19. Mai 2017
In Deutschland verbringe ich meinen Geburtstag, den 17. Mai, meist entspannt mit Freunden oder meiner Familie. Aber während meiner Zeit hier in Oslo war alles anders. Ganz anders. Statt mit maximal 20 Leuten (oder „nur“ meinen Erasmusfreunden) habe ich in diesem Jahr mit etwa 200.000 Norwegern gefeiert und gesungen. Warum und wie genau? Lest, seht und hört selbst!
Vorfreude auf den Nationalfeiertag
Der 17. Mai steht in Norwegen für den nationalen Ausnahmezustand, auf den die Norweger monatelang hinfiebern. Sie feiern dann in Tracht und mit Kinderumzügen sehr ausgelassen die Verabschiedung der ersten Verfassung im Jahr 1814. Für mich ist diese patriotische Monarchie-Begeisterung sehr ungewohnt gewesen, aber umso spannender. Seit Wochen war der Alltag noch mehr von den norwegischen Nationalfarben geprägt als ohnehin im ganzen Jahr. Am letzten Tag vor dem 17. Mai war selbst das Schaufenster dieses Schuhgeschäftes dann ganz auf Rot-weiß-blau fixiert.
Und auch das Musikkorps von König Harald V., (Klugscheißer würden die „Garde Seiner Majestät des Königs“ sagen), gab sein Bestes, um Osloer und Touristen auf den bevorstehenden Nationalfeiertag einzustimmen. Zwei Tage vorher präsentierten sie auf dem Vorplatz des Opernhauses ihre Marsch- und Drillkünste. Bei der Showeinlage mit Waffenwurf zeigte sich allerdings noch etwas Übungsbedarf.
Aber das sehen die Norweger nicht so eng, nach einem Schulterklopfer von einem Kameraden ging es weiter. Ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf den 17. Mai sind auch die Einkäufe für das Festfrühstück, bei dem Champagner zum Anstoßen eine Hauptrolle spielt. Und da die Norweger wie alle Skandinavier ein Faible für Dekoration haben, darf anscheinend auch der „17. Mai“-Blumenstrauß nicht auf dem Tisch fehlen.
Jubel, Trubel und noch mehr Heiterkeit
Am 17. Mai selbst habe ich zuerst mit meinen Erasmusfreunden gefrühstückt (natürlich in der Erasmus-Variante mit Bier). Danach ging es wie für halb Oslo Richtung Innenstadt, wo mehr als 60.000 Kinder aus über 100 Schulen zum Schloss von König Harald V. zogen. Während fast alle Norwegerinnen und Norweger mit der Nationaltracht „Bunad“ brillierten, die die jeweilige Herkunftsregion verrät, gab es auch für die Vierbeiner stilechte Ausstattung.
Zwischen Marschmusik und Fahnenschwenken flammten immer wieder „Hurra“-Rufe auf. Funfact: „Gratulerer med dagen!“ wünscht man sowohl zum Geburtstag als auch zum Nationalfeiertag – also passte bei mir beides. Einen Eindruck von der ausgelassenen Stimmung bei Teilnehmern und Zuschauern des Festumzuges, der übrigens in ganz Norwegen stattfindet, vermittelt am besten das folgende Video. Ton an und mitsingen nicht vergessen!
Nach rund vier Stunden Dauerwinken auf dem Schlossbalkon hatte die königliche Familie um Harald V. dann ihre Pflicht erfüllt. Den Beweis, dass das Hofzeremoniell 2017 nicht mehr ganz so ernst genommen wird, lieferte einmal mehr Prinz Sverre Magnus, Sohn von Prinzessin Mette-Marit und Prinz Haakon. Hier gibt es ein Video mit seinen Tanzeinlagen. Mit vollem Einsatz dabei war anscheinend auch der Besitzer dieser Schuhsohle. Finden konnte ich ihn in der Menschenmenge leider nicht mehr…
Insgesamt hätte es für mich keinen besseren Rahmen für einen Geburtstag im Ausland geben können. Danke an alle mitfeiernden Norweger für diesen besonderen und besonders musikalischen Tag!