem einige Strecken ziemliche lange dauern, ist trotzdem eigentlich jede Ecke des Landes innerhalb von einem Tag zu erreichen. Das macht das Ganze perfekt für Wochenendausflüge – und von denen habe ich wirklich viele gemacht. Mal eben nach einer anstrengenden Uni-Woche an den Strand, in den Regenwald oder zu einem Vulkan? Geht alles!

Die Ticos

In einem völlig fremden Land ohne vorherige Kontakte mir ein soziales Netz aufzubauen – davor hatte ich definitiv vor Abflug am meisten Angst. Doch zum Glück ging das alles viel viel besser als gedacht: Schon im Flugzeug lernte ich meine erste Bekanntschaft kennen. Meine Sitznachbarin war nämlich Sofia, eine Krankenschwester aus San Jose – wir verstanden uns super und quatschten fast den gesamten Flug lang. Damit war das Eis zwischen mir und den Ticos (Costaricaner*innen) gebrochen, bevor ich überhaupt gelandet war. Sofia und ich haben uns übrigens in San Jose noch ein paar Mal zum Kaffeetrinken getroffen!

Ein richtiger Glücksfall war ja außerdem mein neues Zuhause, ein CoLiving-Space, in dem ich mich nach nur kurzer Eingewöhnungszeit (so viele neue Menschen war ich nach fast zwei Jahren Corona gar nicht mehr gewöhnt!) auch richtig wohlgefühlt habe. Mit zwei der Mädels von dort habe ich mich sehr sehr gut verstanden, und wir haben auch viel gemeinsam unternommen: Surf-Ausflüge, Party machen, Lern-Sessions im Garten oder für Silvester zusammen nach Panama reisen.

Auch mit meinen Kommiliton*innen lief es ganz wunderbar. Ich bin zwar nicht unbedingt die Person, die sofort auf alle Fremden zugeht und superschnell neue Freund:innen findet, aber es half, dass die Kurse recht klein waren. Durch Gruppenarbeiten und natürlich die Field Trips haben wir schnell gemeinsame Gesprächsthemen gehabt. Da fiel es leichter, im Anschluss mal was gemeinsam essen zu gehen oder in den Pausen zwischen den Kursen einen Kaffee zu trinken. Als die Uni-Zeit dann – viel zu schnell – schon vorbei war, musste ich wirklich das ein oder andere Tränchen verdrücken, denn irgendwie waren mir alle total ans Herz gewachsen.

Uni: Assignments, Assignments, Assignments – dafür aber keine Klausur!

Richtig cool war außerdem, ein ganz anderes Uni-System kennenzulernen. Das ist definitiv eine wertvolle Erfahrung, die mir geholfen hat, meinen eigenen Lern- und Arbeitsstil besser zu verstehen. Dadurch, dass die Uni so US-amerikanisch geprägt war, war das Leistungsniveau quantitativ gesehen viel höher als in Deutschland. Ständig war irgendein Assignment oder eine Hausaufgabe „due“ und ich musste mich wirklich anstrengen, um nichts zu vergessen. Dadurch fiel es mir aber viel einfacher, die Uni nicht schludern zu lassen. Das ist nämlich etwas, was mir in Deutschland gerne mal passiert, denn ich habe ja das ganze Semester über zumindest in meinem Studiengang nicht so viel zu tun, bis dann irgendwann mal eine Präsentation ansteht und am Ende des Semesters die Hausarbeit fällig ist.

Natürlich haben beide Systeme ihre Stärken und Schwächen, aber beides kennengelernt zu haben, wird mir in Zukunft definitiv helfen, besser mit intensiven Arbeitsphasen klarzukommen.

An Abenteuern wachsen

Wenn es an etwas in Costa Rica nicht mangelt, dann sind es definitiv Gelegenheiten, um Abenteuer zu erleben. Natürlich auf der einen Seite die klassischen Dinge, die du als Touri halt so machst: Auf dem Ökologie-Field Trip durften wir an einer Zipline durch das Blätterdach des Regenwaldes fliegen, bei einem Ausflug zum Vukan Arenal bin ich an einem Seil in einen Wasserfall geschwungen, und bei einer Schnorcheltour um die Isla Cano schwammen unter uns auf einmal Riffhaie entlang!

Aber Abenteuer lauern auch noch an ganz anderen Ecken, wo du sie vielleicht nicht unbedingt erwartest. Als ich gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin Lina früh morgens zum Sonnenaufgang am Nationalpark Manuel Antonio wandern war, verliefen wir uns auf dem Weg zurück. Ohne Handy-Signal stapften wir durch das hüfthohe Gras und hofften, nicht aus Versehen auf eine schlafende Schlange zu treten (sind wir auch nicht zum Glück!).

