18. Oktober 2020
Ich habe mich bereits während meiner Schulzeit für umweltfreundliche und nachhaltige Technologien interessiert, entschied ich mich für das Studium einer Ingenieurwissenschaft. Dieses Interesse floss natürlich auch in die Wahl meines Erasmus-Ziellandes ein. Also: Warum gerade Schweden?
Die erste Überlegung
Nach dem ich den Großteil der Pflichtmodule meines Bachelorstudiums abgeschlossen habe, verbringe ich derzeit das 5. Semester im Ausland. Hier möchte ich den Wahlpflichtbereich des Studiengangs dazu nutzen um eine Vertiefungsrichtung für mich zu finden. Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen mit dem technischen Schwerpunkt Elektrotechnik und wollte mich gern mehr mit grünen Technologien befassen.
Auf der Suche nach der passenden Uni wurde mir relativ schnell bewusst, dass Skandinavien für meine Studienrichtung besonders geeignet ist. Denn wo kann man regenerative Technologien besser studieren als dort, wo diese schon vielfach angewendet werden? Hier in Schweden sieht man zum Beispiel schon zahlreiche Elektro- und Hybridfahrzeuge auf den Straßen, es gibt einen günstigen öffentlichen Nah- und Fernverkehr und in den Städten ist das Fahrrad das Verkehrsmittel Nummer eins. Über die vielen Fahrradwege oder Fahrradstraßen kommt man meist schneller von A nach B als mit dem Auto oder Bus.
Nachhaltigkeit in der Universität
Dieses Umweltbewusstsein spiegelt sich auch in der Lehre der Universität wider. Egal in welchem technischen Studiengang, Nachhaltigkeit spielt in vielen Modulen eine wichtige Rolle. Ein Beispiel dafür ist der Kurs „Electric and Electric Hybrid Vehicle Technologies“, den ich derzeit belege. In diesem lernen wir Studierenden alles zu Antriebstechnologien jenseits von Öl und Gas, zum Aufbau und den Anforderungen an die jeweiligen Fahrzeuge, zur benötigten Infrastruktur und zu verschiedenen Anwendungsbereichen vom Kleinwagen bis zum Longhaul-Truck (einem auf lange Strecken ausgelegten LKW) oder sogar einer Fähre. Außerdem wird immer wieder auf aktuelle Entwicklungen eingegangen und das Modul zeichnet sich durch einen hohen Praxisbezug aus. Beispielsweise wurde von unserem Professor und einem Unternehmen aus Lund auf dem Campus eine Teststrecke errichtet, auf der Elektroautos und -busse während der Fahrt laden können. Geplant ist, dass in den nächsten Jahren alle Busse in Lund elektrifiziert werden und auf solchen Strecken fahren.
Ein Modul mit aktueller Relevanz
Normalerweise findet auch jedes Semester eine Exkursion zu einem Unternehmen aus diesem Bereich statt. Das war dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie leider nicht möglich. Deshalb kamen Vertreter eines internationalen Automobilzulieferers aus einer Niederlassung in der Nähe an die Uni. Nach einem Vortrag konnten wir in einem Elektrofahrzeug mit von dem Unternehmen entwickelten Systemen mitfahren und es genauer unter die Lupe nehmen. Außerdem müssen alle Studierenden im Kurs eine Ausarbeitung zu einem aktuellen Thema erstellen. Dieses Jahr untersuchten wir Möglichkeiten, um bei Batterie-elektrischen Fahrzeugen (BEVs) die Batteriekapazität zu verringern, ohne dass die Reichweite des Fahrzeugs sinkt. Die untersuchten Technologien, die das ermöglichen sollen, sind Wasserstoff-Brennstoffzellen und Elektrische Straßensysteme, auf denen Autos und LKWs während der Fahrt laden können. Dadurch müssten deutlich weniger Batterien verbaut werden. Das führt nicht nur zu einem leichteren Gewicht, sondern vor allem zu einem geringeren Verbrauch von Rohstoffen wie Lithium und Cobalt, die unter teilweise umwelt- und gesundheitsschädlichen Bedingungen abgebaut werden.
Mir hat dieser aktuelle Bezug sehr gut gefallen, besonders im Vergleich zu meinen bisherigen Modulen, in denen eher Grundlagen behandelt wurden. Wenn du dich auch für ein Auslandssemester in Lund interessierst und mehr zu den Kursen an der Faculty of Engineering erfahren willst, findest du hier eine Übersicht. Wenn’s doch ein ganzer Master im Ausland sein soll, ist vielleicht der Artikel von Johannes etwas für dich.