21. September 2016
Meinen Geburtstag vor zwei Wochen wollte ich so „authentisch“ wie möglich verbringen. Also trommelte ich ein Paar Freunde und Bekannte zusammen und mietete eine „Chiva“, die uns einen wilden Ritt durch Quito bescherte.
Eine Chiva ist ein offener Bus, der besonders in ländlichen Regionen Lateinamerikas genutzt wird, um Passagiere zu transportieren. In Quito dienen sie hauptsächlich einem anderen Zweck: Party zu machen. So sind die Party-Chivas mit Diskobeleuchtung, Soundanlage und Seilen, an denen man sich während der holprigen Fahrt festhalten kann, ausgestattet. Da es nachts in Quito recht kalt wird, wird man in der Chiva kontinuierlich mit Canelazo versorgt, einem alkoholischen Heißgetränk aus Aguardiente, Orangensaft und Zimt. Damit beim Tanzen/Sichfesthalten nichts verschüttet wird, werden die Becher mit Fäden wie Ketten um den Hals getragen.
An Bord der Chiva gibt es dann eine Dauerbeschallung aus Latin-Pop und Reggaeton, lateinamerikanischer Hip Hop Musik, deren berühmtester Vertreter, Daddy Yankee, vor einigen Jahren mit „Gasolina“ den wohl bisher einzigen Charterfolg des Genres in Deutschland verzeichnen konnte. Der Tanzstil von Reggaeton wird übrigens als perreo bezeichnet, was sich als „hündisch“ übersetzen lässt.
Während der Fahrt wurde mir sogar ein Geburtstagskuchen überreicht. Aber Vorsicht vor der ecuadorianischen Geburtstagstradition morder el pastel – in den Kuchen beißen! Wem das nicht schnell genug gelingt, so wie mir, dem wird der Kuchen ins Gesicht gedrückt.
Die Fahrt mit der Chiva dauerte etwas mehr als zwei Stunden, bevor sie uns in einer Diskothek absetzte. Insgesamt war es wohl mit das witzigste, das ich bisher in Ecuador erlebt habe. Besser hätte ich meinen Geburtstag nicht verbringen können!