Letzten Freitag konnte ich einen weiteren kulturellen Unterschied zwischen Deutschland und China feststellen: Die Chinesen haben zwei Geburtstage. Hui ist nach unserem, also dem Gregorianischen Kalender im September geboren, hat aber dieses Jahr nach dem traditionellen Chinesischen Kalender erst am 14. Oktober Geburtstag. Also dann, 生日快乐 / shēngrì kuàilè (Alles Gute), Hui!

Die Sache mit den Geburtstagen finde ich in China ziemlich verrückt und auch ein bisschen verwirrend. Manche Chinesen wissen gar nicht, wann der wirkliche Tag ihrer Geburt ist. Zum einem die Sache mit Mond- und unserem reinen Sonnenkalender und die Tatsache, dass manche Chinesen jedes Jahr nach Lust und Laune entscheiden, welcher der beiden Tage nun „gefeiert“ wird. Andere Lebensbereiche wie zum Beispiel der Beruf werden wiederum seit 1949 vom gregorianischen Kalendar bestimmt.

Erst seit wenigen Jahrzehnten (seitdem man sich zum Beispiel im Rathaus registrieren muss) gibt es zumindest im Personalausweis die festen Daten für den Geburtstag. Mir wurde erzählt, dass der Geburtstag für jüngere Leute nicht so eine große Bedeutung hat, wie vielleicht in unserer Heimat. Erst mit 60 Jahren feiert man seinen ersten Geburtstag, weil dann ein Lebenszyklus als abgeschlossen gilt. Dann wird die ganze Familie eingeladen und groß gefeiert. Ein typisches Geburtstagsessen sind übrigens Nudeln, denn sie bedeuten Glück und ein langes Leben. Ein typisches Geschenk ist der Hong Bao, der rote Umschlag, in den man Geldgeschenke packt. Im Internet schwirren einige absolute Tabu-Geschenke umher, von denen viele laut Hui ihre negative Bedeutung verloren haben. So schenkt man sich heutzutage auch Uhren oder Messer, die angeblich für den Ablauf der Lebenszeit oder das Ende einer Beziehung stehen. Nur was die Verpackung angeht, sollte man sich am besten an Farben wie Rot und Gold halten, die in China für Glück stehen. Generell sollten Geschenke immer verpackt sein, denn es gilt als höflich diese nicht sofort zu öffnen und zu begutachten. Insgesamt glaube ich allerdings, dass die Bedeutung von Geburtstagen immer mehr zunimmt und die städtischen Chinesen die westlichen Geburtstagstraditionen lieben. Zum Beispiel hat Hui schon einen Tag vor ihrem Geburtstag Kuchen mitgebracht, sich drei Wünsche gewünscht und sich von uns „Alles Gute“ vorsingen lassen.

Kleiner Tipp: Solltet ihr jemals in eine chinesische Bäckerei gehen und Kuchen bestellen wollen, lasst es euch einfach vorher übersetzen oder nehmt am besten direkt jemanden mit :-D. Bislang war das glaube ich mein längstes Gespräch mit Zeichensprache und Google-Bildern, das ich in China hatte.