Oder als ich mit meinem Freund nach Sonnenuntergang mit dem Mietwagen plötzlich an einem Fluss stand, über den keine Brücke führte – und wir vor der Wahl standen, einen Umweg von mindestens drei Stunden zu fahren oder mit dem Auto den Fluss an der flachsten Stelle zu überqueren. Wir haben natürlich den Fluss genommen, und ich hab todesmutig aufs Gaspedal gedrückt, um auf der anderen Seite wieder die Böschung hochzukommen.

Solche Erlebnisse bleiben natürlich für immer im Kopf und brachten mich auch persönlich weiter. Zu merken, wie ich in solchen Ausnahmesituationen reagiere, ist eine interessante Erfahrung und stärkt natürlich auch das Selbstbewusstsein, dass ich auch bei so etwas einen (halbwegs) kühlen Kopf behalten kann!

¡Pura Vida!

Wenn du in Costa Rica ankommst, stolperst du sehr bald über den Ausspruch „pura vida“ – aber was heißt das eigentlich noch mal genau? Pura Vida steht für ein Lebensgefühl, das einer der Gründe ist, weshalb ich meine Zeit dort so genossen habe. Pura Vida heißt, das Leben auf sich zukommen zu lassen, den Moment zu genießen, sich nicht über Dinge zu stressen, die du nicht ändern kannst, und sich nicht an Kleinigkeiten aufzuhängen.

Mit dieser Philosophie konnte ich mich direkt anfreunden!

¿Hablas Español?

Spanisch ist definitiv eine Weltsprache, und gerade, wenn du dich so wie ich, für lateinamerikanische Länder interessierst, ist es sinnvoll, es zu lernen. Auch wenn meine Kurse in der Uni ja alle auf Englisch stattfanden, konnte ich im privaten Umfeld trotzdem Spanisch üben. Ich hatte vorher noch nie Spanisch gesprochen und es auch nicht in der Schule gehabt, kam also quasi mit null Kenntnissen nach San Jose. Das war am Anfang auch wirklich nicht so leicht, denn viele von den anderen Ausländer:innen, die ich kennenlernte, konnten sich viel besser verständigen als ich und nutzten Spanisch quasi als eine Art Ersatz-Englisch – was mich von vielen Konversationen erst mal ausschloss. Doch dadurch wurde mein Hörverständnis schnell besser und langsam, aber sicher traute ich mich, zumindest mal einzelne einfache Sätze einzuwerfen.

Was ich ein wenig bereue, ist, dass ich keinen Intensiv-Sprachkurs vor Ort gemacht habe. Das würde ich dir im Rückblick empfehlen, einfach, weil du dir damit ein gewisses Selbstvertrauen aufbaust. Trotzdem konnte ich merken, wie ich auch so besser wurde, auch wenn ich leider immer noch nicht auf einem Niveau bin, auf dem ich ganze tiefgehende Konversationen führen kann. Immerhin: Im alltäglichen Leben kam ich sehr gut zurecht, vom Supermarkt, auf dem Markt, im Café oder Restaurant, bis hin zum Lesen und Verstehen der Anzeigen im Busterminal oder kleinen Konversationen mit Uber-Fahrern. Klar – bis ich inhaltlich oder sachlich etwas anspruchsvollere Gespräche führen kann, wird es noch etwas dauern, aber mir ist jetzt schon klar: Das war nicht mein letzter Aufenthalt in Lateinamerika!

Gewappnet für die nächsten Abenteuer

Meine Mission für mein Auslandssemester war ja: Neue Freund:innen finden, Spanisch lernen, viel über die Natur und Umwelt in Costa Rica lernen und vor allem ganz viel Spaß haben. Im Rückblick kann ich nur sagen, das hat definitiv alles geklappt. Ich bin unglaublich dankbar, diese Zeit erlebt haben zu dürfen und ertappe mich sehr häufig dabei, wie ich mich zurück träume. Jetzt heißt die nächste Herausforderung, wieder in Deutschland anzukommen und hier die nächsten Schritte zu gehen: Bachelorarbeit schreiben, ein Praktikum machen und dann steht ja auch schon der Master an.

Was mir dabei den Rücken stärkt, ist das Bewusstsein, in meinem Auslandssemester so viel erlebt und geschafft zu haben und ich fühle mich auf jeden Fall gewappnet für die nächsten Abenteuer, die jetzt noch kommen.

Ich werde mir ein wenig „pura vida“ im Herzen behalten und kann in der Zwischenzeit nur jedem*r sagen: Costa Rica lohnt sich.

Carla läuft am Strand dem Sonnenuntergang entgegen.
Für mich geht es jetzt in Richtung neue Abenteuer, und ich bedanke mich herzlich bei allen, die mich auf meinem Weg durch Costa Rica begleitet haben!

Kommentare
  1. Anita

    1. März 2022

    Hallo das klingt ja alles ganz super…
    Wo hast Du Dich denn beworben..
    Für Costa Rica ?

Hast du noch Fragen?

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